„Danke für den schönen Abend, es is mir werklich am wichtigsten, dass es mir g’fällt“, mit diesen Worten verabschiedete sich Klaus Karl Kraus in Eltmann von einem Publikum, das viel zu lachen hatte, aber auch ins Grübeln kam. Und das wird ihn sicher freuen, denn Klaus Karl Kraus ist ein Kabarettist, kein Comedian – er hat die Lacher auf seiner Seite, aber er will auch Inhalte transportieren, vielleicht auch die Welt ein bisschen besser machen. Stehender Applaus beendete den Abend.
Kraus, der auch Hochschul-Dozent für Kommunikation ist, liest Körpersprache und stellt sich sofort auf die Gäste in den vorderen Reihen ein bis hin zum Dialog. Und als er feststellte, dass direkt vor ihm ein „Geburtstagskind“ saß, gab es ein Ständchen für Jola, die von ihren Club-Freunden als Überraschung in die Halle „entführt“ worden war.
Im Programm „Bäggli, Bunsch und Budderblädzli“ geht es um Weihnachten und das wird für Klaus Karl Kraus „immer bleeder, odder ned?“ Er wehrt sich gegen Beleuchtungs-Wettrüsten und Geschenke-Wahnsinn. „Bei mir müssder aufpass“, erklärt er, der eigentlich von seinem Kindheitstrauma, der missglückten Martinslaterne und dem eskalierten Umzug erzählen will, unterwegs aber fünf andere Themen bearbeitet.
Kindheit und Erziehung sind immer wieder solche Themen: „Mei Mudder hat g’sacht, wer an Heilich Abnd durch’s Schlüsselloch guckt, der wird blind. Da brechen jetzt widder a paar Bachblüd’n zamm – dess kann mer doch ned saach“. Immer noch besser, als Kindern keine Regeln zu geben und sie zu „klanna Derrorisdn“ zu erziehen – und ihnen die Kindheit zu nehmen, so Kraus‘ Überzeugung. Seine Tochter sei bei der Einschulung gefragt worden, ob sie schon Englisch oder Französisch könne, erzählt er. „Ich hätt für so Zeuch gar ka Zeit g’habt im Kinnergaddn, mei wichtigsta Aufgab war: Schlucke einen Regenwurm“.
Jede Menge Lacher produziert Klaus Karl Kraus auch mit seinen Beziehungsgeschichten, er fordert aber auch mehr Wertschätzung ein, mehr Familiensinn wünscht er sich, „aber bei 3,2 Fernseher im Vierpersonenhaushalt seh' ich da schwarz“.
Chaotisch, aber doch schön sei die Weihnachtszeit im Hause Kraus gewesen, als Klaus Karl noch „der Hundsfregger“ war. Die Oma hatte zwar „einen Vollschuss“, aber Fernsehschauen mit ihr war für den Enkel klasse. Der Vater ist für die Lohntüte am Freitag noch geküsst worden und durfte in der Christmette auf der „Punsch-Eselsbank“ ganz hinten einschlafen.
Wo er seine Ideen hernimmt? Klaus Karl Kraus erzählt es auf der Bühne: direkt aus dem wirklichen Leben. Er beobachtet – beispielsweise im Kaufhaus in der Vorweihnachtszeit: „Erst Herren-, dann Damenoberbekleidung“. Oder in der Speisekarte: „Aischgründer Spiegelkarpfen an Lebkuchen-Jus auf Mango-Reisbett“.
Mit „Frau Bindestrich“, seiner Gisela, dem Punsch im Klößtopf, dem Martinszug, „Silberzwiebeln“, Altersteilzeit-Sklaven und abgestürzten Übersetzungs-Computern bescherte Klaus Karl Kraus in der Eltmanner Stadthalle einen heiteren Abend, der sicher bei vielen Gästen noch nachklingt, denn er forderte auch zu mehr Zufriedenheit auf: „Mir hamm doch eichentlich alles: Essen, Trinken, a Doppelgarasch“ und mit einer sehr nachdenklichen Zugabe verabschiedete er sich.
Sehr wohlgefühlt habe er sich in Eltmann und er könne sich gut vorstellen, wieder zu kommen, erklärte er im direkten Gespräch mit unserer Zeitung. Das liege auch an der besonders netten Betreuung durch Maria Klein, die in Eltmann das Kulturprogramm betreut.