Es ist eine innovative Idee, die dem Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises Haßberge präsentiert wurde: Ein Unternehmen aus Thalmässing, die "Jeder Tropfen Zählt GmbH", sammelt über eine Art Pfandsystem Speiseöl und -fett, das in Privathaushalten als Abfallprodukt anfällt. Das gesammelte Altspeisefett wird gereinigt und anschließend zu Bio-Kraftstoff weiterverarbeitet. Die Einführung dieses Systems ist eine Chance, die der Landkreis Haßberge nicht verpassen sollte.

Die Vorteile des Konzepts liegen auf der Hand: Mit den Speiseöl- und -fettresten aus den Haushalten wird eine – vor allem aktuell wieder mehr als wertvolle – Ressource gesammelt und mit der Verarbeitung zu Bio-Kraftstoff weiterverwertet. Hinzu kommt das ausgeklügelte Kreislaufsystem. Der Sammelbehälter kann zu Hause in der Küche aufbewahrt und befüllt werden.
Sobald der Behälter voll ist, wird er beim nächsten Einkauf einfach mit zum Supermarkt genommen – und ab damit in den Automaten. Für die Nutzerinnen und Nutzer ist das kein großer Zusatzaufwand, was für Akzeptanz des Systems sorgen und wiederum den Effekt nach sich ziehen dürfte, dass Speiseöle und -fette seltener einfach im Abwasser entsorgt werden.
Die Gegenargumente und Bedenken lassen sich entkräften
Auch im Landkreis Haßberge könnten in Zukunft gebrauchte Speiseöle und -fette über das Sammelsystem der "Jeder Tropfen Zählt GmbH" erfasst werden. Doch nicht alle Ausschussmitglieder waren gleich bereit, dem zuzustimmen. Mehrere Alternativen und Gegenargumente standen im Raum. Der Ausschuss will sich erst näher informieren und hat die Entscheidung vertagt, was nachvollziehbar ist.
Bedenken aber, dass die Sammlung nur in der Stadt, aber nicht auf dem Land funktioniert, und Fragen, was die gesammelte Menge betrifft, löst ein Blick in den Landkreis Roth: Dort wurde das System Anfang 2022 flächendeckend eingeführt, zuvor war über die Wertstoffhöfe und einzelne Bauhöfe gesammelt worden, wie das dortige Landratsamt auf Anfrage berichtet. Die Sammelmenge umfasste dabei jährlich etwa 3500 Liter. Die Bilanz des ersten Halbjahres 2022: fast 10.000 Liter.
Ein Euro pro Kopf im Jahr ist vertretbar
Die Zahlen sprechen für sich und zeigen, dass das System dort gut angenommen wird. Bleibt noch ein weiterer Knackpunkt, der in der Ausschusssitzung aufkam: Der Preis. Einen Euro pro Bürgerin beziehungsweise Bürger würde die Einführung des Systems aufs Jahr gesehen kosten. Natürlich ist ohnehin schon alles teurer geworden, aber ist dieser eine Euro bei einer Müllgebühr von aktuell 150 Euro für einen Drei-Personen-Haushalt wirklich so viel? Eigentlich nicht, schon gar nicht, wenn der Blick auf die monatlichen Kosten fällt: Das wären etwas mehr als acht Cent.
Will der Landkreis sich tatsächlich nachhaltiger ausrichten, wie es etwa das gerade in Arbeit befindliche Klimaschutzkonzept vorsieht, sollte die Einführung des "Jeder Tropfen Zählt"-Systems also keine Frage, sondern eine leicht zu treffende Entscheidung sein.