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HELLINGEN: Kopfarbeit statt ölverschmierter Hände

HELLINGEN

Kopfarbeit statt ölverschmierter Hände

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    Spitzenplatz: Verena Slawik (19) ist Deutschlands zweitbeste Auszubildende zur Kfz-Mechatronikerin. Mit im Bild Geschäftsführer Rainer Hart vom Autohaus Haßberge und Landrat Rudolf Handwerker.
    Spitzenplatz: Verena Slawik (19) ist Deutschlands zweitbeste Auszubildende zur Kfz-Mechatronikerin. Mit im Bild Geschäftsführer Rainer Hart vom Autohaus Haßberge und Landrat Rudolf Handwerker. Foto: Foto: Monika Göhr

    Toller Erfolg für eine junge Frau aus dem Haßbergkreis: Die 19-jährige Verena Slawik aus Hellingen ist Deutschlands zweitbeste angehende Kfz-Mechatronikerin. Ausbildungsbetrieb ist das Autohaus Haßberge in Haßfurt. „Landrat Rudolf Handwerker gratuliert zu dem Sieg im Leistungswettbewerb“ teilte am Montag das Landratsamt mit.

    Bremsen defekt, das Auto springt nicht an, der Motor macht seltsame Geräusche: Verena Slawik findet fast jeden Fehler. Aber nicht nur in Sachen Kfz-Fehlerdiagnose ist sie ein Ass. Ihr fachliches Können hat sie in Koblenz beim Bundesentscheid im Leistungswettbewerb der Kfz-Mechatronikerinnen in Ausbildung bewiesen. Mit 843 von 1000 Punkten ließ sie ihre neun Mitbewerberinnen weit hinter sich. Nur Michelle Marx aus dem Landkreis Cochem-Zell (884 Punkte) war besser.

    Die Aufgaben in dem Sonderwettbewerb des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe waren anspruchsvoll. Die Auszubildenden mussten unter anderem einen Zahnriemen auflegen, den Bremsscheibenschlag messen, einen Winter-Check durchführen oder herausfinden, warum ein Auto nicht startete. Abgefragt wurden Kenntnisse in der Diagnose von Motormanagement-Systemen und der Beleuchtung bis hin zu Elektrik- und Elektronik-Problemen, heißt es in der Pressemitteilung des Landratsamtes.

    Verena Slawik ist Auszubildende im vierten Lehrjahr und steht kurz vor der Gesellenprüfung. „Der Wettbewerb war jetzt eine sehr gute Bestätigung für meine Leistung kurz vor der Abschlussprüfung“, meint sie. „Ich bin stolz, auf das, was ich geschafft habe. Aber so richtig habe ich das noch gar nicht realisiert.“ Die 19-Jährige strahlt übers ganze Gesicht und präsentiert ihren gewonnenen Pokal und die Urkunde. „Der Beruf Kfz-Mechatroniker ist auch für Mädchen attraktiv“, sagt Slawik. Bei der täglichen Arbeit in der Werkstatt sei viel Kopfleistung gefragt. Viele verbänden eine Autowerkstatt mit ölverschmierten Händen der Mechaniker und Schraubenschlüsseln. Doch mittlerweile beherrsche Elektronik das Geschäft, wird sie in der Mitteilung vom Landratsamt zitiert.

    „Logisches Denken und Technik war schon immer mein Ding.“ Bereits während ihrer Schulzeit an der Realschule Hofheim sei für sie festgestanden: Ich möchte einen technischen Beruf lernen. Um Werkstattluft zu schnuppern und zu testen, ob das Kfz-Handwerk für sie in Frage kommt, absolvierte sie ein Praktikum in Königsberg, in einer freien Werkstatt. „Meine Schnupperlehre werde ich nie vergessen. Damals war Reifenwechselzeit und ich hatte bis zum Feierabend ein kohlrabenschwarzes Gesicht, aber dafür auch ein dickes Grinsen im Gesicht. Es hat total Spaß gemacht.“

    Nach nur zwei Bewerbungen wurde sie zum Vorstellungsgespräch ins Autohaus Haßberge eingeladen und eingestellt. „Anfangs waren die männlichen Kollegen schon etwas skeptisch“, berichtet sie von ihren Erfahrungen als junge Frau in der Männerdomäne. Doch das habe sich schnell gelegt. Chef und Kollegen schätzten ihre Arbeit und ihr Know-How, zitiert sie die Mitteilung des Landratsamtes. Vor allem die Elektronik reizt die 19-Jährige. „Schrauben kann jeder, das ist nicht so schwer. Bei der Kfz-Technik muss man auf ganz viel achten, das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich.“ Deshalb kann Verena Mädchen nur raten, sich für einen frauenuntypischen Beruf zu entscheiden.

    „Wir sind mächtig stolz, dass Verena es so weit geschafft hat. Aber sie hat es sich selbst zuzuschreiben“, betont Rainer Hart, einer der Geschäftsführer des Autohauses Haßberge. „Sie ist ein fleißiger und engagierter Lehrling.“ Hart respektiert Verenas Wunsch, nach der Ausbildung das Fachabitur an der Berufsoberschule in Schweinfurt abzulegen, bedauert diesen aber auch: „Wir hätten sie wirklich gerne behalten.“

    Wie es danach für Verena Slawik weitergeht, ist offen. Sie hofft auf ein duales Studium bei Audi, könnte sich aber auch vorstellen, später als Fachlehrerin in der Berufsschule tätig zu werden oder ein Maschinenbau-Studium anzuschließen.

    Landrat Rudolf Handwerker gratulierte der Auszubildenden zur Leistung: „Sie sind nicht nur für den Landkreis Haßberge ein wichtiger Werbeträger, sondern auch für das Kfz-Handwerk.“ Der Landrat wünschte sich mehr solcher Beispiele, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Gerade in den technischen Berufen sind Frauen unterrepräsentiert.“ Den Glückwünschen schlossen sich auch die Leiterin der Heinrich-Thein-Schule Haßfurt, Heidrun Görtler, sowie der Leiter der Fahrzeugakademie Schweinfurt, Matthias Dingfelder, an.

    Karriere im Kfz-Handwerk

    Unter dem Motto „Abi + Auto“ startet, wie berichtet, im Landkreis Haßberge ein Karriereprogramm für Abiturienten im Kfz-Gewerbe. Initiator ist die Kfz-Innung Unterfranken gemeinsam mit der Handwerkskammer für Unterfranken. Ab dem Schuljahr 2013/14 besteht für alle Abiturienten im nordbayerischen Raum die Möglichkeit, an der Heinrich-Thein-Berufsschule in Haßfurt in Kooperation mit der Fahrzeugakademie in Schweinfurt den Weg zur Meisterprüfung innerhalb einer verkürzten Zeitspanne zu absolvieren. Zusätzlich qualifizieren sich die Teilnehmer innerhalb der dreijährigen Projektphase zum staatlich anerkannten Kfz-Servicetechniker und legen die Teilprüfungen III und IV der Meisterprüfung im Kfz-Technikerhandwerk ab. Infos: Heinrich-Thein-Schule, Tel. (0 95 21) 9 22 50, oder im Internet unter www.bs-hassfurt.de Quelle: LRA

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