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HOFHEIM/HAßFURT/EBERN: Krankenhäuser am Tropf

HOFHEIM/HAßFURT/EBERN

Krankenhäuser am Tropf

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    Die Haßbergkliniken und die Medizinischen Versorgungszentren stecken in tiefen wirtschaftlichen Problemen und hängen quasi am Tropf des Landkreises, der wiederum über die Kreisumlage auch die Gemeinden in die Pflicht nimmt.
    Die Haßbergkliniken und die Medizinischen Versorgungszentren stecken in tiefen wirtschaftlichen Problemen und hängen quasi am Tropf des Landkreises, der wiederum über die Kreisumlage auch die Gemeinden in die Pflicht nimmt. Foto: Foto: DAK

    Den Haßbergkliniken steht finanziell gesehen das Wasser bis zum Hals. Wie ernst die Lage ist, zeigen Unterlagen, die aus einer nichtöffentlichen Sitzung des Verwaltungsrats jetzt dem „Haßfurter Tagblatt“ (HT) zugespielt wurden.

    „Es muss uns mit den richtigen Maßnahmen gelingen, unsere Krankenhäuser zukunftsgerichtet aufzustellen, um damit die fachärztliche und stationäre Gesundheitsversorgung in unserem Landkreis sicherzustellen“, hatte Landrat Wilhelm Schneider in seiner Grußbotschaft zum Jahreswechsel erklärt. Und bereits in der letzten Kreistagssitzung des Jahres 2016 hatte Schneider von „unangenehmen Entscheidungen“ gesprochen, die in 2017 anstünden.

    Die drei Krankenhäuser in Haßfurt, Hofheim und Ebern sowie die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Haßfurt und Ebern stehen mit rund 20 Millionen Euro in der Kreide. Allein diesem Jahr muss der Landkreis erneut 750 000 Euro zum Ausgleich von Betriebskostendefiziten sowie einen Investitionskostenzuschuss von weiteren 500 000 Euro an die MVZ GmbH zur Verfügung stellen. An die drei Kliniken fließen 500 000 Euro für den Bauunterhalt und 2,15 Millionen Euro als Ausgleich des erneut zu erwartenden Betriebskostendefizits.

    Der Grund für die Schieflage ist aber nicht Missmanagement, sondern die derzeitige Bundesgesundheitspolitik, die bei der Fallabrechnung große Fachkliniken bevorteilt und kleine Krankenhäuser auf dem flachen Land, die mehrere Abteilungen als medizinische Grundversorgung für die Menschen vor Ort vorhalten müssen, benachteiligt.

    Keine Stellungnahme

    Dem HT wurde nun aus der nicht öffentlichen Sitzung des Verwaltungsrats der vorläufige Jahresabschluss für 2015 zugespielt. An der Echtheit des Schriftstücks gibt es keinen Zweifel – auch wenn der Vorstandsvorsitzende der Haßbergkliniken, Stephan Kolck, auf Anfrage dieser Redaktion am Dienstagnachmittag erklärte, er werde in Absprache mit Landrat Wilhelm Schneider die genannten Zahlen „weder bestätigen noch dementieren“, weil es sich um eine nicht öffentliche Sitzung gehandelt habe.

    Laut dem Jahresabschluss für 2015 ist alleine im Haus Haßfurt unterm Strich ein Defizit von 1,4 Millionen Euro angefallen. Den größten Beitrag dazu leistete die Gynäkologie mit etwa 682 000 Euro. Dieses Ergebnis führte im vergangenen Frühjahr offenkundig seitens des Vorstands auch zu der Überlegung, die einzige Geburtsstation im Landkreis komplett zu schließen, was einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte.

    Die Entscheidung wurde vertagt. Auch die Innere Medizin schrieb mit 402 000 Euro tiefrote Zahlen, bei der Unfallchirurgie sieht es mit fast 250 000 Euro nicht besser aus. Die HNO-Abteilung ist mit 56 000 Euro in den Miesen gewesen. Es gab in Haßfurt nur zwei Abteilungen, die Profit abwarfen: die Akutgeriatrie mit 29 000 Euro und die Viszeralchirurgie mit 126 000 Euro.

    Das heißt im Umkehrschluss: Alleine mit der Schließung der Neugeborenenstation wäre man noch lange nicht in den schwarzen Zahlen. Das Haus Ebern fuhr ein Defizit von 1,14 Millionen Euro ein. Hauptschuldige daran ist die Chirurgie mit 572 000 Euro. Die Innere Medizin sorgte für ein Minus von 237 000 Euro.

    Hofheim als reines Ärztezentrum

    Interessant ist auch ein Blick auf die 2015-er Bilanz des Hofheimer Belegkrankenhauses. Diese Klinik soll ja nach den Plänen des Vorstandes keine Betten mehr vorhalten, quasi geschlossen werden und künftig nur noch ein Ärztezentrum sein. Im Jahr 2015 sorgte Hofheim für ein Defizit von 360 000 Euro. Eine Schließung Hofheims brächte also auch nicht den erhofften Befreiungsschlag, zumal dann auch erst neue Investitionen in Haßfurt nötig wären.

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