Hassfurt (swe) 80 Prozent aller Männer bekommen im höherem Alter Probleme mit der Prostata. Prostatakrebs ist die häufigste Tumorart bei Männern über 50, allerdings liegen die Heilungschancen bei frühzeitiger Behandlung ebenfalls sehr hoch. Das Thema Prostatakrebs stand im Mittelpunkt des VdK-Gesundheitsforums im Oktober. VdK-Kreisvorsitzende Elfriede Kerker begrüßte den Urologen Dr. Dietmar Sebeikat aus Hofheim zu dem Vortrag, der natürlich vorwiegend männliche Zuhörer fand.
Bei den meisten Männern habe die Krebsvorsorge nur einen geringen Stellenwert, sagte Sebeikat. Während mittlerweile 64 Prozent der Frauen regelmäßig den Frauenarzt zur Krebsvorsorge aufsuchen würden, nutzten nur 20 Prozent der Männer das Vorsorgeangebot.
Es gebe sicher angenehmere Untersuchungen, so Sebeikat, doch angesichts der hohen Heilungschancen bei früher Erkennung eines Krebses an der Prostata sei es dringend notwendig, dass mehr Männer zur Vorsorge gehen.
Nach vollendetem 45. Lebensjahr bezahlt die Krankenkasse pro Jahr eine Untersuchung - den ergänzenden PSA-Test, der das prostatatypische Antigen bestimmt, allerdings nicht. Ist die Konzentration dieses Antigens im Blut zu hoch, ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Prostata durch Krebs vergrößert hat. Dr. Sebeikat empfahl diesen Test unbedingt, denn der Urologe könne nur einen relativ geringen Teil der Drüse ertasten. Der PSA-Test runde das Ergebnis sinnvoll ab. Ein Tumor, der tastbar ist, sei meist schon in einem fortgeschritteneren Stadium.
Eine vergrößerte Prostata an sich sei nicht problematisch. Die Drüse, die direkt unterhalb der Harnblase die Harnröhre umschließt, beginnt im Alter von 30 Jahren bei jedem Mann zu wachsen. Das allein müsse noch keine Beschwerden bereiten. 20 Prozent aller Männer bekommen nie Probleme mit der Prostata, bei den meisten anderen führt die gutartige Vergrößerung nur zu Problemen beim Wasserlassen und zu einer Operation. Oft kommt es aber auch zu einem bösartigen Wachstum. 20 Prozent aller männlichen Krebspatienten über 50 Jahren haben Prostatakrebs.
Die Ursachen für Prostatakrebs sind noch nicht eindeutig erforscht. Auffällig seien jedoch erbliche Vorbelastungen innerhalb mancher Familien, so Sebeikat. Auch Umwelteinflüsse wie Schwermetalle stehen im Verdacht, das Karzinom zu fördern. Auf jeden Fall unterstützt Testosteron das Wachstum der Drüse.
Im Frühstadium macht sich der Prostatakrebs nicht bemerkbar. Entgegen der landläufigen Meinung seien Probleme beim Urinlassen kein typisches Symptom, es kann jedoch ein Hinweis sein. Typischer seien Schmerzen im Becken, in den Knochen, im Rücken, oder gar plötzliche Knochenbrüche. Auch dicke Beine, Müdigkeit oder unklarer Gewichtsverlust können auf Prostatakrebs hinweisen.
Dr. Sebeikat forderte die Anwesenden auf, ihren Körper zu beobachten. Ohnehin wachse der Prostatakrebs sehr langsam, auch ohne Behandlung habe ein Patient noch eine Lebenserwartung von fünf bis sieben Jahren. Als Therapie, auch bei fortgeschrittenem Krebs, habe sich die Hormonbehandlung erwiesen, durch die der Testosteronspiegel massiv gesenkt wird. Die Nebenwirkungen der Behandlung gleichen denen der Frau in den Wechseljahren. Die Hormonbehandlung sei aber außerordentlich erfolgreich. Bei 80 bis 90 Prozent der Erkrankten wächst der Krebs nicht weiter und "die meisten Patienten sterben nicht an ihrem Krebs, sondern mit ihrem Krebs", so Dr. Sebeikat.