Alle Redner waren sich einig: Wir brauchen die „Stromtrasse P44“ im Bereich des Landkreises Haßberge und seiner Gemeinden nicht. Vorwürfe, der Landkreis oder die Gemeinde Maroldsweisach hätten bisher „geschlafen“, zu wenig getan, um sich gegen die Stromtrasse zu wehren, wurden zurückgewiesen. Etwa 75 Frauen und Männer waren der Einladung des CSU-Ortsverbandes Maroldsweisach nach Hafenpreppach gefolgt, um Infos aus berufenen Mündern zu hören, aber auch um gegen die Trasse zu protestieren.
„Frauenpower“ führte zu dieser Veranstaltung. Das konnte man jedenfalls den Worten von Harald Deringer (CSU), zweiter Bürgermeister der Marktgemeinde Maroldsweisach entnehmen, der Redner und Besucher willkommen hieß. „Heidi Müller-Gärnter (CSU), Gemeinderätin in Maroldsweisach hat das organisiert“, lobte Deringer seine Parteikollegin. Er fuhr fort: „Dass heute so viele Besucher da sind zeigt, dass hinsichtlich der geplanten Stromtrasse durch unser Gemeindegebiet und unseren Landkreis Informationsbedarf besteht. Wir haben in letzter Zeit sehr viel in unseren Tourismus investiert und da wäre die Leitung kontraproduktiv, wir müssen die Stromtrasse verhindern, weil sie nicht nötig ist.“
MdL Steffen Vogel (CSU) verwies darauf, dass der im Norden der Republik produzierte Strom dort nicht verbraucht wird. Deshalb soll er dorthin geleitet werden, wo er erforderlich ist.
„Alle großen Leitungen sollen Richtung Grafenrheinfeld führen, womit alle die am Weg der Trasse liegen stark belastet würden. Da die Leitungen des Projektes „Suedlink“ verkabelt würden, habe es dagegen relativ wenig Proteste gegeben. Weitere Varianten, so die geplante „Stromtrasse P44“, stoßen nach den Worten des Abgeordneten auf erheblichen Widerstand.
Genauer Verlauf noch offen
Noch sei offen, wo die Trasse genau verlaufen könne. „Die kürzeste Strecke und damit wohl auch die kostengünstigste wäre in unserer Region entlang der B 303“, so Vogel.
Alternativrouten dazu würden sechs oder sieben Landkreise tangieren und die Leitung wäre dann um 80 Kilometer länger. „Deshalb glaube ich nicht, dass man Alternativrouten in die Überlegungen mit einbezieht, da der Protest dann sicher noch von mehreren Seiten käme.“
Die Frage, ob man diese Stromtrasse brauche, verneinte Vogel kategorisch, was auch Meinung des Freistaates Bayern wäre. „Die Entscheidung liegt in diesem Fall letztlich beim Bund.“ Der Abgeordnete versicherte, dass von Seiten des Freistaates alles getan werde, um die Trasse zu verhindern.
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) sagte, dass es wichtig wäre, sich umfassend zu informieren, da in der Bevölkerung Unsicherheit bestehe. „Das sorgt für Gerüchte, deshalb ist es wichtig, dass alle Bescheid wissen.“
Landkreis lehnt Trasse strikt ab
Auch er betonte, dass der Landkreis Haßberge die Trasse strikt ablehne. „Das kostet alles ein Heidengeld, was die Verbraucher zahlen müssen“, sagte der Landrat. Er sah auch durch eine Trasse Einschränkungen für die Landwirtschaft und das Lebensgefühl der Bevölkerung. „Nicht nur wir, sondern auch alle Landkreise wehren sich aktiv gegen die Trasse, wir ziehen alle an einem Strick und dürfen uns nicht auseinander differieren lassen.“
So seien schon vor längerer Zeit Gespräche mit den Landkreisen Schweinfurt und Coburg geführt worden und es wurde eine Resolution gegen die Trasse eingebracht. „Wir haben im Landkreis schon bei Eltmann eine Stromtrasse und wollen nicht Hauptbetroffene für solche Leitungen sein“, sagte der Landkreischef.
Eine, die als Abteilungsleiterin für Bau und Umwelt im Landratsamt Haßberge verwaltungsmäßig mit dem Problem befasst ist, ist Adelinde Friedrich. 40 Prozent der 1900 Kilometer Netzausbau seien realisiert und das Bundesbedarfsplangesetz schließe mit der Bedarfsermittlung ab, erklärte sie. Mit der geplanten „Stromtrasse P44“ und seiner 380 KV-Leitung sei der Landkreis Haßberge betroffen. Der Planungsraum stehe fest, aber noch nicht wo die Trasse genau verlaufen soll.
Infos im Internet
Friedrich verwies auch darauf, dass jeder den Stand der Entwicklung im Internet verfolgen könne. Sie schloss: „Die Trasse steht auf der vorhabensfähigen Liste, leider.“
Als Verfechter gegen die Stromtrasse zeigte sich auch der Bürgermeister aus Seßlach, Martin Mittag (CSU). „Da gibt es eine Abgeordnete in Thüringen, die es mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel gut konnte und die erreichte, dass die Trasse nicht durch Thüringen sondern durch Bayern verlaufen soll“, so Mittag.
Er kritisierte, dass man von den Netzbetreibern hingehalten werde. Auch die jetzige Wirtschaftsministern Brigitte Zypries habe sich noch nicht klar geäußert, ob die zur Rede stehende Trasse nötig ist.
Bürgermeister ist kampfbereit
Auch Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) aus Maroldsweisach versicherte, dass er gegen die Stromtrasse kämpfe und zeigte verschiedene Bemühungen seinerseits und des Marktes Maroldsweisach gegen die Trasse auf, so auch Vorsprachen beim Wirtschaftsministerium.
Eine Unsicherheit bestehe auch deshalb, weil man noch nicht wisse, wer das Wirtschaftsresort beim Bund künftig führen werde. „Wir werden die Entwicklung weiter im Auge behalten, um nichts zu versäumen“, versicherte Thein.
Die Marktgemeinde und wohl auch er standen in der Kritik bei einigen Versammlungsteilnehmern. Mit Blick in den Nachbarlandkreis Coburg in Oberfranken, der öffentlich gegen die Trasse schon sehr aktiv war, wurden der Gemeinde Maroldsweisach und dem Landkreis Haßberge unterschwellig Versäumnisse, zu wenig Aktivitäten, zu wenig Transparenz vorgeworfen.
So von Elke Meyer aus Hafenpreppach: „Im Landkreis Coburg habe ich gegen die Trasse schon viel mehr wahrgenommen als in unserer Gemeinde und im Landkreis. Informationen kamen von dort bei uns nicht an. Das ist nicht okay.“
Widerstand stärker verkarkten
Dass nichts getan wurde, dementierten sowohl MdL Steffen Vogel als auch Landrat Wilhelm Schneider. Vogel: „Wir waren in der Vermarktung vielleicht etwas zu bescheiden.“