Unter dem Titel "Werke 1992-2022" sind momentan Kunstobjekte des renommierten Künstlers Jochen Vollmond in den barocken Räumen von Schloss Oberschwappach zu sehen. Die Vernissage stieß am Samstagabend bei zahlreichen Kunstinteressierten auf Begeisterung. Die Laudatio hielt der Eschenauer Galerist Egon Stumpf.
Jochen Vollmond studierte nach dem Abitur an der Akademie der Bildenden Künste neben Kunst und Kunstgeschichte auch Architektur in München, wo er anschließend als Kunstlehrer lebte. Fast zehn Jahre verschlug es den Künstler von 1983 bis 1992 nach Guatemala, einem Staat in Zentralamerika, der im Süden der Halbinsel Yucatán liegt.
Nachdem er das Haus seiner Großeltern erbte, zog es Vollmond wieder in die fränkische Heimat zurück. Hier baute er in Bad Königshofen das Erbe um und gestaltete das Dachgeschoss als Atelier, wo er in all den Jahren seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Nach der Rückkehr aus dem Ausland unterrichtete Vollmond als Kunstlehrer am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt, bis er mit 67 Jahren in Rente ging. Dabei widmete er sich in den letzten Jahren seiner Lehrertätigkeit als Seminarleiter der Ausbildung für Kunstlehrer an Gymnasien.
Neben Lehrerberuf schon immer Künstler
Vollmond bezeichnet sich als einer der Pioniere der neuen Medien. Während seines Studiums an der Akademie in München war er an der Entstehung des ersten Fotolabors und an der Entwicklung der ersten Videokamera beteiligt. "Kunst hat für mich mit Fotografie zu tun und mit der Wirklichkeitsbetrachtung", sagt der Maler, der neben seinem Lehrerberuf schon immer als Künstler tätig war.

Charakteristisch für den Künstler ist es, dass er immer über einen längeren Zeitraum an bestimmten Themen arbeitet. In der Serie "Anzug und Krawatte" fixiert der Maler unter dem Thema "Business Class" unterschiedliche Charaktere aus der Gesellschaft. Darauf folgte mit "Los Caprichos", inspiriert nach einem Spanienaufenthalt, eine lange Serie, die sich dem spanischen Maler und Grafiker Francisco de Goya widmet. In diesen Arbeiten lässt sich Goya zu den Beziehungen zwischen Frauen und Männer aus.
Wie mit Licht durchscheinend gemalt
Die folgende "Cocktail-Phase" erstreckt sich über einen relativ kürzeren Zeitraum. Die seit vier Jahren andauernde "Beauty-Pays-Phase" ist gekennzeichnet von zartfarbigen Bildern. Beim Betrachten erweckt es den Anschein, dass der Maler seine Bilder wie mit Licht durchscheinend gemalt hat, um so sein Modell perfekt zu inszenieren. Während der Corona-Pandemie erhielt Jochen Vollmond von seinem Modell Selfies, die er momentan noch aufarbeitet. Denn das "Fenster der vierten Phase" ist für Vollmond noch nicht geschlossen.
Neben der Gemeinde Knetzgau und dem Kulturverein Museum Schloss Oberschwappach zählt auch die Galerie im Saal Eschenau zu den Veranstaltern. So öffnete Galerist Egon Stumpf in seiner Laudatio anschaulich die vier Fenster zu den Phasen der Werke des Malers Jochen Vollmond, die in den vergangenen 30 Jahren entstanden sind.
Einzelausstellungen im Schloss wären laut Stumpf eher die Ausnahme. Aber aufgrund der künstlerischen Gestaltungsidee und der Konzentration auf ein Thema über eine begrenzte Zeit wären verschiedene Zyklen entstanden. Diese werden in einer repräsentativen Auswahl mit 41 Arbeiten - mehr als üblich - gezeigt. Die vier Perioden des Schaffens von Jochen Vollmond deutete Stumpf als "Maler und sein Modell", "Wirklichkeit oder Kunst" und "Männermacht und Frauenopfer", die Stumpf einem Buchtitel von Gerlinde Volland entliehen hatte, deren Untertitel lautet: "Sexualität und Gewalt bei Goya".
Die Ausstellung ist bis 15. Oktober an den Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet sowie nach Vereinbarung unter Tel.: (09527) 810501.
