Wer zum ersten Mal das Atelier oder die Ausstellungsräume von Gerhard Nerowski in Königsberg am Salzmarkt betritt, der ist vermutlich überrascht. Denn dort gibt es neben Figuren und Plastiken auch viele Dinge und Utensilien des täglichen Lebens. So hängt ein überdimensionaler Kamm an der Wand, liegt eine große Tube aus Holz auf dem Boden oder lehnt ein riesiger Federballschläger an der Wand.
Viele Dinge des Alltags hat der Künstler in Holz gearbeitet und auch in seinem neuen Buch "Gerhard Nerowski" festgehalten, das am Freitagabend im Rahmen eines kleinen Atelierfestes vorgestellt wurde. Auf fast 200 Seiten, mit rund 270 Fotos, geht es darin um seine Bildhauerarbeit. Von der Akademiezeit bis heute.
Alltagsgegenstände stark vergrößert
Die Einführung in das Buch gab Galerist Egon Stumpf, der in diese auch mit den besonderen Objekten des Künstlers einstieg und dessen außergewöhnliche Kunstobjekte beschrieb. "Gerhard Nerowski sagt mit seinen stark vergrößerten Dingen aus unserem Alltag, dass diese in bestimmten Momenten des Erlebens das Wichtigste auf der Welt sind", so Stumpf. "Wenn er Bonbons aus Eichenholz schnitzt und stark vergrößert, diese dann koloriert und mit einer Lineatur überzieht, dann mag sein, dass Erlebnisse mit seinen Kindern Anstoß waren, die beim Genießen dieser Süßigkeiten ganz aufgehen im Geschmackskosmos eines Zitronenbonbons."

Unter der Überschrift "Comics" sind sie im neuen Buch auf rund 70 Seiten in vielen Abbildungen zusammen gefasst. Doch es sind nicht nur Dinge aus dem Alltag, die überdimensional groß dargestellt werden und für ein Schmunzeln sorgen. Nicht alle Arbeiten muten fröhlich an, so wie die Schiffe des Künstlers, mit denen sich Menschen auf große Fahrt auf der Flucht vor Unbill und Katastrophen über das Wasser begeben.
Arbeit mit Holz, Stein und Bronze
Dass Nerowski mit Holz umgehen kann und bei seinen Werken oftmals die Kettensäge einsetzt, das hat er bereits in jungen Jahren gelernt. Nach dem Abschluss an der Fachoberschule Gestaltung Augsburg absolvierte er von 1980 bis 1983 eine Ausbildung zum Schreinergesellen. Anschließend studierte er Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg bei Professor Uhlig und wurde 1991 zum Meisterschüler ernannt. Seit 1992 ist er als freischaffender Bildhauer in Königsberg tätig.
Die Arbeiten von Nerowski beschränken sich nicht nur auf das Material Holz. Er arbeitet auch mit Stein und Bronze, wie man im zweiten Teil des Buches sieht. Er arbeitet aber immer gegenständlich, nicht abstrakt. Seine Inspirationen sind Menschen aus seinem Umfeld oder aus der gesellschaftlichen Öffentlichkeit, seine Tochter wie auch Adenauer als Beispiele, stehen gleichwertig nebeneinander, als Gipsmodell oder in Bronze gegossen.

Neben seinen freien Arbeiten hat der Künstler aber auch etliche Auftragsarbeiten vollendet. Diese umfassen die Gestaltung von Kirchenräumen, im Besonderen vom Altarraum, wie man im letzten Teil des Buches entdecken kann. Dort bezieht er nicht nur die Raumsituation in seinen Entwürfen mit ein, sondern vor allem die umgebenden Materialien und Ausstattungen der jeweiligen Kirchen.
Sohn Kilian half mit dazu
Die Frage nach dem Auslöser und Idee zum Buch, die ihm anschließend von Autorin Katharina Winterhalter gestellt wurde, beantwortete Gerhard Nerowski mit: "Ich wollte es eigentlich nicht machen." Doch eine Kollegin am Ammersee und auch sein in Australien lebender Sohn Kilian, der ihm bei der Verfassung des Buches sehr half, hätten den Anstoß gegeben. Dieser habe auch die Fotos im Buch überarbeitet. Als "Ich bin kein Mann der Worte" gab Nerowski auf die Frage, welche neuen Ideen er für das neue Jahr habe, keine Auskunft. "Zu viel wird nicht verraten."
Mit zwei heiteren Geschichten von Max Goldt zum Thema "Kunst" und einem besonderen Nikolausgedicht beschloss Schauspielerin Rotraut Arnold die Buchvorstellung.