Der evangelische Posaunenchor Gleisenau hatte zum Jubiläum seines 90-jährigen Bestehens zu einem Kabarettabend in den Ebelsbacher Bürgersaal eingeladen. Das Ensemble „Das weißblaue Beffchen“ ist das älteste Kirchenkabarett Deutschlands. Mit ihrem Programm „Das weißblaue Beffchen … und der Stein der Weisen“ ist die Truppe derzeit in ganz Süddeutschland unterwegs, zuletzt auf dem evangelischen Kirchentag in Stuttgart.
Die zwei Pfarrerinnen Beate Frankenberger und Irene Geiger und ihre Pfarrkollegen Olaf Stegmann und Hannes Schott nehmen mit hintersinnigem, dezentem und doch treffendem Humor ihre täglichen Erfahrung und die Situation der Kirche aufs Korn. Schnell wird klar, dass sie mit ihren selbst geschriebenen Texten nahe am Puls der Zeit sind.
Das Programm besteht aus 28 einzelnen Auftritten, die von einem großen Bogen überspannt sind. Für die musikalische Umrahmung sorgte Josef Hüglauer am Klavier. Auch die kurzen Umbauphasen wurden von ihm kurzweilig „überspielt“.
Zu Beginn präsentieren sich die vier als Zauberer in der Schule von „Gottward“, wo sie lernen sollen, den Stein der Weisen zu finden, der alle Klugheit der Welt als dumm erscheinen lässt. Auf dem Weg dorthin schlüpfen die Kabarettisten in viele Rollen. Ohne große Dekoration ist das Wichtige sofort erkennbar. Sie durchleuchten das Leben der Pfarrsekretärinnen, die sich beim Stammtisch über die Marotten und Fehler der „Chefs“ auslassen und fragen sich, warum so viele Religionen sich mit dem Friedensgruß begrüßen und doch ständig miteinander Krieg führen. Dabei weisen sie gezielt auf das Flüchtlingsproblem hin und schaffen es bei aller Ironie, das Publikum nachdenklich zu stimmen.
So mancher Besucher fühlte sich beim Sketch über die Gottesdienstbesucher ertappt, wenn die Predigt der Pfarrerin in den Hintergrund gerät und die eigenen Gedanken eine ganz andere Richtung einschlagen. Für Abwechslung sorgen die Soloauftritte der Kabarettisten und die musikalischen Vorträge.
„Tirili, tirila, es ist hier und doch nie da. Abarakadabera, jetzt ist er nicht mehr da…“ – so klingt es zu dem Phänomen der „Pfarrmorgana“ bei dem man den Pfarrer aus der Ferne glänzen sieht. Aber wenn man ihm zu nahe kommt, ist er verschwunden. Auch das „Vorgänger-Problem“, die Gestaltung von Taufe und Trauung und was ein Pfarrer alles haben muss, wurde mit Selbstironie dem Publikum näher gebracht.
Und immer wieder warben die vier um die Mitglieder ihrer Kirche. Olaf Stegmann als Howard Carpendale begeisterte die Zuhörer mit seinem umgedichteten Song: „Fremde oder Freunde, was werden wir sein? Kommt ihr uns mal besuchen oder bleiben wir allein?“ Am Ende finden die Zauberlehrlinge den Stein der Weisen in der Krippe und verabschieden sich mit dem Lied: „Nach dem Tauffest geht es weiter…“
Das Publikum bedankte sich mit Standing Ovations für den Abend, mit dem sich der Posaunenchor selbst ein Geschenk zum Jubiläum gemacht hatte. Wer dieses Kabarettprogramm noch mal erleben möchte, sollte sich als Termin den 11. Juli vormerken. „Das weißblaue Beffchen“ tritt an diesem Tag um 19.30 Uhr in der Johanneskirche in Hallstadt auf.