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MANAU: Landschaftsgarten: Anregend, originell, einzigartig

MANAU

Landschaftsgarten: Anregend, originell, einzigartig

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    Fachkundige Führung durch den Landschaftsgarten der Bettenburg.
    Fachkundige Führung durch den Landschaftsgarten der Bettenburg. Foto: Rebecca Vogt

    Die Staffage-Bauten im Landschaftsgarten der Bettenburg bei Manau sind vor gut 200 Jahren entstanden. Sie sollten bei ihren Betrachtern Gefühle auslösen, gleichzeitig transportierten sie aber auch politische Botschaften.

    „Was tut das hier mitten im fränkischen Wald?“ Diese Frage dürfte sich der eine oder andere, der schon einmal im Waldstück unterhalb der Bettenburg unterwegs war, bestimmt gestellt haben. Wenn etwa der Blick auf eine steinerne Säule fällt oder man plötzlich vor einer Art Freilichtbühne steht – mitten im Wald.

    Antworten und Erklärungen gab es nun bei einer gut einstündigen Führung durch den Landschaftsgarten der Bettenburg, in dem – wie die meisten Einheimischen wissen – eine Vielzahl solcher Bauten und Denkmäler zu finden ist.

    „Rückert hat hier sehr viele Anregungen erhalten.“

    Museumsleiter Wolf Eiermann, Georg-Schäfer-Museum Schweinfurt

    „Die Anlage ist so originell, dass es sie so in Europa nicht noch einmal gibt“, erklärte Wolf Eiermann den gut 50 interessierten Zuhörern, die zur Führung gekommen waren und unter denen sich auch der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé und die Familie von Truchseß befanden. Eiermann ist Leiter des Georg-Schäfer-Museums in Schweinfurt.

    Die Verbindung Eiermanns zur Bettenburg ergibt sich unter anderem aus dem 150. Todestag des Dichters Friedrich Rückert. Im sogenannten Rückert-Jahr 2016 gab es beispielsweise im Museum Georg Schäfer eine Sonderausstellung. Der Dichter war zu Lebzeiten auch auf der Bettenburg zu Gast. „Rückert hat hier sehr viele Anregungen erhalten“, erzählte Eiermann gleich zu Beginn der Führung.

    Mystisches Mauerwerk.
    Mystisches Mauerwerk. Foto: Fotos: Rebecca Vogt

    Die Waldanlagen der Bettenburg sind in den 1790er Jahren entstanden. Zuvor – in der Epoche des Barock – sei alles streng symmetrisch gewesen, berichtete Eiermann. Das könne man zum Beispiel an Gartenanlagen wie der des Schlosses Versailles bei Paris erkennen. Um 1750 habe sich dann von England aus eine demokratische Bewegung in Gang gesetzt, wie Eiermann weiter berichtete. Diese habe sich auch in der Landschaftsarchitektur niedergeschlagen. Die strenge Symmetrie des Barock sei aufgebrochen worden. Der Wald sei überwiegend so gelassen worden wie er gewesen sei. Ergänzt wurde das Ganze dann durch Staffage-Bauten, wie sie im Wald unterhalb der Bettenburg zu finden sind.

    „Das war damals eine anders gelagerte Zeit“, so Eiermann. „Die Bauten sollten den Betrachter zum Nachdenken anregen und Gefühle auslösen.“ So könne etwa das Denkmal der Geschwisterliebe zur Frage führen: „Wie hat man es denn mit der eigenen Familie?“ Die in der Nähe stehende Totenkapelle schließlich sei ein Symbol für die über den Tod hinausreichende Geschwisterliebe.

    „Mit dem Buch in der Hand ging man in den Anlagen spazieren“, beschrieb Eiermann. Und schon damals sei der Landschaftsgarten ein echter Anziehungspunkt gewesen. „Die Leute kamen von weiß Gott woher angereist.“

    „Neben der sanft-melancholischen Stimmung transportierten die Staffage-Bauten aber auch stark politische Botschaften“, ließ Eiermann wissen. Ein Umstand, den die Wissenschaft lange verkannt habe. So bildete sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts – zur Zeit der Herrschaft Napoleons – auf der Bettenburg eine Tafelrunde, die das Ziel hatte, gegen den französischen Herrscher vorzugehen. Passend hierzu gibt es im Landschaftsgarten ein Denkmal für die Ritter Franz von Sickingen und Götz von Berlichingen. Bei beiden handele es sich um „zwei Haudegen, die gegen etwas revoltierten.“

    „Mit dem Buch in der Hand ging man in den Anlagen spazieren.“

    Museumsleiter Wolf Eiermann, Georg-Schäfer-Museum Schweinfurt

    Das Denkmal stammt aus dem Jahr 1793. Es stelle im Nachgang der Französischen Revolution von 1789 schon ganz konkret die Frage nach dem, was kommt, verbunden mit dem Appell „Wehrt euch, steht auf!“

    Wie Eiermann berichtete, schließe sich hier dann auch der Kreis zu Rückert. Die „Geharnischten Sonette“ des Dichters würden in die gleiche Richtung gehen und seien zudem auf der Bettenburg zum ersten Mal vorgelesen worden. Denn in der Abgeschiedenheit habe man damals seine politische Meinung noch frei äußern können.

    Beeindruckend: eine steinerne Säule mitten im Wald.
    Beeindruckend: eine steinerne Säule mitten im Wald. Foto: Rebecca Vogt

    Insgesamt lautet das durchgängige Thema des Landschaftsgartens Eiermann zufolge etwa so: „Es gibt die Gegenwart, aber Vergangenheit und Zukunft spielen auch eine Rolle.“ Passend hierzu gab der Museumsleiter dann zum Abschluss noch eine Geschichte aus seiner eigenen Vergangenheit zum Besten. Vor 30 Jahren sei er als Student mit seinem kurz vor dem Ruhestand stehenden Professor im Landschaftsgarten unterwegs gewesen.

    Dieser habe dann beschlossen: „Ach, jetzt nehmen wir aber die Abkürzung.“ Daraufhin sei er vorausgegangen und habe seinen Professor noch darauf hingewiesen, dass das Gelände besonders steil sei. Doch da rutschte ihm dieser schon auf dem Hintern entgegen.

    Er habe seinen Professor dann abgebremst und gedacht, damit sei seine Unikarriere vorbei. Da dem nicht so war, kann der Museumsleiter heute darüber schmunzeln und die Geschichte als „Erlebnis der besonderen Art“ verbuchen.

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