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Treinfeld: Hitzige Debatte in Rentweinsdorf: Stehen Solaranlagen in Konkurrenz zu landwirtschaftlichen Flächen?

Treinfeld

Hitzige Debatte in Rentweinsdorf: Stehen Solaranlagen in Konkurrenz zu landwirtschaftlichen Flächen?

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    Der Solarpark Treinfeld soll eine Modulfläche von knapp drei Hektar umfassen und könnte 834 Haushalte komplett mit Strom versorgen, so die Projektplaner (Symbolbild).
    Der Solarpark Treinfeld soll eine Modulfläche von knapp drei Hektar umfassen und könnte 834 Haushalte komplett mit Strom versorgen, so die Projektplaner (Symbolbild). Foto: Karl-Josef Hildenbrand

    Die Gemeinde Rentweinsdorf möchte in Sachen Photovoltaik eine Vorreiterrolle einnehmen. Vor etwa zehn Jahren entstand bereits im Ortsteil Hebendorf eine große Anlage mit rund 45 Hektar. Nun möchte Siegfried Dürr einen Solarpark auf seinem Grundstück beim Ortsteil Treinfeld errichten. Um über das Thema zu diskutieren, hatte die Gemeinde zu einer Bürgerversammlung geladen. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dem Ruf aus dem Rathaus. Und es gab nicht nur Begeisterung.

    Bürgermeister Steffen Kropp (SPD) bezeichnete den geplanten "Solarpark Treinfeld" als zukunftsorientiertes Projekt für die Gemeinde, aber auch für das Klima. Er sprach von einem "kleinen Zubrot, wenn wir daraus Gewerbesteuer erhalten".

    Modulfläche von 2,8 Hektar

    Der "Solarpark Treinfeld" soll auf der Fläche mit der Flurnummer 70 gebaut werden. Die Planungen umfassen eine Fläche von 3,4 Hektar. Die Modulfläche wird aber nur rund 2,8 Hektar betragen, weil auch eine Ausgleichsfläche von 20 Prozent nötig ist. Die geplante Anlage liefert soviel Strom, dass man damit 834 Haushalte komplett versorgen könnte. Der Ertrag wird mit 2922 Megawattstunden pro Jahr angegeben, bei einer Nennleistung von rund 2706 Megawatt. Als Kohlendioxid-Einsparung werden 1791 Tonnen pro Jahr angegeben. Für Planungs- und Bauzeit der Anlage sind 12 bis 14 Monate veranschlagt.

    Grundstückseigner Dürr erklärte, er habe das Projekt selbst mit der Firma "Greenovative GmbH" ins Rollen gebracht. Projektingenieur Daniel Birkmair stellte dieses Unternehmen als inhabergeführtes, mittelständisches Photovoltaik-Unternehmen mit Sitz in Nürnberg vor. Man habe schon 600 Projekte umgesetzt, sei bei Adidas oder den Edeka-Märkten in Bayern dabei, habe schon 30 Solarparks errichtet und sei gegenwärtig mit rund 50 Projekten in der Bauleitplanung.

    Birkmair ging dann auf Probleme wie Überschwemmungen oder Starkregenereignisse ein, die schon in der Marktgemeinderatssitzung angesprochen wurden. Er nehme die Sorge ernst, denn Starkregenereignisse hätten zugenommen. Er legte daher eine hydraulische Fließpfadanalyse vor. Die Überschwemmungsgefahr hält er aufgrund der Verwurzelung der Ansaat unter der Anlage für niedriger als bei einen Acker. Ob ein Rückhaltebecken angelegt werden müsse, sollen Untersuchungen zeigen.

    Alle Treinfelder sollen mitmachen können

    Als wesentlich für das Projekt nannte er die Bürgerbeteiligung. "Jeder kann mitmachen, der in Treinfeld wohnt." Eine Beteiligung sei von 1000 bis 25.000 Euro möglich. Die Verzinsung richte sich nach der Laufzeit. Sie betrage bei 5 Jahren 3 Prozent, bei 10 Jahren 3,5 Prozent und bei 15 Jahren 4 Prozent. Zeichnungsberechtigt seien alle volljährigen Bürger. Er könne sich eine Beteiligungsplattform mit 300.000 bis 400.000 Euro vorstellen.

    Dem schloss sich eine ausführliche und rege Diskussion an, bei der man spürte, dass hier Erfahrungen mit dem Bau der ersten Solaranlage beim Ortsteil Hebendorf einflossen. Die Diskussionsbeiträge gingen dabei in jede Richtung, wurden aber sachlich, wenn auch manchmal sehr pointiert vorgetragen.

    Nicht noch mehr landwirtschaftliche Flächen zupflastern

    So brachte gleich ein junger Bürger zum Ausdruck "wir dürfen nicht noch mehr landwirtschaftliche Flächen für solche Anlagen verwenden". Dabei ging er ganz konkret auf den Ort Treinfeld ein, "in dem wir schon 25 Photovoltaikflächen auf den Dächern haben", die rund 300.000 Kilowattstunden Energie liefern und 60 Haushalte versorgen könnten. "In der Gemeinde haben wir noch zwei Wasserwerke, Biokraft- und Photovoltaikanlagen."

    Ein Landwirt ergänzte "Wenn wir weiter zubauen, dann holen wir unsere Nahrungsmittel noch mehr aus Südamerika. Warum bauen wir keine Anlagen auf versiegelten Flächen wie Fabriken oder an Autobahnen? Wir brauchen drei Dinge zum Leben: Luft, Wasser und was zum Essen. Und wenn eines fehlt, ist es schon passiert." Es gefalle ihm nicht, wenn er spazieren gehe oder mit dem Rad fahre und die ganze Heimat zugepflastert sei. "Es ist ein Fehler und der wird sich rächen".

    Freiflächenanlagen produzieren besonders effektiv Strom

    Ein anderer Landwirt kritisierte die Auswirkungen der Pachtpreise für Solaranlagen auf die landwirtschaftliche Pacht. "Die aktiven Landwirte müssen dann immer mehr Pacht bezahlen", denn bei der Pacht für Solaranlagen kursiere ein Preis von 2500 Euro pro Hektar. Hier wurde auch der Staat kritisiert für seine Subventionen, statt die Erzeugerpreise für Landwirte zu erhöhen. Deswegen sollte man erst die Dachflächen berücksichtigen und dann erst landwirtschaftliche Flächen. Dazu erfuhr man aber auch, dass Freiflächen den effektivsten Strom produzieren und bei Dachflächen oft die Statik nicht ausreicht.

    Die Zuhörer hatten dann aber auch ganz konkrete Fragen zu dieser Photovoltaikanlage. Wird es bei uns ein Rückhaltebecken geben? Wer kümmert sich um die Flächen außerhalb des Zaunes bis zum Weg? Wie lange läuft so eine Anlage? Wie steht es mit dem Rückbau? Planer Daniel Birkmair stellte ganz klar fest "bei Solarparks ist immer der Betreiber verantwortlich. Wir haften selbst und haben deswegen immer ein Auge darauf, dass alles klappt und immer ein Ansprechpartner da ist." Natürlich müssten die Flächen gepflegt werden und das tue man, weil man sonst seinen guten Ruf verliere.

    Für 30 Jahre Laufzeit ausgelegt

    Zur Lebensdauer einer solchen Anlage führte der Ingenieur aus, dass sie auf 30 Jahre begrenzt sei, auch wenn manche Module bis zu 40 Jahre halten sollten. Die Anlage könne dann aber gut recycelt werden. Hinsichtlich des Wassers und der Auswirkungen von Starkregenereignissen wolle man Untersuchungen abwarten und wenn notwendig ein Rückhaltebecken bauen. Dies stellte Bewohner von Treinfeld vorerst zufrieden mit dem Hinweis, dass man wegen der Anlage in Hebendorf schon vier bis fünf Feuerwehreinsätze hatte und mit der Forderung nach Rückhaltebecken damals auf taube Ohren gestoßen sei.

    Auch der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft wies auf Probleme hin, wenn die Herausnahme von Flächen dazu führe, dass es keine Jagdgenossenschaft mehr gebe oder sie mit einer anderen verschmolzen werde. Für das Bestehen einer Jagdgenossenschaft gelte nämlich eine Mindestfläche von 278 ha. In Treinfeld sollte das bei der Anlagenfläche von nur 3,4 Hektar keine Auswirkungen haben.

    Warum nicht Vorteile für alle Bürger?

    Natürlich hätte man sich noch weitere Vorteile einer solchen Anlage gewünscht und die brachte ein Teilnehmer so zum Ausdruck. "Wer sich finanziell beteiligt, hat einen Vorteil. Aber was ist mit dem, der das nicht kann? Für den müsste eigentlich der Storm etwas billiger werden." Bürgermeister Steffen Kropp teilte hierzu mit, dass das bisher nicht gehe, aber man vom Gemeindetag dran sei, dass auf solche Flächen Bürgergeld bezahlt werde und der Nachteil unter anderem auch von Städten zu tragen sei. "Wir werden die Städte mit Strom versorgen müssen und da soll auch etwas für das Land herausspringen."

    Der Gemeinderat muss nun in einer der nächsten Sitzungen eine Entscheidung treffen. Dabei wird es nicht nur um den Solarpark Treinfeld gehen, sondern auch um einen weiteren Solarpark bei Salmsdorf und die Entscheidung über den Solarpark Hasenleite mit rund 43 Hektar in Rentweinsdorf. Bisher gilt jedoch ein Beschluss des Marktgemeinderates, der für Photovoltaikanlagen eine Flächenhöchstgrenze von 60 Hektar vorsieht. Die Vorhaben können nur verwirklicht werden, wenn der Marktgemeinderat diese Beschränkung zurücknimmt.

    Die Infoveranstaltung der Gemeinde Rentweinsdorf stieß auf großes Interesse.
    Die Infoveranstaltung der Gemeinde Rentweinsdorf stieß auf großes Interesse. Foto: Günther Geiling
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