(mw) Wer weiß schon noch, was ein Windlöffel oder ein Heubaum ist. Und wer kennt noch eine Kartoffelquetsche oder Winde? Der 76-jährige Gerhard Hagenbucher aus Westheim hatte früher einen Bauernhof mit allem drum und dran: Ackerbau und Viehzucht, Milchkühe, Muttersauen und Mastschweine. In gewisser Weise ist er auch im Ruhestand seinem Beruf treu geblieben: Viele alte bäuerliche Geräte zieren seinen Hof. Das Herzstück seiner Sammlung sind aber mehr als zehn große landwirtschaftliche Leiterwagen, die in seiner Scheune stehen.
Den Westheimer reut es, die alten Sachen einfach wegzuwerfen. Auch wenn sie oft in einem beklagenswerten Zustand sind, erzählt er. Dann zerlegt er sie vorsichtig in die Einzelteile, reinigt sie sorgfältig und baut sie wieder zusammen.
Angefangen hat alles als per Inserat ein alter Leiterwagen angeboten wurde. Als Hagenbucher dort hinging, stand da nicht nur das gute Stück auf vier Rädern, sondern auch ein großer Koffer, voll mit Kinderkleidern, Spielzeug und historischen Ansichtskarten. Viel zu schade für die Müllabfuhr, fand der Rentner.
Das erste Gefährt hat inzwischen Gesellschaft bekommen – heute zieren etwa ein Dutzend Wagen den Hof des Anwesens. Die meisten waren ziemlich heruntergekommen, als Hagenbucher sie kaufte oder geschenkt bekam. Stunden- und Tagelang hat er sie restauriert – und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Imposant und intakt stehen sie in einer Reihe, so als ob sie nur darauf warten, wieder hinaus auf Feld und Flur zu rattern.
Die Prachtexemplare waren einst der ganze Stolz selbstbewusster Bauern im Frankenland, jeder Wagen ist ein Unikat. Sie wurden von geschickten Handwerkern gebaut und haben in Reichmannshausen, in Walsdorf, in Merkershausen, in Römhild und anderswo über viele Jahrzehnte ihren Dienst getan.
Während die Heuwagen mit den großen hölzernen Speichen und den Gittern im beladenen Zustand nur von Pferden oder Kühen gezogen werden konnten, mussten die ärmeren Leute ihre handlichen Wägelchen selbst ziehen. Manche der Schmuckstücke sind an die 200 Jahre alt und haben viel erlebt, bevor sie aufs Altenteil abgeschoben wurden.
Neben einem Herz für Leiterwagen beweisen Gerhard Hagenbucher und seine Frau Johanna bis heute ihren Sinn für Humor und Frohsinn. Bei verschiedenen Gelegenheiten bereitet es dem Senior große Freude, Verse zu dichten und vorzutragen. So etwa seine Lebensphilosophie: „Wichtig ist, dass man bei der ganzen Alltags-Hektik nicht vergisst, dass man ein Mensch – und kein Rindvieh ist.“