So etwas passiert sicherlich selten. Tierbabys, die noch gar nicht geboren sind, aber schon einen Filmvertrag in der Tasche haben. Freilich ist es die Tasche ihres Ziehvaters und Eigentümers Herbert de Larott. Die Leopardenkinder Paris und Pallas, geboren am 31. Mai, hatten vor ihrer Geburt bereits eine Verpflichtung für die bekannte Fernsehserie "Unser Charly". Doch der Reihe nach.
Zunächst hatten Herbert und Birgit de Larott großes Pech. Im Sommer vergangenen Jahres warf Leopardenmutter Hera drei süße Leopardenbabys (wir berichteten). Da für die Dressur der Wildkatzen männliche Tiere besser geeignet sind, gab der Illusionist, der auf der Bühne seine Raubkatzen verschwinden lässt und dafür Kaninchen herbei zaubert, die beiden weiblichen Tiere ab. Ein Tierarzt in Berlin, spezialisiert auf Raubtiere, nahm sie in sein eigenes Gehege. Gerade als die Raubtierlehrer mit dem verbliebenen jungen Leoparden die Dressur beginnen wollten, starb dieser an einem angeborenen Nierenleiden. Vorbei waren die großen Pläne.
Nur gut, dass Leopardenpapa Ares schnell wieder für Nachwuchs sorgte. Die beiden Leopardenbabys - "ein Mädl und ein Bub" - wie de Larott mit Wiener Schmäh sagt, haben sich bestens entwickelt. Doch auch hier gilt, dass das weibliche Jungtier abgegeben wird. Warum eigentlich? Zu zickig seien die Leopardendamen, vor allem wenn sie rollig sind. "Heute wollen sie schmusen und am nächsten Tag wischen sie dir eine", erzählt der erfahrene Tierbändiger. Hormonelle Schwankungen lösen emotionale Handlungen aus, heißt es nüchtern im Dressurbuch. Da sind Männchen ausgeglichener, vor allem, wenn es sich um Kastraten handelt. "Die sind berechenbar, immer auf einem Level." Und so wird Paris wahrscheinlich bald den Weg zum Tierarzt antreten. Für Pallas wird dann eine gute Unterkunft gesucht. Bis dahin ist aber noch etwas Zeit.
Damit sich die beiden Leoparden an Menschen und Umgebung gewöhnen, sind tägliche Spaziergänge in Sulzbach angesagt. Noch wirken sie wie kleine süße Katzenbabys und sind bei den Kindern von Sulzbach äußerst gefragt. Da hat fast jedes Kind sie schon mal gestreichelt und geknuddelt. Doch diese Zeiten gehen langsam zu Ende, die ersten Kratzspuren auf dem Arm von Herbert de Larott kündigen es an.
Übrigens muss Mutter Hera immer erst überlistet werden, damit man die Babys aus dem Käfig holen kann. Mit einem Fleischleckerli wird sie in eine Schleuse gelockt, dann kann Birgit de Larott die kleinen Leoparden aus dem Käfig holen. Kommen sie zurück, dann schleckt Hera ihren Nachwuchs kräftig ab.
Neben seiner Illusions-Show hat sich Monsieur de Larott mit seinen Tieren im Filmgeschäft etabliert. "Verbotene Fracht" heißt die Folge von "Unser Charlie", in der die Sulzbacher Leopardenbabys Ende des Jahres zu sehen sind. Die Handlung ist schnell erklärt: Ein Millionär lässt sich ein Leopardenbaby schicken, als es ankommt, scheint es tot zu sein und landet im Mülleimer. Schimpanse Charlie findet den kleinen Leoparden und rettet ihn. In Berlin wurden die Szenen gedreht.
Aber auch in Sulzbach ist das Fernsehen zu Gast. Der Bayerische Rundfunk dreht eine fünfteilige Dokumentation über den "kleinen Paris" von der Geburt bis zu seinem ersten Bühnenauftritt. Demnächst ist der Tierarztbesuch an der Reihe. Eine Folge soll sich auch mit der Leopardentaufe in einem Varieté in Stuttgart befassen. Dafür sucht Herbert de Larott noch Firmen oder Personen, die die Patenschaft übernehmen. Auch Pro Sieben nutzt die kleinen Leoparden für eine Reportage.
Für den Illusionisten, der sonst bei Galas mit seinen Raubkatzen auf der Bühne steht, ist das Filmgeschäft ein gutes Standbein geworden, wie er unumwunden zugibt. Auch das Artistengeschäft leidet unter einer schlechten Konjunktur. Trotzdem, ganz loslassen vom Manegen- und Bühnengeruch will Monsieur de Larott nicht, schließlich feiert er heuer sein 35-jähriges Bühnenjubiläum. In zwei Jahren soll Paris erstmals auf der Bühne stehen, zunächst noch als Statist im Hintergrund und dann in vielleicht fünf Jahren soll er der Star der Schau sein.