"Gut Wind und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel" wünscht man immer noch Seglern und Flößern vor ihren Unternehmungen. Beinahe hätten aber die Limbacher bei ihrem Flößerfest von beiden zu viel abbekommen. Zum Glück vertrieb der "singende Bäcker Lambi" aus dem Ahrtal mit seinem Auftritt gerade noch die dunklen Wolken und sorgte dann mit seiner Musik für eine besondere Stimmung am Mainufer.
Bürgermeister Michael Ziegler sprach von einer großen Tradition des Flößerfestes in Limbach, "das insbesondere durch seine lukullischen Köstlichkeiten bekannt und beliebt ist. Nicht überall gibt es nämlich Sau am Spieß oder die guten Steckerl-Fische", sagte er. So wünschte er einen wunderschönen Abend.
Auf dem Festplatz fielen die Besucher in ihren farbigen T-Shirts mit dem Emblem des "Helfer-Shuttle" auf. Mehr als 80 von ihnen waren gekommen und Bäcker Charalambos "Lambi" Chaldikis musste viele Hände schütteln, die bei den verschiedenen Hilfseinsätzen im Ahrtal dabei waren und mit ihm ein paar Worte wechseln wollten. Er wandte sich an alle Gäste und sagte: "Für mich ist es nur ein kleines Stück, das ich zurückgeben kann. Ich möchte heute mit meiner Musik aufrichtig Dank sagen. Diesen Dank kann man nicht in noch so viele Worte fassen. Was ihr geschafft habt an meinem Haus, war einfach riesig."
Rückblick auf geleistete Hilfsaktionen

Joachim Krines, einer der Organisatoren des "Helfer-Shuttle", gab einen kurzen Eindruck, wie es nach der Flut in der Bäckerei ausgeschaut hatte und das Wasser bis zur Decke stand. Man habe dann mithelfen wollen, um die Nahversorgung in dem Ort wieder zu gewährleisten. "Das Geschäft konnte nach einem Jahr wieder eröffnen; es war die erste Bäckerei in Ahrweiler."
Bürgermeister Michael Ziegler zeigte sich stolz, dass so viele Helfer da waren. "Es verdient höchsten Respekt, wenn sich so viele Menschen engagieren, ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen und sogar ihren Urlaub opfern. Die Katastrophe ist noch nicht zu Ende und deswegen gilt ein großer Applaus allen Helfern in der Vergangenheit und auch in der Zukunft."
Vom 8. bis 11. September fahren erneut 70 Freiwillige mit dem "Helfer-Shuttle" ins Ahrtal, um weitere Hilfe zu leisten. Joachim Krines gab seine Hochachtung zum Ausdruck, dass es immer wieder Leute gebe, die das unterstützen. "Wir müssen bei dieser Aktion wieder Paletten mit Gipskarton oder Fertigputz, Zimmertüren mit Zargen oder anderes Material mitnehmen. Auch für unsere über 70 Helfer gilt es, Feldbetten, Verpflegung und vieles andere mehr bereitzustellen. Das letzte Mal haben wir mit dem Laster sogar einen Traktor mit nach Hause gebracht, der hier repariert wurde."
Freiwillige sind betroffen von den Verhältnissen im Ahrtal
Susanne Rösner vom Holzhandel August Kraus aus Schweinfurt kam auf Organisator Krines zu und meinte, dass es dort ohne Spenden nicht gehe. "Viele Leute im Ahrtal haben gar keine finanziellen Möglichkeiten. Wenn sie diese hätten, bräuchten sie ja uns nicht. Noch schlimmer aber sind vor Ort oft die Schicksale, die dahinterstehen."
Schon viermal war die 46-jährige Nicole Merklein aus Sennfeld im Ahrtal dabei. "Meine ersten Eindrücke waren schlimm. Mir wurde gleich klar, dass man diese Not nicht begreifen kann, wenn man es nicht selbst gesehen hat."
Auf die Frage, wie denn Frauen in diesem Elend helfen konnten, nannte sie nur zwei Beispiele. "In einem Haus habe ich den alten Putz heruntergeklopft mit einer Hilti und einem Bohrhammer. Ein andermal habe ich beim Verputzen eines Haues die Maschine mit Putz befüllt. Auch wenn es noch so schwer war, kam ich mit einem guten Gefühl nach Hause, weil ich helfen konnte. Aber es ist auch bedrückend, dass hier nicht noch mehr Hilfe geleistet wird. Nur die wenigsten packen ja mit an."
Hilfe fürs Ahrtal geht weiter

Bei Michaela Schamberger, die in Haßfurt lebt, ist anscheinend die ganze Familie von diesen Hilfsaktionen des Helfer-Shuttle infiziert, denn ihr Bruder war noch öfter im Ahrtal und ihr 19-jähriger Sohn Thore war schon viermal vor Ort. Michaela Schamberger ist gelernte Steinmetzin und weiß anzupacken. Sie ist außerdem aber auch Demenzbetreuerin. Bei ihrem Einsatz entsorgte sie Terrassenplatten und entfernte die Dachpappe, führte Pflasterarbeiten aus oder klopfte Schlitze für die Verlegung von Elektrokabeln. "Ich war erschüttert, was dort noch für ein Chaos herrscht und von der Regierung einfach nicht genügend ankommt."
Als besonders wertvoll sah sie es an, dass der "Helfer-Shuttle" sogar eine Psychologin und Trauma-Therapeutin mit dabei hatte. "Sie konnte vor Ort Menschen helfen, aber auch für manchen von unseren Leuten war sie in bestimmten Situationen wichtig."