Nicht nur die Stadt Eltmann, auch die Gemeinde Ebelsbach weiß die größeren Spielräume, die das neue Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP) den Kommunen bei der Ansiedlung von Einzelhandelsflächen einräumt, zu nutzen: Am Mittwochabend hat der Ebelsbacher Rat einstimmig die Bauanträge für drei neue Einkaufsmärkte gebilligt.
An der Bahnhofsstraße, auf dem ehemaligen BayWa-Gelände, werden – wenn es nach Bürgermeister Walter Ziegler (Bürgernahe Liste) geht „so schnell wie möglich“ – ein Netto-Marken-Discount, ein Kik-Textilladen und eine Filiale der Drogeriemarktkette Rossmann entstehen. Das Areal ist per Gemeinderatsbeschluss nun als Sondergebiet in das Gewerbegebiet „Straßenäcker“ einbezogen. Des Weiteren darf die in nächster Nachbarschaft am Ebelsbacher Kreisel gelegene Norma ihre Verkaufsflächen erweitern, sobald der NKD-Markt ausgezogen ist.
Die erweiterte Norma und der zu bauende Netto am Bahnhof werden beide über 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten – diese Größe war in Unterzentren bis dato nicht erlaubt. Das alte LEP hatte hier eine Obergrenze von 800 Quadratmetern gesetzt, was die Ansiedlungswilligkeit der gängigen Märkte in der jüngeren Vergangenheit nahezu auf Null reduziert hatte. Seit September dürfen Lebensmittelvollsortimenter und Discounter auf dem Lande bis zu 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche ausweisen.
Die Stadt Eltmann, die mit Edeka und Aldi quasi im Vorgarten Ebelsbachs, auf dem Gelände der alten Kistenfabrik Rebhan, die ELT-Auen verwirklichen möchte, war in der Region eine der ersten Kommunen, die vom neuen Landesentwicklungsplan profitiert. Die Regierung hat die Pläne aus landesplanerischer Sicht genehmigt, was nicht bedeutet, dass der Weg für die ELT-Auen endgültig frei wäre, da die Hochwasser- und Altlastenproblematik zu klären ist (wir berichteten mehrfach). Vor allem aber kämpft man in Ebelsbach gegen die Eltmanner Laus im Pelz und argumentiert vor allem mit unzulässiger Kaufkraftabschöpfung.
Ebelsbachs Bürgermeister Walter Ziegler erklärte am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung, die neuen Märkte in seiner Gemeinde seien keinesfalls als Reaktion auf die ELT-Auen zu verstehen. Man habe sich schon lange mit den Plänen zur Erweiterung der Einkaufsmöglichkeiten befasst. Insbesondere Aldi sei mit den eingeschränkten Möglichkeiten im Gewerbegebiet Lohwiese (an der B 26) unzufrieden gewesen. Jetzt, wo das Entwicklungspotenzial da ist, scheint es für Aldi allerdings zu spät: Der Discounter plant mit dem Standort ELT-Auen. Stattdessen zieht der Netto-Markt von der Lohwiese an die große Fläche zwischen Bahnhof und Spielothek. Was in die Lücke kommt, die er an der B 26 hinterlässt, ist noch ungewiss.
Von Seiten der Bürger und der Träger der öffentlichen Belange gab es gegen die neuen Märkte keine Einwände, war in der Ratssitzung im Schloss Gleisenau zu erfahren. Das Wasserwirtschaftsamt hatte auf diverse Altlasten hingewiesen, die man in Ebelsbach eher für unproblematisch hält, und darauf, dass das Baugebiet von einem Extremhochwasser überschwemmt werden könnte. Allerdings ist dieses Extremereignis deutlich unwahrscheinlicher als das so genannte Jahrhunderthochwasser, vor dem der Bahnhof und sein Umfeld durch einen Damm geschützt wären. „Anders als die ELT-Auen, die dann unter Wasser stünden“, wollte sich Bürgermeister Ziegler den Seitenhieb Richtung Eltmann nicht verkneifen.
Dass man dort, in der Wallburg-Stadt, die Ebelsbacher Planungen ablehnt, sieht Ziegler „schon als eine Art Retourkutsche.“ Jedoch bleibt der Ebelsbacher Rathauschef gelassen, er glaubt nicht, dass die Einwände seiner Amtskollegen Michael Ziegler Aussicht auf Erfolg haben. Auch Eltmann fürchtet einen Kaufkraftverlust durch die Aktivitäten der Nachbarkommune. Doch auf der anderen Mainseite rechtfertigt man sich damit, dass man die Verkaufsflächen der Gemeinde ja gar nicht groß erweitere. Von einem Verdrängungswettbewerb könne keine Rede sein. Die Rossmann-Drogerie komme für die durch die Unternehmensinsolvenz geschlossene Schlecker-Filiale, für NKD komme Kik und der Netto-Markt ziehe ja lediglich um. Die Angst, dass die Landesplanung einen Strich durch das Drei-Märkte-Projekt machen könnte, scheint in Ebelsbach nicht zu existieren. Und zu Rossmann stellte Bürgermeister Ziegler fest, dass sich auch die Eltmanner darüber freuen sollten, weil es weit und breit kein entsprechendes Angebot gebe. „Jetzt müssen auch die Eltmanner nicht mehr bis nach Haßfurt oder Bamberg fahren, wenn sie in eine Drogerie wollen.“