Wenn wir uns im Leben mit ganzer Kraft einbringen und kaum ein Ende finden, kann es schnell passieren, dass wir uns wie ausgebrannt fühlen. Der Einsatz ging über unsere Grenzen hinweg und hat alle Energien gekostet. Nichts scheint mehr möglich. „Manchmal haben wir keinen Wein mehr, manchmal sind alle Krüge leer“. Diese Zeilen aus einem neuen geistlichen Lied scheinen das auf den Punkt zu bringen. Sie greifen das Evangelium auf, das am kommenden Sonntag in den katholischen Gottesdiensten gelesen wird.
Und weiter heißt es dort, dass Jesus den Menschen ein Fest schenkt.
Das könnte sein, in unserem Leben zur rechten Zeit eine Pause einzulegen, nicht ständig unter Volldampf zu leben, das Leben auch mal genießen, sich reinen Wein einschenken lassen, gerade in hektischen Phasen ruhig zu werden und sich von anderen helfen zu lassen und selbst zu helfen.
Jesus ist wie der Nachbar, der zum Beispiel aushilft, wenn der Zucker zu einer unpassenden Zeit ausgeht, damit der Kuchen für die Gäste noch etwas wird. Oder er ist der freundliche Mensch, dem an der roten Ampel nicht nur das Hupen einfällt, weil jemand sein Auto nicht mehr in Gang bringt, sondern aussteigt und mithilft, die Blockade zu beseitigen. Jesus ist wie die nette Kollegin, die uns an einen wichtigen Termin erinnert, den wir ohne sie verpasst hätten oder Jesus ist der Mitschüler, der mit uns über einen dummen Fehler lacht.
Wie oft sagen wir einem Menschen: „Du hast mich gerettet. Danke, dass du da warst und mir aus dieser Situation herausgeholfen hast.“
Es gibt viele Gelegenheiten, Menschen aus peinlichen Situationen zu retten. Jesus hat es bei der Hochzeit zu Kana getan (siehe Johannes-Evangelium 2, 1-11), und er würde es immer wieder tun bei allen, die um seine Hilfe bitten. Wenn er im Leben mitmischt, kann alles gut werden.
Er mischt sich ein, damit auch wir uns einmischen, um im Alltäglichen das Besondere herauszuschmecken. Auch wir dürfen dem Leben einen guten Geschmack geben, leere Krüge wieder mit Freude und Humor füllen, der Phantasie Raum geben und Vertrauen zu Gott und den Menschen wagen. Wir dürfen die leeren Krüge des Lebens mit Dankbarkeit und Liebe füllen. Wir dürfen sie anfüllen mit allem, was Menschen zum Leben brauchen. So geschehen Wunder auch heute, weil wir Menschen offen und empfänglich für Gottes Liebe sind, die wir hier und jetzt spüren und sichtbar werden lassen.
So kann aus dem Ausgebrannt sein wieder ein Brennen werden - ein Brennen für die Menschlichkeit und für die Liebe zum Nächsten. Wir setzen uns mit Feuereifer für die Schöpfung Gottes ein. Alles Leben kommt in den Blick und spielt eine Rolle. Gerechtigkeit und Frieden wachsen. Das Alltägliche bekommt den Geschmack des Göttlichen. Aus Wasser wird Wein - mitten im Leben mitten unter uns. Sind sie dabei?
Autor: Bernd Wagenhäuser ist katholischer Diakon im Pastoralen Raum Haßberge West im Pfarramt Obertheres.