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Mara bekommt neue Schuhe

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Mara bekommt neue Schuhe

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    Hufschmied Jochen Vogt kümmert sich um die "Schuhe" von Pferden im Landkreis Haßberge. Hier macht er
gerade Station in Holzhausen und kümmert sich um die Hufe von Haflingern.
    Hufschmied Jochen Vogt kümmert sich um die "Schuhe" von Pferden im Landkreis Haßberge. Hier macht er gerade Station in Holzhausen und kümmert sich um die Hufe von Haflingern. Foto: FOTO RUTH MAHR-HAAS

    Vogt ist mit seinem roten Schmiedemobil unterwegs. Diesmal hält er in Holzhausen, wo zwei große Haflinger neue "Schuhe" bekommen sollen. Am Stall von Franz und Hilde Weiprecht warten schon die Pferde von Inge und Norbert Will. Der Hufschmied arbeitet eng mit Besitzern und auch mit Tierärzten zusammen.

    Die rote Schmiede-Werkstatt rollt heran. Darin befindet sich unter anderem eine Schleifmaschine, eine Bohrmaschine, ein Schweißgerät, ein Nagelzwicker und sogar einen Ofen samt Gasflasche und Brenner. Kabel werden gezogen, Geräte angeschaltet und der Ambos vor dem Wagen aufgebaut.

    Und schon kommt die riesige Haflingerdame Mara aus den Stall, wird angebunden und der junge Familienvater beginnt mit seinem Handwerk. Bevor die neuen Hufeisen draufkommen, müssen die alten runter. Der 30-Jährige nimmt die alten Hufeisen ab, beschneidet den Huf, kratzt ihn aus, wo später die neu angeschliffenen Hufeisen wieder aufgesetzt werden sollen.

    "Bei einem Pferd, das regelmäßig auf asphaltierten Straßen geritten wird oder schwere Kutschen zieht, müssen die Hufe alle sechs bis acht Wochen neu beschlagen werden", erklärt der Hufschmied. Wenn sich die Tiere viel auf hartem Untergrund bewegen, sei es besser, regelmäßig neu zu beschlagen. Ansonsten laufen die Pferde "barfuß" am besten.

    Mit kräftigen Schnitten entfernt Vogt Späne vom Huf. Das sieht nach Schmerz aus. "Nein, das ist so ähnlich wie Fingernägelschneiden", erklärt der Fachmann. Eine helle Hornschicht kommt zum Vorschein und Vogt gibt dem Huf per Riesenfeile den letzten Schliff. Kein Problem. "So ein Pferd hat eben große Fingernägel", lacht der Hufschmied, der nun die neuen Hufeisen draufmacht.

    Die Hufeisen-Rohlinge für die Pferde findet er in seiner mobilen Schmiede. "Diese Eisen werden den Pferden individuell angepasst, denn man kauft sich ja auch keinen 40er Schuh, wenn man Schuhgröße 38 hat", macht der 30-Jährige deutlich.

    Vogt hatte schon als kleiner Junge Kontakt mit Pferden. Vor acht Jahren machte er seine Leidenschaft endgültig zum Beruf. Mit seinen 30 Jahren sei er derzeit immer noch der jüngste Hufschmied im Landkreis. Ein Hufschmied müsse mehr mitbringen als die Liebe zum Tier: "Man muss mit Pferden und ihrer Psyche umgehen können", macht Vogt deutlich. Bei einem nervösem Pferd gelte es, "ganz cool" zu bleiben.

    Ein guter Hufschmied sei auch ein orthopädischer Schuhmacher und fertigt auch mal "krumme" Hufeisen an. Die werden manchmal humpelnden Pferden in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt angepasst, damit sie wieder gerade laufen können. Diese Hufeisen für die Pferde seien praktisch wie Einlagen für Menschen.

    Mara lässt derweil alles geduldig über sich ergehen. Der Schmied belohnt das Pferd dafür immer wieder mit Streicheleinheiten und warmen Worten. "Das sieht alles so leicht aus, aber nicht jedes Pferd steht so ruhig. Wenn ein Pferd schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat oder nervös ist, dann kann es schwer werden", erzählt Vogt. Hier läuft alles ruhig weiter. Er setzt die Hufeisen auf. Dicker Qualm steigt auf und verzieht sich wieder.

    Der Schmied schlägt spezielle Nägel in den Huf, damit die neuen Schuhe auch halten. Mara bleibt ruhig stehen. Die überstehende Nägel zwickt der Fachmann einfach ab und feilt noch etwas nach. Rundum "neu beschuht" läuft der Haflinger eine Runde und Vogt kontrolliert den Gang. Alles in Ordnung.

    Das nächste Pferd kommt dran: eine helle Haflingerdame names Ulrike wartet schon. Probleme mit leeren Auftragsbüchern hat der junge Hufschmied nicht. In den letzten Jahren baute sich der 30-Jährige einen festen Stammkundenkreis auf. "Gute Arbeit spricht sich herum", meint Vogt und lächelt. Außerdem arbeite er in einem Beruf, der wieder zunehmend gefragt sei, weil der Pferdesport in der Freizeit weiterhin sehr beliebt sei. Die Zeiten in denen Pferde in der Hauptsache nur als Nutztiere und zum Ziehen von schweren Wagen gebraucht wurden, seien lange vorbei. Pferde werden demnach lediglich hin und wieder im Wald als schonende Lastenzieher eingesetzt.

    Zur Person

    Hufschmied Jochen Vogt

    Jochen Vogt wohnt mit seiner Familie auf einem Hof in Ober- schwappach, wo er drei Pferde und ein Pony hat. Dort bildet er auch Reitpferde aus. Erst machte er eine Ausbildung zum Metall- bauer und arbeitete ein Jahr lang als Geselle. Darauf folgte ein ein- jähriges Praktikum bei einem Huf- schmied und der Besuch eine Auf- nahmeprüfung in der Fachschule für Hufschmiede in Münster. Wei- teres Wissen sammelte er unter anderem in Pferde- und Tierklini- ken.

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