Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

KREIS HASSBERGE: Mehr als Nahrungsmittel-Produzenten

KREIS HASSBERGE

Mehr als Nahrungsmittel-Produzenten

    • |
    • |
    Mehr als Nahrungsmittel-Produzenten
    Mehr als Nahrungsmittel-Produzenten

    Die sanften Mittelgebirgszüge verknüpfen unvergessliche Landschaftsbilder mit lebendiger Natur, Kultur und Geschichte“ – so wird der Naturpark Haßberge im Internet beworben. Doch wie sähe diese Kulturlandschaft, mit ihren Äckern und Wiesen, Weinhängen und Streuobstwiesen, Bachläufen und Mischwäldern, ohne die Landwirte aus? Das Wort Kultur stammt vom Lateinischen „cultura“ und bedeutet soviel wie Pflege, Ackerbau. Land- und forstwirtschaftliche Tätigkeiten halten die Landschaft offen, geben ihr das vertraute Gesicht, wie wir es seit jeher kennen.

    Um das Augenmerk der Weltöffentlichkeit auf die Bedeutung einer von Bauernfamilien getragenen Landwirtschaft zu lenken, haben die Vereinten Nationen das Jahr 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt. „Die familienbetriebene, bäuerliche Landwirtschaft ist das Herzstück der globalen Ernährungssicherung“, sagte der Staatssekretär des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Gerd Müller, bei der Auftaktveranstaltung in New York.

    Gerd Sonnleitner, Ehrenpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), wurde zum UN-Sonderbotschafter für das Internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe berufen. Er betonte, dass bäuerliche Familienbetriebe weltweit große Herausforderungen zu meistern haben. Für die Bauernfamilien stehe die Entwicklung einer leistungsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft im Mittelpunkt, um mit schwankenden Märkten sowie den Folgen des Klimawandels umgehen und eine sichere und nachhaltige Lebensmittelversorgung gewährleisten zu können.

    Der Bayerische Bauernverband will in diesem Jahr zeigen, wie vielfältig die Leistungen der Landwirtschaft sind. Unter dem Motto „Landwirt-schaf(f)t Heimat“ wollen bayerische Bauernfamilien in zahlreichen Aktionen verdeutlichen, dass auch der landwirtschaftliche Berufsstand den Freistaat lebenswert macht.

    1300 bäuerliche Familienbetriebe betreiben im Haßbergkreis Landwirtschaft. „Trotz des enormen Strukturwandels prägen sie heute ebenso wie einst unsere Kulturlandschaft“, sagt Herbert Lang, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Viele Leistungen der Bauernfamilien würden als selbstverständlich wahrgenommen werden. Hier erhoffe er sich mehr Bewusstsein und auch Dankbarkeit. Immerhin fast 3000 Arbeitsplätze bietet die Landwirtschaft in den Haßbergen, 2400 davon für ständig Beschäftigte. Rund 350 Bauern sind Vertragspartner des Naturschutzes und tragen verstärkt zum Erhalt von Lebensräumen bei. Und mit kerngesunden und frischen Produkten bieten sie Verbrauchern Lebensmittel aus der Region, listet Lang Verdienste der Bauern auf. „Nicht zu vergessen die vielen Traditionen, die in der Landwirtschaft wurzeln und unseren Lebensraum erst zur Heimat werden lassen.“ Als Ergebnis des Internationalen Jahres wünscht sich Lang einen offenen und fairen Umgang zwischen Landwirten und Verbrauchern, ein gewachsenes Wissen über die heimische Landwirtschaft, und eine breite Wertschätzung regionaler Lebensmittel. „Unsere Familienbetriebe sind und bleiben das Rückgrat unserer Landwirtschaft. Sie stehen zu Recht im Fokus des Jahres 2014.“

    Auch Unterfrankens Bezirksbäuerin Astrid Baum (Maroldsweisach) erhofft sich mehr Verständnis in der Bevölkerung. „Die Menschen sind in der Regel sehr weit weg von der Landwirtschaft und wissen nicht, wie auf einem modernen landwirtschaftlichen Betrieb gearbeitet wird“, sagt sie. Der Dialog zwischen Erzeuger und Verbraucher sei dringend nötig. „Wir produzieren Lebensmittel auf höchstem Standard und sehr günstig. Da ist es belastend, wenn immer noch Billigeres gefordert wird.“ Natürlich seien Veranstaltungen, wie Erntedankumzüge oder „Offene Höfe“ Publikumsmagnete, brächten aber auch einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand mit sich. Miteinander reden bringt nach Meinung der engagierten Bäuerin mehr als jedes Fest. „Wir sind alle darauf bedacht, dass es unseren Tieren gut geht und wir die Umwelt langfristig lebenswert erhalten.“

    „Es ist kein anderer Berufsstand so eng mit der Heimat verbunden, wie unsere Landwirte“, sagt Kreisbäuerin Cäcilie Werner (Wonfurt). Sie betont, dass gerade die Bäuerinnen und Landfrauen viel für ihre Dorfgemeinschaften leisten. Von der Kultur- und Brauchtumspflege über Engagement in Vereinen reicht das Spektrum der Aufgaben. „Als Ergebnis dieses Jahres erhoffe ich mir, dass die Menschen wahrnehmen, wie wichtig unsere bäuerliche Landwirtschaft ist.“

    Einig sind sich alle befragten Vertreter des Berufsstandes darüber, dass viele Menschen kaum noch wissen, wie Landwirtschaft heute aussieht. Eine stetig zunehmende Zahl reichlich bebilderter Zeitschriften verstärkt die idyllische Vorstellung von Landliebe und Landlust. Ein eher verzerrtes Bild bäuerlicher Familienbetriebe zeichnen diverse Fernsehsendungen.

    Der BBV-Kreisobmann Klaus Merkel (Mariaburghausen) beklagt düstere Bilder, wenn es beispielsweise um Tierhaltung im Schweinbereich geht. „Hier gehen die Vorwürfe, die man den Landwirten macht, oft weit an der Realität vorbei.“ Deshalb solle das Aktionsjahr „Internationales Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“ für eine realistische Darstellung der Landwirtschaft genutzt werden. „Wir Bauern haben keinen Grund, uns zu verstecken. Wir tragen dazu bei, dass unsere Heimat schön ist und es auch bleibt.“

    Landwirtschaft im Haßbergkreis

    Betriebsgrößenentwicklung im Vergleich 1973 und 2013: 1973 bewirtschafteten 4838 Betriebe 47 297 Hektar, das waren im Durchschnitt 9,8 Hektar pro Betrieb. Betriebe mit mehr als 50 Hektar waren die große Ausnahme: 26 Betriebe (0,5 Prozent) bewirtschafteten 2626 Hektar, also durchschnittlich 100 Hektar.

    Im Jahr 2013 bewirtschafteten 1305 Betriebe 43 303 Hektar, im Durchschnitt lag die Betriebsgröße damit bei 33,18 Hektar. Davon bewirtschaften allein 112 Betriebe (8,5 Prozent) 19 600 Hektar (45 Prozent), also durchschnittlich 175 Hektar.

    Damit liegt der Haßbergkreis bayernweit auf Platz drei bei den Betriebsgrößen ab 100 Hektar und deren Flächenausstattung. Als Haupterwerb nutzen im Haßbergkreis 430 Betriebe (33 Prozent) die Landwirtschaft. Rund 900 Betriebe (durchschnittliche Größe 18,3 Hektar) bewirtschaften 38 Prozent der Landwirtschaftsfläche im Nebenerwerb. Die Bruttowertschöpfung beträgt 40,5 Millionen Euro (2,3 Prozent). Nur 28 Prozent der Betriebsleiter über 45 Jahre geben an, einen Hofnachfolger zu haben.

    „Unsere Familienbetriebe sind und bleiben das Rückgrat unserer Landwirtschaft.“

    Herbert Lang, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden