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HASSBERGKREIS: Mehr Zecken nach kaltem Winter

HASSBERGKREIS

Mehr Zecken nach kaltem Winter

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    Des einen Freud', des andern Leid. Wenn sich Otto Normalbürger derzeit bei Minusgraden bis zu 15 Grad frühmorgens bibbernd in sein Auto quetscht, reibt sich der Landwirt die Hände. Die sogenannte Frostgare ist wichtig für die Böden. Die Feuchtigkeit ist in die gepflügten Böden eingedrungen und wenn es gefriert, dann sprengt der Frost den Boden auf. Der Boden wird feiner und die Felder lassen sich im Frühjahr besser bearbeiten.

    Aber wie sieht es mit den Schädlingen aus? Macht Väterchen Frost den ganzen Läusen, Zünslern und wie sie alle heißen nicht den Garaus? Oder haben sich die Viecher nicht in Jahrmillionen an unterschiedlich harte Winter gewöhnt und stecken die Minusgrade locker weg? „Genau so ist es“, erklärt Heinz-Dieter Hofmann vom Amt für Landwirtschaft. „Die haben genau gewusst, dass es heuer ein kälterer Winter wird, und demzufolge andere Winterlager gesucht.“ Zwar würde die Zahl der Schädlinge schon durch den Frost dezimiert, aber dennoch müsse man auch trotz niedriger Temperaturen mit Rapsschädlingen und Kartoffelkäfern rechnen.

    Auch nach sehr kalten Wintern findet man Schadinsekten bald wieder auf den Pflanzen, denn sie haben sich über Jahrtausende ans Klima angepasst und verfügen über Überlebensstrategien, die ihren Bestand sichern. Viele Arten, wie zum Beispiel die Blattläuse, legen im Herbst Eier, die frosthart sind. Danach sterben die ausgewachsenen Blattläuse zum größten Teil. Von den Überlebenden werden wiederum die meisten dem Frost erliegen, gegen den sie nicht gewappnet sind. Das macht aber gar nichts, da durch die Eiablage der Fortbestand gewährleistet ist.

    Bei anderen Insekten werden die Eier schon im Spätsommer in die schützende Erde gelegt. Die Tiere selbst verkriechen sich in Mauerritzen, Pflanzen oder unter Borke und Rinde. Ein paar sterben, aber die meisten erleben den nächsten Frühling. Man findet zahlreiche Überlebensstrategien. Gängig ist das Verfallen in eine Winterstarre. Die Körperfunktionen werden dabei auf ein Minimum reduziert.

    Und auch die sogenannten Nützlinge, also jene Insekten, die Schädlinge verspeisen, sind denselben Wetterbedingungen ausgesetzt. Die Populationen müssen sich nach dem Winter wieder erholen. Bis dahin hat sich so mancher Schädling schon wieder ans Werk gemacht. Nur die natürlichen Feinde der Blattläuse, die Marienkäfer, haben ein raffiniertes Schutzsystem entwickelt. Sie bilden ihren eigenen Frostschutz in Form von Glycerin, das den Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit stark nach unten setzt und sie so vor dem Kältetod bewahrt.

    Insekten verbringen den Winter meist als Eier, Puppen oder Larven im Boden oder unter der Rinde von Bäumen. Auch wochenlanger Frost ist so für sie kein Problem. Einige suchen sich im Herbst als fertig entwickelte Käfer Spalten oder Ritzen und fallen in eine Starre, bis die warme Frühlingssonne sie herauslockt. Das gilt beispielsweise für den oben erwähnten Marienkäfer. Mückeneier überleben im Schlamm auf dem Gewässerboden, solange dort das Wasser nicht gefriert. Wespenköniginnen suchen sich geschützte Verstecke zum Beispiel hinter Baumrinden – und bauen dann im Frühjahr wieder neue Völker auf.

    Vom Frostspanner, einem gefürchteten Eichenschädling, überwintern die Eier, aus denen bei steigenden Temperaturen im Frühjahr Larven schlüpfen und die Knospen auffressen. Borkenkäfer, die vor allem in Fichtenwäldern riesige Schäden anrichten können, verbringen den Winter als fertige Käfer unter der Rinde von Bäumen oder im Boden. Tief in den Boden verkriechen sich Engerlinge, die Larven des Maikäfers. Auch ihnen passiert bei Frost nichts.

    Man glaubt es kaum, aber je kälter der Winter, desto mehr Zecken können überleben. Bei durchschnittlichen Temperaturen entfalten die Blutsauger ihre Aktivitäten von März bis September. Um aktiv zu werden, brauchen sie eine hohe Luftfeuchtigkeit, um nicht auszutrocknen, und Temperaturen von über zehn Grad. Wird es kalt oder sogar eisig, verfallen sie in eine Starre und überleben so den Winter. Gefriert der Boden nicht, krabbeln die Zecken in den Wintermonaten herum. Dieses zu frühe Erwachen kann aber tödlich für sie sein, da die Parasiten im Herbst zum letzten Mal Blut gesaugt haben und ihre Energie wegen der fehlenden Starre nicht über den Winter reicht. Sie müssen quasi zu große Neugier mit ihrem Leben bezahlen.

    Der Winter mit seinen frostigen Temperaturen schützt uns also nicht vor unliebsamem Summen, Krabbeln und Kribbeln im Sommer. Allerdings kann es für die Insekten noch durchaus gefährlich werden: Wenn sich einem kalten Winter mildes und feuchtes Wetter anschließt. Dann sind die Krabbler anfällig für tödliche Pilzkrankheiten und gefährliche Bakterien. Auch wenn es nach wärmeren Phasen nochmals richtig kalt wird und einige Insekten sich schon zu früh aus der Wärmestarre gelöst haben, kann das Erwachen tödlich enden.

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