Einmal von Perth nach Sydney. Das ist einmal quer durch Australien. Die Luftlinie zwischen den beiden Städten beträgt circa 3300 Kilometer. Zum Vergleich: Haßfurt liegt per Luftlinie gerade einmal 2000 Kilometer entfernt von Lissabon im Westen Europas und 1900 Kilometer von Moskau im Osten.

Nach mittlerweile fünf Monaten auf „Work and travel“-Tour in Australien machte sich die Unterhohenriederin Paulina Heumann (19) zusammen mit einer Freundin jüngst auf den Weg von Perth ans andere Ende Australiens. Sie berichtet: Vor wenigen Wochen habe ich ein Auto gekauft und campingfest gemacht. Wir haben uns vorgenommen, an möglichst vielen kostenlosen Campingplätzen zu halten und im Auto zu schlafen. Das Budget eines Backpackers ist eben begrenzt.
Bis auf einen Kurztrip in Melbourne habe ich noch keinen Roadtrip erlebt und dementsprechend aufgeregt bin ich. Wie wird es sich im Auto schlafen? Wie ist es, drei Wochen lang mit einer anderen Person (immerhin meine beste Freundin) auf engstem Raum zu leben? Werden wir genug Zeit haben? Viele Fragen schießen mir durch den Kopf als wir am Morgen winkend von meiner Gastfamilie verabschiedet werden.
Die ersten Tage wollen wir den Süden der Westküste erkunden, ein Teil Australiens, der mich persönlich besonders reizt. Jedoch werden wir ein wenig enttäuscht: Dunkle Wolken ziehen über der bei Backpackern und Surfern so beliebten Kleinstadt Margaret River auf. Ich habe seit Monaten Bilder von wunderschönen weißen Stränden mit kristallklarem Wasser gesehen, jetzt erwartet uns nur Regen, Wind und aufgewühltes Wasser.
Es ist zwar in Australien sicherlich kein Hochsommer mehr, Temperaturen im mittleren bis hohen 20-Grad-Bereich sind jedoch eher Standard als Ausnahme. Wir lassen uns dennoch nicht entmutigen und probieren uns – wenn auch eher schlecht als recht – am Surfsport. Doch wir müssen zügig die Weiterreise antreten.
Drei Wochen für eine Strecke von mehreren tausend Kilometern mit wahrscheinlich mindestens genauso vielen sehenswerten Orten sind nicht unbedingt reichlich. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse wollen wir die Westküste so schnell wie möglich hinter uns lassen.

Eine kleine Farm nahe der Küste lassen wir uns dennoch nicht entgehen. Australien und gerade auch der Westen Australiens hat eine beachtliche Anzahl an Farmen. Wer zwei Jahre in Australien leben und arbeiten will, muss mindestens 88 Tage auf solch einer Farm verbringen.
Die Farm, die wir besuchen beherbergt unter anderem Babykängurus, die wahrscheinlich bekanntesten Tiere Australiens. Hungrig fressen sie uns das Toast aus der Hand. Später darf ich ein sogenanntes Joey sogar noch mit der Flasche füttern.
Unsere ersten Tage gehen wie im Flug vorüber, und unsere erste Nacht im Auto entpuppt sich als echtes Abenteuer. Über eine App haben wir einen kostenlosen Campingplatz gefunden. Wir werden immer tiefer in den Wald geführt. Aus Straßen werden Wege, aus wegen Schotterpisten und aus Schotterpisten – schließlich nur noch eine Mischung aus rötlichem Sand und Matsch.
Handyempfang haben wir schon lange keinen mehr. Als wir nach 40 Minuten endlich an unserem Nachtlager angekommen sind, befindet sich dort nur ein einziges Auto.

Als wir kochen wollen, bemerke ich, dass mein Kochaufsatz nicht auf die Gasflasche passt. Wir müssen und also mit kalten Bohnen und Toast zufrieden geben. Alleine im australischen Nirgendwo wird es uns beiden etwas mulmig.

Nach sieben Monaten habe ich verstanden, dass die Angst vieler Europäer vor Schlangen, Spinnen und Co. völlig übertrieben ist. Aber hier – ein gutes Stück Abseits jeglicher Zivilisation – will ich nicht daran denken, wie ich reagiert hätte, wenn wirklich eine Schlange sich um unsere Autoreifen geschlängelt hätte. In dieser Nacht schläft niemand von uns viel. Die nächsten Campingplätze können nur besser werden.

Kängurus: Was springt da auf den Teller? Sie sind eines der Wahrzeichen Australiens: Kängurus. Das erstgesehene Känguru versetzt vermutlich jeden Reisenden in Enthusiasmus. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass es in Australien Kängurus wie Sand am Meer gibt. Einige Farmen halten sie wie Schweine oder Kühe. Eine sich daraus ergebende Frage, die mir des Öfteren in Deutschland gestellt wurde, war, ob die Australier denn diese Kängurus auch essen würden. Ja, wie Schwein und Kuh steht auch Känguru auf den Speisekarten einiger Restaurants. Im Supermarkt befindet sich das Kängufleisch zwar neben der Hühnchenbrust im Kühlregal. Die so muskulösen Säugetiere sind jedoch auf dem Teller bei Weitem nicht so beliebt wie Hackfleisch, Lamm oder Huhn. Känguru-Steak ist also sicher keineswegs ein australisches Standarsgericht. Als ich vor vier Jahren zum ersten Mal in Australien ankam, fragte ich meine Gastfamilie neugierig, wie oft sie denn schon Känguru gegessen hätten. Meine Gastschwester war schockiert – sie habe noch nie in ihrem Leben ein Kängurusteak probiert. Wieder andere Australier sahen mich angeekelt an, als ich mich nach ihren Erfahrungen mit Kängurufleisch erkundete. Aber wie schmeckt denn jetzt so ein Känguru? In einer Kleinstadt auf unserem Weg nach Sydney finden wir ein Restaurant, das Kängurupizza anbietet. Mutig bestellen wir genanntes Gericht und sind angenehm überrascht: Das Fleisch ist gröber als Hühnerfleisch, aber keineswegs zäh. Mich erinnert es ein wenig an Wild. Kurzum: Uns schmeckt es! In einigen Souvenirläden können Besucher ebenso „Spezialitäten“ wie getrocknetes Känguru oder Krokodil kaufen. Diese Angebote sind aber viel mehr eine Touristenaktion als australische Speise.