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Oberaurach: Mit dem Fahrrad von Unterschleichach nach Tretzendorf: Wann ist ein Weg zumutbar?

Oberaurach

Mit dem Fahrrad von Unterschleichach nach Tretzendorf: Wann ist ein Weg zumutbar?

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    Die Gemeinde Oberaurach hätte gerne einen Radweg entlang der Staatsstraße zwischen Unterschleichach und Tretzendorf. Doch den darf sie nicht bauen, denn Naturschützer und Verwaltungsgericht sehen in diesem Schotterweg eine "zumutbare Alternative".
    Die Gemeinde Oberaurach hätte gerne einen Radweg entlang der Staatsstraße zwischen Unterschleichach und Tretzendorf. Doch den darf sie nicht bauen, denn Naturschützer und Verwaltungsgericht sehen in diesem Schotterweg eine "zumutbare Alternative". Foto: René Ruprecht

    Häufig ist die Klage zu hören, dass ein Leben auf dem Land ohne eigenes Auto fast nicht möglich sei. Das liegt nicht nur an einer schlechten ÖPNV-Anbindung, sondern vielerorts auch am Fehlen von Fahrradwegen. Der Haßberge-Check, die Online-Umfrage von Haßfurter Tagblatt und Bote vom Haßgau, hat gezeigt, dass sich in Oberaurach viele Bürgerinnen und Bürger darüber ärgern, dass es keinen Radweg zwischen Unterschleichach und Tretzendorf gibt.

    "Die Gemeinde versucht seit 30 Jahren, entlang der Staatsstraße einen Radweg zu bauen", sagt Bürgermeister Thomas Sechser (CSU). Schon sein Vorgänger Siegmund Kerker (CSU) habe dieses Ziel verfolgt. Dabei ist die Straße zwischen Unterschleichach und Tretzendorf eine durchaus wichtige Verbindung innerhalb der Gemeinde. Oberaurach hat keine große Nord-Süd-Ausdehnung, erstreckt sich aber weit von Westen nach Osten. Ohne einen Fahrradweg zwischen Tretzendorf und Unterschleichach sind damit alle Dörfer westlich von Unterschleichach von allen Dörfern östlich von Tretzendorf abgeschnitten – zumindest für alle, die kein Auto haben und nicht bereit sind, mit dem Rad einen großen Umweg zu fahren.

    Kein Fahrradweg durch das Naturschutzgebiet

    Gegen einen Fahrradweg entlang der Straße spricht, dass sie durch das Naturschutzgebiet am Tretzendorfer Weiher führt. Für die Gemeinde ist damit aber noch nicht aller Tage Abend. Denn es gibt durchaus Möglichkeiten, eine Ausnahmegenehmigung für einen Fahrradweg in einem Naturschutzgebiet zu bekommen. Eben das war in Oberaurach im Jahr 2018 gelungen, wie Thomas Sechser berichtet: Die Gemeinde bekam die beantragte Ausnahmegenehmigung und sogar eine Zusage für Fördermittel in Höhe von 1,8 Millionen Euro bei geplanten Baukosten von 2,4 Millionen Euro.

    Am Ortsende von Tretzendorf endet momentan der Fahrradweg. Gegen eine Verlängerung entlang der Staatsstraße bis  Unterschleichach hat der Bund Naturschutz Klage eingereicht.
    Am Ortsende von Tretzendorf endet momentan der Fahrradweg. Gegen eine Verlängerung entlang der Staatsstraße bis  Unterschleichach hat der Bund Naturschutz Klage eingereicht. Foto: Christian Licha

    Doch dann klagte der Bund Naturschutz (BN) gegen den Bau des Radwegs, und nach einem längeren Prozess entschied das Verwaltungsgericht Würzburg 2020 gegen den Radweg. Die Begründung: Es gebe eine "zumutbare Alternative". Viele Oberauracher, darunter auch Bürgermeister Sechser, halten diese Alternative aber eben nicht für zumutbar, zumindest nicht für alle Bevölkerungsgruppen. Denn dabei handelt es sich um einen Schotterweg, der mitten durch den Wald führt. Diesen Weg zu teeren, sei nicht möglich, da das zu Problemen bei der Waldbewirtschaftung führen würde, für die er ebenfalls genutzt wird.

    Bürgerinnen und Bürger finden die "Schotterpiste" unzumutbar

    In den Antworten auf den Haßberge-Check wird dieser Weg vielfach kritisiert. Die "Schotterpiste" sei nicht zumutbar, zumindest nicht für ältere und behinderte Fußgänger oder Radfahrer, die zwar noch gewisse Strecken zurücklegen können, aber eben nur auf einem Untergrund, die vernünftig ausgebaut ist. Auch für viele Frauen und Kinder sei der Weg keine Alternative, da er durch einen dunkle Wald führt.

    Viele in der Bevölkerung sind unzufrieden. Auch bei einem Faschingszug machten sie in der Vergangenheit schon ihrem Unmut über das Fehlen eines Radwegs entlang der Staatsstraße Luft.
    Viele in der Bevölkerung sind unzufrieden. Auch bei einem Faschingszug machten sie in der Vergangenheit schon ihrem Unmut über das Fehlen eines Radwegs entlang der Staatsstraße Luft. Foto: Sabine Weinbeer

    Dem widerspricht Andreas Kiraly, Ortsgruppenvorsitzender des BN im Steigerwald sowie stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe. Der schlechte Zustand des Oberflächenbelags auf dem bestehenden Weg sei vor allem der mangelnden Wartung geschuldet und lasse sich leicht beheben: "Ein Oberflächenbelag mit einer mit Mineralbeton verdichteten Deckschicht ist für jeden Fahrradfahrer problemlos zu benutzen", schreibt er. Das sei zudem noch billiger als ein Neubau.

    Flächenversiegelung und geschützte Tierarten

    Auch das Angstargument sei "kein Maßstab, um bestehende gesetzliche Regelungen auszuhebeln". Kiraly betont zwar: "Wir können manche Angstgefühle durchaus verstehen." Aber es gebe in Deutschland eben eine Vielzahl von Radwegen, die "durch einen Naturraum, durch Waldgebiete und auch andere abgelegenen Gegenden führen". Zudem vermute er, dass Eltern ihre Kinder auch nicht alleine auf einem Weg entlang der Straße fahren lassen würden.

    So setze sich der Bund Naturschutz für einen weiteren Ausbau des bestehenden Wegs ein, lehnt einen Neubau aber ab. Als Grund dafür führt Kiraly die Flächenversiegelung an. 2018 begründete er die Ablehung eines Radwegs dagegen vor allem mit dem Vorkommen seltener Tierarten im Naturschutzgebiet Tretzendorfer Weiher.

    Vor Gericht ist das letzte Wort noch nicht gesprochen

    Die Möglichkeit, die bestehende Oberfläche durch feineren Schotter zu verbessern, sieht auch Bürgermeister Sechser. Allerdings sieht er darin eher eine Notlösung, die er erst dann in Angriff nehmen will, wenn endgültig feststeht, dass ein Neubau nicht genehmigt werden kann. Vorher will die Gemeinde aber weiter vor Gericht um ihren Radweg kämpfen. "Wir haben einen Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt", sagt der Bürgermeister. "Es ist also ein laufendes Verfahren."

    Was ist der Haßberge-Check?Der Haßberge-Check basiert auf einer Umfrage, an der Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises teilnehmen und für 15 verschiedene Lebensbereiche Punkte vergeben konnten. Wir berichten auf Basis der Ergebnisse darüber, wie zufrieden die Befragten mit ihrem Heimartort beziehungsweise ihrer Region sind.Über folgende Orte berichten wir demnächst:
    Sand
    Heilige Länder (Breitbrunn, Kirchlauter)
    Königsberg
    Ebern
    Hofheim
    Zeil
    Hofheimer Land (Aidhausen, Burgpreppach, Riedbach)Weitere Artikel der Haßberge-Check Reihe gibt es unter mainpost.de/dossier/hassberge-checkpes

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