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Mit dem Staubsauger auf die Jagd

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Mit dem Staubsauger auf die Jagd

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    Mit dem Staubsauger auf die Jagd
    Mit dem Staubsauger auf die Jagd Foto: FOTO DPA

    Sie belästigen Biergartenbesucher, laben sich im Garten an Eis und süßem Sprudel und schnorren Süßes, wo sie es finden: Wespen sind in den letzten Tagen auffallend lästig. Doch woher kommen die vielen Tiere? Sind es tatsächlich mehr als letztes Jahr?

    "Nein", sagt Petra Leiber von der Schweinfurter Bio-Rex GmbH, die zur Zeit täglich im Landkreis Haßberge unterwegs ist, um Wespennester zu bekämpfen. "Es sind nicht mehr, aber den zunächst kalten Beginn des Sommers haben die Wespen genutzt, um ihre Nester anzulegen, und jetzt, wo es heiß geworden ist, schwärmen sie alle gleichzeitig aus. Dadurch entsteht der Eindruck, dass wir es mit einer Plage zu tun haben."

    Leibers Telefon jedenfalls steht zur Zeit nicht still. Täglich räumen die Schädlingsbekämpfer neun bis zwölf Wespennester aus. Sind die Nester schwer zugänglich und stehen die Tiere nicht unter Naturschutz, kommt das Gift zum Einsatz. "Zur Zeit machen die Wespennester 80 Prozent unserer Einsätze aus", erzählt Leiber. "Erst letzte Woche war eins darunter, das etwa halb so groß war wie eine Tischtennis-Platte. Da hatte sich ein Nebennest mit einer zweiten Königin gebildet."

    Leiber rät dringend davon ab, die Wespen selbst zu bekämpfen. "Wespen sind sehr gefährlich, und die meisten Leute, die es selbst versuchen, landen im Krankenhaus. Wenn man sich falsch verhält, steht man genau zwischen den Wespen und ihrem Fluchtweg. Das kann tödlich enden."

    Auch die Feuerwehren kümmern sich um die Entfernung der Nester - im Gegensatz zu den Kammerjägern verzichten sie aber grundsätzlich auf Gift. Im Landkreis Haßberge fand dieses Frühjahr bereits der zweite Lehrgang zum Umgang mit Wespen-Nestern statt. Der Bund Naturschutz hatte ihn ausgerichtet, um Feuerwehrleute der Region für den fachgerechten und schonenden Umgang mit den Insekten zu wappnen.

    Kreisbrandrat Josef Jüngling sieht keinen Grund, eine Wespenplage zu fürchten. Die Bevölkerung sei lediglich ängstlicher als früher im Umgang mit den Insekten, wohl auch wegen der mitunter gefährlichen allergischen Reaktionen auf einen Stich. Daher müsse die Feuerwehr dieses Jahr mehr Nester entfernen als letztes Jahr.

    Die Feuerwehr unterscheidet die Wespenarten, denn nur wenige sind gefährlich. Handelt es sich um eine nicht aggressive Form, wird das Nest am Platz belassen. "Die Betroffenen können sich durchaus mit den Tieren arrangieren, wenn einige Verhaltensregeln beachtet werden", so Jüngling. Dazu gehöre unter anderem ein respektvoller Abstand zum Nest und "nur sanfte Bewegungen", wenn man eine Wespe vertreiben wolle.

    Entfernt werden muss das Nest, wenn Allergiker oder kleine Kinder gefährdet sind oder die Wespenart für ihre Aggressivität bekannt ist. Dann werden die Wespen betäubt und in einem etwa fünf Kilometer entfernten Waldstück in ihrem Nest wieder ausgesetzt. Das Töten der Tiere kommt für die Feuerwehr nicht in Frage.

    "Manchmal greifen wir auch zum Staubsauger", sagt der Kreisbrandrat. Bei niedrigen Wattzahlen werden die Wespen aus ihrem unzugänglichen Nest abgesaugt. Viele überleben diese Prozedur und werden freigelassen. Restbestände vertreibt die Feuerwehr mit Duftstoffen, die die Insekten nicht mögen, zum Beispiel mit Nelkenöl.

    Viele der in Deutschland heimischen Wespenarten sind geschützt. Bei diesen muss vor der Umsiedlung ein Antrag bei der Naturschutzbehörde gestellt werden. Das gilt besonders bei Hornissen.

    Im Landkreis Haßberge haben fast alle Feuerwehren inzwischen aktive Mitglieder, die im Umgang mit Wespen geschult wurden. Die Gemeinden Bundorf und Theres werden jeweils von Ermershausen beziehungsweise Gädheim abgedeckt. "Diese Leistung wird freiwillig von den Gemeinden und den Feuerwehren im Interesse des Natur- und Umweltschutzes angeboten", betont Franz Ott vom Landratsamt Haßberge in Haßfurt.

    Die Kosten für die Einsätze richten sich nach den Bestimmungen der Gemeinde. In Hofheim ist die Umsiedlung laut Kommandant Bernhard Hofmann kostenlos, Spenden sind jedoch erwünscht.

    "Ein gesunder und etwa siebzig Kilo schwerer Mensch müsste nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mehr als tausend Mal gestochen werden, bevor er in Lebensgefahr schwebt", so Kerstin Heemann, Biologin an der Akademie für Natur- und Umweltschutz in Stuttgart. Außerdem seien Wespen und Hornissen besonders hilfreich, da sie andere Insekten fressen. Ein starkes Hornissen-Volk verfüttere pro Tag rund ein halbes Kilogramm Insekten an den Nachwuchs. "Wer ein Wespennest besitzt, hat quasi eine Mücken freie Zone."

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