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KÖNIGSBERG/PHILIPPINEN: Mit Drahteseln auf den Philippinen

KÖNIGSBERG/PHILIPPINEN

Mit Drahteseln auf den Philippinen

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    Reifentransport: Unglaublich, was man alles auf ein Motorradtrike packen kann.
    Reifentransport: Unglaublich, was man alles auf ein Motorradtrike packen kann. Foto: Manfred Wagner

    Gibt es das, ein Weltwunder ohne Prunk und Protz? Eines, das nicht gebaut wurde, weil ein gottähnlicher Herrscher oder König es befahl? Ja, es sind die jahrtausendealten Reisterrassen auf den Philippinen. Mit ihren Fahrrädern erklommen die Königsberger Inge und Manfred Wagner hohe Berge und Regenwälder, um dieses imposante Weltkulturerbe der Menschheit zu bestaunen. Es gibt viel zu entdecken, lautet das Fazit ihrer jüngsten, vierwöchigen Fahrradtour auf Luzon, der Hauptinsel der Philippinen.

    In der heißen Mittagshitze döst dieses Filipino-Kind in seiner Hängematte.
    In der heißen Mittagshitze döst dieses Filipino-Kind in seiner Hängematte. Foto: Manfred Wagner

    Die als Weltkulturerbe anerkannten Reisterrassen ziehen sich an steilen Berghängen in etlichen Dutzenden und manchmal über 100 Ebenen empor. Einige von ihnen wurden vor über 2000 Jahren gebaut und dann von unzähligen Generationen in härtester Arbeit erhalten. Völlig ohne Glanz und Gloria – nur, um zu überleben. Heute verfallen diese Zeugen der Vergangenheit leider immer mehr, weil viele junge Menschen abwandern und anderweitig ihr Brot verdienen – was man ihnen nicht verübeln kann.

    Zu Fuß auf den Vulkan Pinatubo

    Am Fuß des Vulkans Pinatubo müssen die Wagners ihre Zweiräder erst mal stehen lassen. Nur zu Fuß war es möglich, den Berg zu besteigen. Nach einem stundenlangen Aufstieg durch eine surreal und bizarr anmutende Landschaft sehen sie den Kratersee. Der Pinatubo ist, oder besser gesagt war, ein schlafender Riese, denn er galt als erloschen – bis er 1991 in einer verheerenden Explosion ausbrach und um 300 Meter schrumpfte. Fast 1000 Menschen kamen ums Leben – was beweist, dass der Mensch doch nicht alles im Griff hat.

    Danach besteigen die Globetrotter wieder ihre Stahlrösser und erreichen nach schweißtreibenden Anstiegen die Kleinstadt Sagada. Deren Aushängeschild sind die in luftiger Höhe an Felswänden hängenden Särge. Der Grund für diese außergewöhnliche Art der früheren Totenbestattung: Die Angehörigen des hier lebenden Volksstamms der Igorots wollten nicht, dass ihre Toten begraben werden, weil sie überzeugt davon waren, dass deren Seelen unter der Erde ersticken würden. Neben den Särgen hängen einige Stühle – auf die wurde der Leichnam während der dreitägigen Totenwache gesetzt. In hockender Position – wie vor der Geburt im Mutterleib – erfolgte dann die Freiluft-Bestattung.

    Etwas gewöhnungsbedürftig ist für die Franken das philippinische Frühstück: Reis mit Hühnchen, Beef oder Fisch. Auf dem Land begegnen sie oft einer Tradition, die man in Europa überhaupt nicht kennt: Das Kauen von Betelnüssen. Es verursacht einen leichten, aber suchtartigen Rauschzustand, zerstört das Zahnfleisch und führt schnell zum Zahnausfall. Die von der Regierung überall angebrachten Schilder „No spitting Moma“ (Keine Betelnüsse spucken) werden kaum beachtet.

    Für einen Moment hat Manfred Wagner sein Rad mit einem Holzroller vertauscht.
    Für einen Moment hat Manfred Wagner sein Rad mit einem Holzroller vertauscht. Foto: Manfred Wagner

    Nationalstolz der Filipinos

    Der Rückweg aus den zerklüfteten Bergen erweist sich als nicht unproblematisch. Als die Wagners in über 2000 Meter Höhe bei dichtem Nebel kein Hotel finden, müssen sie ihr Zelt aufschlagen. Der beste – weil einzig trockene – Platz ist eine alte überdachte landwirtschaftliche Halle, wo noch Dutzende Säcke voller Hühnermist rumliegen. Wieder zurück in Manila besichtigen die Reisenden das riesige Monument des Nationalhelden Lapu Lapu. Dieser Stammeshäuptling besiegte 1521 den berühmten portugiesischen Seefahrer und Weltumsegler Magellan– einer der Gründe für den Nationalstolz der Filipinos.

    Die mitunter über 2000 Jahre alten Reisterrassen gelten als Weltwunder und sind als Weltkulturerbe anerkannt. Angelegt wurden sie, um das pure Überleben zu sichern.
    Die mitunter über 2000 Jahre alten Reisterrassen gelten als Weltwunder und sind als Weltkulturerbe anerkannt. Angelegt wurden sie, um das pure Überleben zu sichern. Foto: Fotos: Manfred Wagner

    Den Radlern bleiben jedoch die Schattenseiten nicht verborgen: Überall liegen Unmengen von Müll und Dreck an den Straßenrändern und das Verkehrsgewühl ist nicht nur chaotisch, laut und nervenaufreibend, sondern verpestet auch in dichten Abgasschwaden die Luft. Und diejenigen, die am Rande der Gesellschaft leben, schlafen auf schmutzigen Kartons neben dem Abwasser und Unrat der Straße.

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