Die Rede ist von den Rutengängern, oder - wie sie sich selbst bezeichnen - den Radiäthesisten und Elektrobiologen. Erdstrahlen, Wasseradern und Elektrosmog sind ihr Metier. Ihr Werkzeug ist ein geheimnisvoller, gebogener Glasfiberstab mit einem Kupferende an der einen Seite, sowie vielen Markierung an den Halteenden. Jedoch jede Astgabel könnte genauso den Zweck erfüllen.
Karl-Heinz Kilian, Rutengänger aus dem Taunus, informierte am vergangenen Freitag im Gasthaus Krone. Vorsicht: Rutengehen ist nicht Spazierenlaufen. Es setzt viel Denken voraus, geht an die Substanz und ans Herz. Mehr als zwei, drei Rutengänge kann kein guter Rutengänger an einem Tag absolvieren, so Karl-Heinz Kilian. 280 Mark als Festpreis bietet er dem anwesenden Publikum für eine Haus- und Wohnungsuntersuchung an. Neben dem Ergebnis gibt es dann noch Ratschläge für die Umstellung der Schlafstatt. Denn laut Kilian liegt hier das besondere Übel. Gleich, ob schiebendes Wasser (Angstträume, Kopfschmerzen, kalte Füße, Kreislaufbeschwerden) von den Füßen zum Kopf oder ziehendes Wasser (Nervosität, Magenbeschwerden, Merkunfähigkeit, schwere Beine) vom Kopf zu den Füßen, es kann immer zu Unpässlichkeiten, Unwohlsein oder gar schweren Krankheiten führen.
Auch in der Natur können Wasseradern an der Flora festgestellt werden. Obstbäume bringen durch Schrägwuchs ihre Köpfe (Kronen) in Sicherheit und versuchen den Erdstrahlen auszuweichen. Doch zurück zu Mensch und Schlafstatt: Das Thema ist mehr als 4000 Jahre alt. Die Chinesen hatten Rutengänger, die von Gesetzes wegen nach Erddämonen Ausschau hielten. Heute noch hat Feng Shui bei den Asiaten großen Stellenwert. Selbst die früheren Naturvölker wendeten einen Trick an, um ihre ideale Ruhestatt zu finden. Sie ließen Schafe, Schweine oder Ziegen auf dem zukünftigen Bauplatz weiden. Dort, wo das Vieh ruhte, gab es auch für den Menschen Sicherheit vor den Erdstrahlen.
Denn in der Natur gibt es "Strahlenflüchter" - Tiere und Pflanzen, die Erdstrahlen belastete Zonen meiden. Dazu zählen Hund, Pferd, Rind, Ziege, Schaf und alle Vogelarten, mit Ausnahme der Wasservögel, und bei den Pflanzen Rosen, Geranien, Kartoffel, Apfel- und Birnbäume.
Aber Vorsicht, wenn die Katze ihren Lieblingsplatz auf dem Bett hat. Sie ist genauso wie Kaninchen oder Eule ein Strahlensucher. Und ein Tipp für die Imker: Der Honig gedeiht im Banne der Erdstrahlen besser, denn Bienen lieben diese genau wie Ameisen und Mücken. Viele Pflanzen, u. a. Farn, Ginster, Pilze, Eichen, Weiden, Kirsch- und Pflaumenbäume, fühlen sich am wohlsten unter dem Einfluss der Erdstrahlen. Neben Wasseradern soll auch ein "Gesteinsbruch" für Erdstrahlen sorgen. Die Verschiebung verschiedener Erdschichten und ihr Aufeinandertreffen lässt die Unterwelt reagieren. Das bekannteste Beispiel ist das Zink-Kohle-Aufeinandertreffen, das den Taschenlampen-Batterie-Effekt auslöst. Die Strahlenintensität ist sehr hoch und kann laut Kilian vor allen Hautkrankheiten bis hin zu Neurodermitis verursachen. Eine Steigerung ist die Gesteinsverwerfung, entstanden in der Eiszeit. Ladungs- und Spannungsunterschiede der Erdstrahlen werden durch Drehen und Wirbeln verstärkt. Dieser Einfluss kann den Menschen laut Kilian vom Jähzorn bis zum Wahnsinn treiben.
Zwei Gitternetze sind ebenfalls bekannt. Der Mediziner und Radiästhet Dr. Ernst Hartmann entdeckte ein gitterartiges Strahlensystem, das die ganze Erde umgeben soll. Die Maschengröße variiert zwischen zwei und vier Metern und verläuft in Nord-Süd bzw. Ost-West- Richtung. Gefährlich sind die Eckpunkte, die ungefähr eine Größe von 25 Quadratzentimeter abstrahlen. Ähnlich ist das von Dr. Manfred Curry entdeckte so genannte Currynetz. Dieses schwankt nicht nur jahreszeitlich, sondern auch stundenbedingt. Die Strahlung ist abhängig von den Mondphasen, wobei die stärkste zur Vollmondzeit ausgeht. Hat man das Unglück, auf so einen Punkt schlafen zu müssen, zieht es die Kraft aus dem Körper, so der Rutengänger. Die Folge: Man wacht früh völlig erschlagen auf.
Das Resümee des Referenten: Erdstrahlen feststellen und anschließend das Bett verrücken, sind sicherlich kein Hokuspokus, sondern eher eine erfolgversprechende, natürliche Hilfe.