„Als ob man selbst Verbrecher sein müsste, um über Mord und Totschlag zu fabulieren“, lässt Harry Luck seinen kultigen Kriminalhauptkommissar Horst Müller sagen. Und da ein bisschen Müller auch in dem Bamberger Krimiautoren schlummert, mag Luck diese Worte wohl genauso auf sich zu beziehen. Im realen Leben hat er nämlich nichts mit Mord und Totschlag zu tun, mit Ganoven unterm Scheinheiligenschein vielleicht schon eher: Harry Luck ist im Hauptberuf Pressesprecher des Erzbistums Bamberg. In seiner Freizeit schreibt der begnadete und fantasievolle Familienvater Geschichten aus der Krimiwelt, aus der es kein Entkommen gibt.
Eine Kostprobe seines Könnens gab Harry Luck am Donnerstagabend im Rahmen des Bamberger-Literaturfestivals. Erstmals las er öffentlich aus seinem aktuellen Krimi „Der Franken-Bulle“, der 2020 erschienen ist und coronabedingt noch nicht auf Lesetour gehen konnte. Der Ort für diese Premiere hätte passender nicht sein können: Der Saal in der Kultur-Fabrik – KUFA in der Ohmstraße verströmte mit seinen schwarzen Wänden, dem schwarzen Boden an diesem Abend einen morbiden Charme, der den „Franken-Bullen“ umgibt.
Bamberger Lokalkolorit
Fasziniert hörte das Publikum den vorgetragenen Kapiteln aus dieser humorvollen, skurrilen, fränkischen Geschichte zu. Harry Luck erzeugte durch seine stimmige Art, gerade pfiffige Dialoge zu lesen, Spannung. Das Bamberger Lokalkolorit in diesem Krimi, der im Milieu der Schriftsteller und Filmemacher spielt, versetzte die Zuhörer flugs in Feuer und Flamme. Bilder von der Oberen Brücke tauchten vor dem Auge auf. Von dem Tatort mit Leiche also. Und wie der verschrobene Kommissar Horst Müller und seine junge Kollegin Paulina Kowalska quer durch Bamberg auf Mörderjagd gehen, ist einfach köstlich und unterhaltsam.
Ebenso „mörderisch gut“ muss Harry Lucks nächster Krimi „Bamberger Reiter“ sein. Das Werk erscheint zwar erst am 19. November 2021. Doch der Autor gab in der KUFA einen exklusiven Vorgeschmack auf das, was nicht nur seine Fans erwartet: „Es ist etwas Schreckliches, etwas Unglaubliches passiert!“. Nämlich „das schlimmstmögliche Verbrechen in Bamberg“. Diese „delikate Angelegenheit“ musste Monsignore Momberg, der Dompfarrer, just vor dem anvisierten Besuch des Papstes in Bamberg dem Kommissar Müller kundtun. Vertraulich, versteht sich. „Man hat den Bamberger Reiter also gestohlen?“, fasst Müller die geflüsterte Meldung des Monsignore über das Verschwinden der weltberühmten steinernen Figur zusammen.
Eine Entführung? Harry Luck verriet nicht mehr. Dafür hatte er Appetit gemacht auf Krimikost vom Feinsten, die erstmals am 2. Dezember um 19 Uhr im Diözesanmuseum verspeist werden kann. Dann wird Harry Luck seinen „Bamberger Reiter“ für das breite Lesepublikum galoppieren lassen.
Das kurzweilige Vergnügen in der KUFA wurde durch die stilvolle musikalische Umrahmung gesteigert: Das Duo „The Noble Savages“ mit Oliver Randak (Gitarre und Gesang) und Lisanne Melzer (Violine und Gesang) setzten auf die Krimilesung einen fetzigen, packenden und emotionalen Akzent.