Die Leber ist ein enorm wichtiges Organ für das Wohlbefinden des Menschen. Ihr wird viel zugemutet. Und dennoch ist sie sehr duldsam, regeneriert sich auch nach schlimmen Schädigungen, wenn der Mensch rechtzeitig die Notbremse zieht. Das erfuhren die Besucher des aktuellen VdK-Gesundheitsforums von Dr. Stefan Hochreuther, der seit vergangenem Jahr Chefarzt der Inneren Abteilung an den Haßberg-Kliniken im Haus Haßfurt ist.
„Wenn sich das Herz so gut regenerieren würde wie die Leber, dann hätten wir weniger Probleme“, erklärte der Internist, dessen Schwerpunkt eigentlich auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt. Sogar Teile einer Leber können transplantiert werden und zu einem voll funktionsfähigen Organ werden. Wenn die Leber aber nachhaltig geschädigt ist, sich eine Fibrose entwickelt hat, die dann zur Zirrhose wird, dann gibt es kein Zurück mehr, dann bleibt nur die Transplantation – oder der Patient stirbt.
Gefährdet ist die Leber einerseits durch Infektionen, wobei mittlerweile auch gegen die bisher berüchtigte Hepatitis-C-Infektion probate Medikamente auf dem Markt sind, so dass die meisten Patienten ihre Hepatitis ausheilen können. Ansonsten leidet die Leber praktisch unter all den Zivilisationserscheinungen, die auch dem Herzen zu schaffen machen.
Die berühmte „Fettleber“ entsteht nicht ausschließlich durch zu viel Alkohol, sondern auch durch zu fettes Essen. Sie wird befördert durch Diabetes und Bewegungsmangel.
Hochreuther zeigte auf, dass der menschliche Körper eigentlich noch immer nach dem „Prinzip Neandertal“ funktioniert: „Wenn es um die Bequemlichkeit geht, dann sind wir eben besonders pfiffig.“ Ständig sei man mit Essen konfrontiert, und entsprechend sei das Übergewicht im Vormarsch. Eine spezielle „Leber-Diät“ wollte er aber nicht empfehlen. „Es ist wie so oft im Leben: Immer die Goldene Mitte, das wäre ideal“, so der Internist. Nichts liege ihm ferner, als Patienten jedes Stück Kuchen zu verbieten. Aber man müsse dann eben mehr Bewegung dagegen setzen. „Ich halte E-Bikes für eine tolle Erfindung. Viele meiner Patienten haben damit wieder Freude an der Bewegung an frischer Luft“, erklärte er.
Auch ein Bierchen oder ein Glas Wein sei nicht gleich ein Großangriff auf die Leber. Wie viel die wegsteckte, das sei vom Geschlecht abhängig und relativ stark auch von der Veranlagung. Ein Achtel Wein für Frauen, ein Viertel für Männer, das sei in der Regel kein Problem. Allerdings gebe es zusätzliche Belastungen wie Medikamente oder die Ernährung.
Die Leber sei Kraftwerk und Müllentsorgung zugleich, erklärte Hochreuther. Als zentrales Stoffwechselorgan leiste sie Enormes. Sie entgifte den Körper und baue gleichzeitig die Grundstoffe des Lebens.
Die Symptome seien anfangs eher unauffällig. „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“, heiße es, so Hochreuther. Leberkranken gehe es eben nicht gut, später sei dann die Gelbsucht unübersehbar. Es gebe aber auch Leberkranke ganz ohne Symptome.
Die Erkrankung indes bleibe aber selten unentdeckt. Denn bei jeder Routine-Blutuntersuchung würden immer auch die Leberwerte erhoben.
Und der Krebs sei für die Leber eine doppelte Gefahr. Die Chemotherapie fordere das Entgiftungsorgan auf das Äußerste. Außerdem setzten sich hier oft Metastasen fest.
Hochreuther riet dringend zur Hepatitis-Impfung, wenn man in exotische Länder reist, und zu einem schonenden Umgang mit der Leber. Wer auf Medikamente angewiesen sei, der sollte eben entsprechend zurückhaltend beim Alkohol sein. „Und Mittelmeerdiät bedeutet nicht nur Rotwein, sondern eben auch frisches Gemüse“, scherzte er.
Allerhand Fragen beantwortete der Chefarzt nach seinem Vortrag, unter anderem zu Umweltgiften und Arbeitsschutzmaßnahmen. Ein kategorisches „Nein“ gab es auf die Frage, ob es Mittel gebe, die die Leber stärkten. „Es gibt da leider viel Geldmacherei“, erklärte er dazu.
VdK-Kreisvorsitzende Maria Watzka dankte für den engagierten Vortrag und wies gleich auf das nächste Gesundheitsforum hin. Am 16. November referiert Dr. Hildrun Schättin, Chefärztin der Chirurgie an den Haßberg-Kliniken, zum Thema „Vorsorge und Therapiemöglichkeiten bei Darmkrebs“.