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FRIESENHAUSEN/ROTTENSTEIN: Mut, Zuversicht, Ideen

FRIESENHAUSEN/ROTTENSTEIN

Mut, Zuversicht, Ideen

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    Geschichtlicher Rückblick: Margit Rössler-Döring, Eva Schlund und Gudula von Eichborn (von links) präsentierten die Entwicklung der Dörfer in 1200 Jahren.
    Geschichtlicher Rückblick: Margit Rössler-Döring, Eva Schlund und Gudula von Eichborn (von links) präsentierten die Entwicklung der Dörfer in 1200 Jahren. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Gregorianische Gesänge stimmten auf den Gottesdienst ein, während sich die Kirche St. Georg nach und nach bis auf den letzten Platz füllte. Friesenhausen und Rottenstein feiern Geburtstag – 1200 Jahre ist es her, dass „Friesenhusun“ erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde.

    Zum ökumenischen Festgottesdienst fanden sich, neben Bewohnern aus allen Teilen der Gemeinde Aidhausen, auch Persönlichkeiten aus vergangenen Zeiten ein. Sie machten die wechselhafte Geschichte der beiden Orte erlebbar.

    Für sein Seelenheil übergab Frieso (Matthias Wolf), der damalige „Öberste“ des Ortes, im Jahr 824 drei Joch (etwa ein Hektar) seines Besitzes an das Kloster Fulda, welches das Gebiet als Teil des karolingischen Frankenreiches verwaltete.

    Ein Mitglied der „Zollner von Rottenstein“ (Ulrike Zimmermann) berichtete von ihrer Familie, die etwa 250 Jahre Lehensträger in der Gemeinde war. Bruder Heinrich (Simon Sauerteig) freute sich 1404 über die erste Kirche in Friesenhausen, das von jeher zusammen mit Rottenstein zur Pfarrei Hofheim gehörte. Reste der ursprünglichen St. Georgskirche seien auf deren früheren Standort in der neuen Kirche verbaut.

    Von den unruhigen Zeiten der Reformation erzählte Amalie von Truchseß (Annabel von Truchseß), die zusammen mit ihren Eltern Christoph und Dorothea von Truchseß auf einem Epitaph in der Kirche zu sehen ist. Ihr Vater sei von der Lehre Luthers überzeugt gewesen und habe 1546 in Friesenhausen die Reformation eingeführt.

    Mit Johann Gottfried von Guttenberg (Gerhard Koch), Fürstbischof von Würzburg, wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts die katholische Religion in Friesenhausen wieder zugelassen. Bis dessen Nachfolger, Johanna Philipp Fuchs von Dornheim, 1713 bis 1715 die Schlosskirche Mariä Himmelfahrt erbauen ließ, trafen sich die Katholiken des Ortes im Turmzimmer des alten Schlosses zum Gottesdienst.

    Das Verhältnis von Katholiken und Evangelischen im Ort sei schon immer etwas Besonderes gewesen, sagte Pfarrerin Melanie von Truchseß, die den Gottesdienst gemeinsam mit Ulrike Zimmermann gestaltete. Es habe keine Gegenreformation, keine Vertreibung von Andersgläubigen gegeben. Eine strikte Trennung der Konfessionen wie in vielen anderen Orten, habe nie stattgefunden. „So konnten auch nach dem Zweiten Weltkrieg die Flüchtlinge beider Konfessionen gut integriert werden“, sagte von Truchseß.

    Seit Ende der 1980er-Jahre habe sich die Ökumene weit entwickelt. Man besuche sich einander im Gottesdienst und Kindergottesdienst, Bibelwoche, Pfingsten und Sylvester seien längst ökumenisch, zählte die Pfarrerin auf. „Wir gehen nicht mehr nur aufeinander zu, wir gehen miteinander voran, stärken einander im Glauben.“ Matthias Keß an der Orgel und der Posaunenchor, unter der Leitung von Matthias Wolf, begleiteten die Lieder, die passend zu den Zeitabschnitten gesungen wurden.

    Gäste aus Politik und Wirtschaft, Vereinsvorsitzende und ehrenamtlich Tätige konnte Andreas Hußlein als Vorsitzender des Festkomitees nach dem Gottesdienst in der Scheune des Schlosses Friesenhausen zum Neujahrsempfang begrüßen. Wer sich engagiere, habe mehr vom Leben, dankte Hußlein allen, die seit Monaten an den Vorbereitungen beteiligt sind. „Ehrenamtliche haben mehr Kontakte, mehr Gespräche und damit mehr Zufriedenheit.“

    Ein solcher Geburtstag ermuntere die Bürger, sich mit ihrer eigenen Geschichte zu befassen und fördere die Identifikation mit dem Heimatdorf, sagte Landrat Wihelm Schneider. Mut, Zuversicht, Einsatzbereitschaft, Durchsetzungkraft und Ideenreichtum – diese Zutaten hätten Friesenhausen samt Rottenstein in 1200 Jahren zu dem liebenswerten Fleckchen Erde gemacht, das es heute sei. Die anstehende Dorferneuerung zeige, dass Bürger ihre Ideen einbringen und tatkräftig mit anpacken, um ihre Heimat liebens- und lebenswert zu gestalten, lobte der Landrat. Er freue sich auf das große Festwochenende, „bei dem die beiden Dörfer zeigen werden, dass sie trotz ihres hohen Alters quicklebendig sind.“ Bürgermeister Wolfgang Borst gratulierte als Vorsitzender der Hofheimer Allianz auch im Namen aller Mitgliedsgemeinden.

    „Wer hohe Türme bauen will, muss lange am Fundament verweilen“ – dieses Zitat des Komponisten Anton Bruckner gab Bürgermeister Dieter Möhring als Motto für die Arbeit des Gemeinderates im kommenden Jahr aus. Unter anderem soll mit einem Jugendworkshop und einem Seminar in Klosterlangheim an einem stabilen Fundament für die Gemeinde gearbeitet werden.

    „Die aktiven Dorfgemeinschaften in Friesenhausen und Rottenstein schaffen Lebensfreude und Lebensqualität“, dankte Möhring allen engagierten Bürgern. Gerne würde er einige zum Ritter schlagen, wenn es diese Möglichkeit der Anerkennung noch gäbe.

    Um Vertrauen bat Khaled Daafees, der im Namen aller im Gemeindegebiet untergebrachten Asylbewerber den Bürgern dankte. „Hätten wir auf der Flucht schon gewusst, dass wir hier in der Gemeinde Aidhausen ein neues Zuhause finden“, sagte der Syrer, „wäre die Angst manchmal nicht so groß gewesen.“

    1200 Jahre Geschichte präsentierten zum Abschluss Eva Schlund, Margit Rössler-Döring und Gudula von Eichborn. Mit vielen Bildern und Informationen führten sie die Zuschauer von der Vergangenheit in die Gegenwart. Über Chroniken zu beiden Dörfern, historischen Gebäuden und bekannten Persönlichkeiten reichte der Vortrag über die Aufnahme von Flüchtlingen im Zweiten Weltkrieg bis hin zum heutigen Dorfleben. Die musikalische Umrahmung gestaltete Jutta Meierott am Klavier.

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