Immer mehr Fakten über den am Donnerstag in Coburg getöteten Wolfgang R. dringen nach außen: Er war lange Kammermusiker am Coburger Landestheater, gleichzeitig aber auch Bordellbetreiber. Die Soko „Eiche“ der Kriminalpolizei ermittelte am Wochenende in alle Richtungen und führte erste Befragungen durch. Tatverdächtige gab es laut Polizeipressestelle bis Montag Abend aber nicht.
Der dunkel gekleidete Mann, der sich am Donnerstagmorgen vor der Beiersdorfer Gaststätte „Schwarzer Bär“ aufgehalten hat und nach dem im Zusammenhang mit dem Fall gesucht worden war, hat sich mittlerweile bei der Polizei gemeldet. Er könne als Verdächtiger klar ausgeschlossen werden, sagte Polizeipressesprecher Jürgen Stadter. Diese und andere Befragungen, die am Wochenende von der Soko „Eiche“ durchgeführt wurden, lieferten bislang keine heiße Spur. Die Beamten ermitteln weiter im Umfeld des getöteten Wolfgang R. – auch im Coburger Rotlichtmilieu, wo R. nachweislich tätig war.
Der 66-Jährige hat mindestens einen bordellähnlichen Betrieb in Coburg geführt, dessen Namen oder Lage die Polizei aber nicht bekannt geben wollte. Derzeit existieren in Coburg drei genehmigte Bordelle oder bordellartige Betriebe. Derzeit ist nicht auszuschließen, dass der Täter aus dem Milieu stammt.
Auf Nachfrage reagierten Nachbarn des Getöteten überrascht über dessen Umgang. Negativ äußert sich niemand über den 66-Jährigen: „Er war immer ein netter, hilfsbereiter und zuverlässiger Nachbar“, sagt eine Frau. Mit den Anwohnern am Coburger Eichenweg im Stadtteil Beiersdorf, wo das Wohnhaus des Opfers steht, habe es nie Probleme gegeben. Dass R. Feinde hatte, kann sich hier niemand vorstellen.
Zwar ist nach abgeschlossener Autopsie nicht völlig auszuschließen, dass es sich um einen Unfall oder Selbstmord handelte, allerdings ist laut Polizei und Staatsanwaltschaft ein Tötungsdelikt „sehr wahrscheinlich“. Ob es sich dabei um Mord handelte, wie einige Medien berichten, ist allerdings weiter unklar. Aus juristischer Sicht kann es sich auch um Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge handeln.