Waldbesitzer kamen in diesem Sommer und Herbst kaum hinterher, ihre geschädigten Fichten zu fällen. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt lud nun zu einer Infoveranstaltung nach Fierst ein.
Dürre, braune Fichten, die kaum noch Nadeln haben – eine nach der anderen. Dieses Bild haben Waldbesitzer in diesem Jahr nur zu oft in ihren Wäldern beobachten können. „Kaum hatte man die ersichtlich dürren Bäume umgemacht, waren die nächsten dürr und man konnte von vorne anfangen“, berichtet ein Fierster Waldbesitzer.
Waldeigentümer bekamen die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. Etliche Fichtenbestände sind durch die Trockenheit und den damit verbundenen Borkenkäfer-Befall dürr geworden und mussten, oder müssen noch, gefällt werden.
Wie Forstamtsrat Wolfgang Gnannt schilderte, seien die Wälder um Fierst herum sehr betroffen von Trockenschäden und Borkenkäfer-Befall. Deshalb habe man zu einem Runden Tisch eingeladen, bei dem Waldbesitzer erfahren, wie es zu den Schäden an den Fichten kam und welche Auswirkungen dies hat.
Doch auch die Waldbesitzer sollen ihre Probleme schildern und Fragen loswerden. „Dagegen unternehmen können wir nichts, das kann ich gleich sagen. Die Einflüsse des Klimawandels haben uns da in der Hand“, erläutert Gnannt zu Beginn. Näher auf die Situation und die Fragen der rund 15 Anwesenden gingen Jürgen Hahn und Daniel Kraus vom AELF Schweinfurt ein.
Im Sommer „brannte die Hütte“
„Bis zu meinem Sommerurlaub war noch alles in Ordnung, da war der Buchdrucker erst ein Problem in Thüringen, Tschechien und anderen Teilen Bayerns, aber noch nicht bei uns. Als ich vom Urlaub zurück war, brannte die Hütte. Das hatten wir eingangs so drastisch nicht erwartet und eingeschätzt“, gibt Hahn zu. Wie er verdeutlicht, ist nicht der Schädling die vorrangige Ursache für das Absterben der Fichten, sondern die Trockenheit. Die geschwächten Fichten seien für den Käfer dann im Wortsinn ein gefundenes Fressen.
„Das Wichtigste ist jetzt, dass wir uns durch die Trockenschäden bis nächstes Jahr nicht einen Bestand von Schädlingen heranzüchten“, sagt der Forstoberrat. Denn die Käfer würden in befallenen Fichten überwintern und von dort ab März/April ausfliegen. Konkret heißt das für die Waldbesitzer nun, ihre Wälder genauestens zu kontrollieren und alle befallenen Fichten zu markieren, zu fällen und aus dem Wald zu bringen – und das möglichst in den kommenden acht Wochen. Denn ab März könnte der Borkenkäfer bereits schon wieder ausfliegen und weitere Bäume in Mitleidenschaft ziehen.
Wie Hahn erklärt, herrschten im Sommer 2018 vor allem in Unterfranken große Hitze und es fiel zu wenig Regen. Eine Folge des Klimawandels, wie er schildert. „Wenn das Klima so bleibt, geht die Fichte bei uns bald gar nicht mehr. Doch dann stellt sich die Frage: Was pflanzen wir anstelle von Fichten?“ Diese Frage sei nicht so einfach zu beantworten. Es erscheint zunächst sinnvoll, Arten zu pflanzen, die in südlicheren Ländern vorkommen, weil diese mit der Hitze zurechtkommen.
Was man dabei aber oft vergisst: Trotz Klimawandels wird es voraussichtlich weiter Winter mit frostigen Nächten mit bis zu zehn, 15 Grad minus geben. Dies müssten diese Arten auch aushalten. „Wir sind derzeit tatsächlich überfragt, auf welche Baumart man ausweichen soll“, gesteht Hahn. Wichtig sei also, dass die Baumarten, die künftig gepflanzt werden, sowohl mit Wärme und Trockenheit aber auch mit Frost und Spätfrösten klarkommen.
Fakt ist, dass sich Temperatur, Niederschlag und Länge der Vegetationsperiode ändern werden. Es fängt früher an, warm zu werden, und die Bäume bleiben im Herbst länger aktiv. Es wird zudem mehr Extreme geben.
Niederschläge als Segen
Eine Grafik zeigt, dass es in diesem Jahr bis jetzt nur rund die Hälfte der normalen Niederschlagsmenge gegeben hat. Hätte es Anfang des Jahres nicht so häufig geregnet, hätten die Bäume noch weniger Wasserreserven gehabt und die Lage wäre noch dramatischer.
Beunruhigend sei das Wetterphänomen „El Nino“, das mit großer Wahrscheinlichkeit einsetzt. Es dürfte eine Kälteperiode im Winter mit sich bringen. Doch es sei zu erwarten, dass auch der kommende Sommer ähnlich warm und trocken wird wie der diesjährige. Der Klimawandel sei in vollem Gange, was sich nun bei den Fichten bemerkbar macht.
Es wird wärmer, trockener, die jahreszeitliche Verteilung von Temperatur und Niederschlägen ändert sich. Es wird vermehrt trockene, heiße Sommer und nasse Winter geben. Auch starke Stürme könnten häufiger auftreten. Dieser Wandel des Klimas geschieht so schnell, dass die Wälder keine Chance haben, sich entsprechend anzupassen, wie das bei früheren Eiszeiten der Fall war, wo Veränderungen sich über Jahrhunderte hinzogen.
Hahn spricht auch ein Thema an, das den Waldbesitzern unter den Nägeln brannte: der Holzpreisverfall. Die Waldbesitzer sind gezwungen, ihre befallenen Fichten zu fällen und möchten die Stämme natürlich verkaufen. Der Markt sei aufgrund der derzeitigen Situation jedoch überfüllt mit Holz, die Sägewerke seien voll bis obenhin, so dass die Holzpreise dementsprechend niedrig sind und die Waldbauern nicht viel für den Festmeter bekommen.
Dazu kommt, dass aus Südtirol und der Tschechei weiterhin Holz importiert wird. Dies ist ein Punkt, den die Fierster Waldbesitzer nicht verstehen können, wo doch im Land selbst genug Holz vorhanden sei. Der Hintergrund: Es komme den Sägewerken billiger, das Holz zu importieren, als das in Deutschland gefällte Holz aufzukaufen.
Ein weiteres Problem, das das Sterben der Fichten mit sich bringt, ist das Entstehen von Kahlflächen. Diese müssen aufgeforstet werden, was zum einen für die Waldbesitzer ins Geld geht und auch eine langwieriger Prozess ist. Immerhin könne man für die Wiederaufforstung einen Zuschuss bekommen. Ebenso, wie auf die Lagerung von Käferholz-Stämmen, mindestens 500 Meter entfernt vom nächsten Fichtenbestand.
Schlechte Karten für die Lärche
Neben der Fichte blickt Hahn auch auf andere Baumsorten, etwa auf die Douglasie. Er macht deutlich, dass auch diese in 100 Jahren bei uns kaum noch Chancen zum Überleben haben wird. Lärchen hätten sogar jetzt schon massive Probleme, beispielsweise auf dem Losberg am Eberner Freibad, wo der Lärchenborkenkäfer wegen der Trockenschäden aktiv geworden ist. Die Fichte wird bei uns wohl kaum noch überleben. Sie könne zwar beigemischt werden in geringen Teilen, aber auf keinen Fall mehr bestandsführend sein.
Schließlich zeigt Hahn Näheres zu den beiden Käfern „Kupferstecher“ und „Buchdrucker“ auf und gibt den Waldbesitzern Tipps, wie sie diese erkennen können. Wichtig sei, dass man an den Kronen die befallenen Bäume schon frühzeitig erkennt. Sind die Nadeln erst einmal komplett gefallen und braun, sei es meist schon zu spät. Man müsse die Fichten schon bei den ersten Anzeichen fällen und aus dem Wald bringen.
Die einzige Möglichkeit, den Schädlingen Herr zu werden, sei ein frühzeitiger Einschlag aller befallenen Fichten und der weitere sorgfältige Umgang mit dem Käferholz. So müssen die Stämme aus dem Wald gebracht werden, aber auch das übrige Geäst. Vom Spritzen mit Schädlingsbekämpfungsmitteln rät Hahn ab. Die Überreste der Fichten sollten gehäckselt oder verbrannt werden. Dies sei die bessere Lösung.
Problematischer Datenschutz
Zudem sollte man auch den Baumbestand der Nachbarn im Auge behalten und diese frühzeitig informieren, sollten diese befallene Fichten haben. Ein Fierster meint, dass es heutzutage manchmal schwierig sei, zu wissen, wem das Nachbarwaldstück gehört. Wegen des Datenschutzes sei es auch nicht möglich, bei den zuständigen Behörden an diese Information zu gelangen.
Gnannt bittet darum, in solchen Fällen direkt auf ihn zuzukommen. Er appelliert, das Schadholz unbedingt bis Ende Februar aufzuarbeiten. Er lobt, dass da die Fierster Waldbesitzer gut in der Zeit liegen und den Großteil ihrer befallenen Bäume schon sorgfältig entfernt hätten.