Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Nassach - das Dorf an der Quelle

Haßbergkreis

Nassach - das Dorf an der Quelle

    • |
    • |

    Einleitend ging Wagner zunächst auf die topographische Lage Nassachs ein. Im süddeutschen Raum präsentiert sich das aus Frankenhöhe, Steigerwald und Haßbergen gebildete Keuperbergland als große deutlich hervortretende Landstufe. Das nördliche Drittel dieses Keuperberglandes, die überwiegend mit dichten Laub- und Mischwäldern bedeckten Haßberge, erstrecken sich von Dörfleins bei Hallstadt und Zeil bis nach Bad Königshofen im Grabfeld. Der durch eine Bruchstufe betonte Große Haßberg bei Nassach ist das Kernstück des Höhenzuges, der mit der Nassacher Höhe auf 506 Meter ansteigt.

    Die Nassach entspringt gleich oberhalb des Ortes Nassach am Haßberg, dicht unter dem alten Berg-Schloss Rotenstein, wird durch die Aurach oberhalb Rügheim und den Riedbach bei Römershofen verstärkt, und mündet bei Haßfurt in den Main. Der Ortsname Nassach ist eine Übernahme dieses Bachnamens.

    Der Ortsname Nassach ist ein wichtiger Hinweis auf die Gründerzeit der Siedlung, denn die Gewässernamen auch "-aha" gehen bis in die germanische Landnahme zurück. In den meisten Fällen ist mit einer Benennung vor dem Jahr 1000 zu rechnen. Auch Nassach wird schon Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts bestanden haben.

    Das Nassach benachbarte Dorf Wettringen wurde bereits 795 erstmals urkundlich erwähnt. Dort war die 744 gegründete Benediktinerabtei Fulda begütert. Deren Nachfolge traten die seit 1123 bekannten Grafen von Wildberg an, deren Hoheitsrechte seit 1272 nachweisbar sind. Da heiratete der letzte ihres Stammes, Conrad von Wildenberg, die hennebergische Gräfin Margarethe und verschrieb ihr als Leibgedinge auch Nassach und den Haßberger Wald. All diese Güter fielen nach seinem Tod 1303 an die Grafschaft Henneberg. 1317 wurde Nassach bereits im hennebergischen Urbar angeführt.

    Als der Henneberger Graf Heinrich VIII. im Jahr 1347 verstarb und seine Frau Jutta von Brandenburg und Coburg ihm 1353 im Tode nachfolgte, erbten die vier Töchter die Grafschaft. Die Töchter Elisabeth, Katharina und Sophia waren verheiratet, die jüngste Tochter, Gräfin Anna, war ledig und trat im April 1353 dem Wunsch der Eltern folgend in das im Jahre 1260 von Heinrich II. von Sonneberg und seiner Ehefrau Kunigundis gestiftete Zisterzienserinnenkloster Sonnefeld als Novizin ein.

    Mit anderen Gütern brachte Anna auch das Dorf Nassach als Ausstattung in das Kloster ein. Von da an ging Nassach gegenüber den benachbarten Dörfern einen eigenen Weg, der erst nach Jahrhunderten, am 1. Juli 1920 wieder mit diesen zusammenführte.

    Anna von Henneberg war bei ihrem Klostereintritt im April 1353 noch ein Kind. Sie verstarb 1363 im 18. Lebensjahr noch vor dem Ende des Noviziats. Im Jahr 1532 wurde das Zisterzienserinnenkloster Sonnefeld säkularisiert und zum kurfürstlichen, später herzoglichen Amt Sonnefeld umgewandelt. Nach der Säkularisation des Klosters blieb Nassach ein abgesprengter Teil des von Sachsen übernommenen Klosteramtes Sonnefeld und teilte dessen weiteres Schicksal:

    - 1565 bis 1772 Sachsen-Weimar - 1572 bis 1596 gemeinschaftlicher   Besitz Herzog Johann Casimirs   und seines Bruders Johann Ernst. - 1596 bis 1633 Sachsen-Coburg - 1633 bis 1638 Sachsen-Eisenach - 1640 bis 1672 Sachsen-Altenburg - 1672 bis 1680 Sachsen-Gotha-   Altenburg. - 1680 bis 1699 Sachsen-Coburg - 1699 bis 1705 gemeinschaftliche   Verwaltung während des   Sachsen-Coburg-Römhild-Eisen-   berger Erbfolgestreites durch   Sachsen-Meiningen und Sachsen-   Saalfeld. - 1705 bis 1826 Sachsen-Hildburg-   hausen. - 1826 bis 1918 Sachsen-Coburg   und Gotha.

    Im Bauernkrieg blieb Nassach verschont, während in der Nachbarschaft Schlösser und Burgen des Hochstifts Würzburg und der Ritterschaft in Flammen aufgingen.

    Mit der ersten evangelischen Taufe im Jahr 1546 fasste die Reformation Fuß auch in Nassach.

    Schon während des Landesausbaus der Henneberger entstand in Nassach ein Dorfgericht, in dem alles außer den drei hohen Rügen Diebstahl, Notzucht und Mord gerügt wurde. Das Dorfgericht gehörte zum Centbezirk des hennebergischen Hochgerichts Wettringen.

    Von diesem alten Gerichtsbezirk löste sich Nassach, als es an das Kloster Sonnefeld bzw. Sachsen kam. In der Exklave Nassach bildete sich ein eigenes Helf- und Dorfgericht, bestehend aus Schultheiß, Gerichtsschreiber und zwölf Gerichtsschöffen, das alles aburteilte, außer den hohen Rügen. Das Zusammenleben der Dorfbewohner regelte die "Nassacher Dorffs-Ordnung vom 11. Januarii 1609".

    Durch die Pest sowie die Schrecknisse des 30-jährigen Krieges wurden viele Nassacher Dorfbewohner hinweggerafft. Da der Kirchhof die Verstorbenen nicht mehr aufnehmen konnte, wurden diese durch das Westtor zum Dorf hinausgetragen und auf dem vorm Dorf um 1650 neu angelegten "Gottesacker" begraben.

    Das alte Schulhaus ist mitten im 30-jährigen Krieg erbaut worden. Es wurde 1809 eingelegt und bis 1810 wieder aufgebaut.

    Große Aufregung im Dorf Nassach dürfte die in den Jahren 1681 bis 1692 vom Ortspfarrer Johann Haynold gegen Georg Schwappach und sein Weib Dorothea sowie gegen Georg Tag erhobene Beschuldigung der Hexerei ausgelöst haben. Zu einer offiziellen Untersuchung ist es aber nicht gekommen.

    Im Juli 1796 war Nassach von Vortruppen des französischen Heeres besetzt. In seinem "Schreib-Buch" hat Johann Georg Kell aus Nassach die Einquartierungen in Nassach im Verlaufe der Jahre 1812 bis 1815 beschrieben und zahlenmäßig festgehalten. In dem Dorf mit weniger als 300 Einwohnern waren insgesamt 2323 Mann mit 640 Pferden untergebracht. Menschen und Tiere waren mit Nahrung zu versorgen, was den Dorfbewohnern große Opfer abverlangt hat. So musste ein Haus schon mal neun Soldaten und neun Pferde aufnehmen.

    Im Jahr 1814 notierte Johann Georg Kell in seinem "Schreib-Buch": "Im Monat September riss die Ruhr hier ein und hat viele Menschen weggenommen." Johann Georg Kell hielt deren Namen und Todestage detailliert fest.

    Im 19. Jahrhundert hat sich die Gemeinde Nassach nach und nach von den in ihrem Eigentum stehenden Gebäuden getrennt. Den Anfang machte die Versteigerung des im Jahr 1791 von Zimmermeister Johann Lorenz Löhnert aus Rügheim errichteten Gemeindehauses mit Gastwirtschaft im Jahr 1836. Für 1760 Gulden rheinisch ging es an Johann Georg Schwappach aus Nassach. 1837 wurde die Gemeindeschmiede für 305 Gulden rheinisch an Johann Georg Keller aus Nassach versteigert.

    Von der Säkularisation 1803 war das Dorf Nassach nicht betroffen, da Nassach als Exklave zum Territorialbereich des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen gehörte.

    In Nassach, das durch seine Lage am Südhang der Haßberge klimatisch begünstigt ist, wurde "das vortrefflichste Obst, besonders viele Kirschen" angebaut. Auch Weinbau und Viehzucht wurde in Nassach mit Erfolg betrieben, und 1894 schrieb Dr. E. Solger: "sein Schweinehandel erstreckte sich noch in neuester Zeit bis nach Ungarn und Galizien."

    Diesen ökonomischen Erfolg hatten die Nassacher unter anderem dem Pfarrer Johann Heinrich Salomo Gumpert zu verdanken, der im Jahre 1802 nach Nassach berufen wurde. Er wurde der "Wohltäter von Nassach" durch die von ihm ausgegangenen "öconomischen Verbesserungen". Besonders drang er auf die Stallfütterung, auf Anlage von Hopfengärten, auf den Anbau von welschem Klee und Luzernklee. In der Pfarr-Chronik von Nassach ist zu lesen, dass sich "die Verhältnisse der Gemeinde so außerordentlich gehoben, dass der Ort im Verlauf eines Menschenalters sich zu einem der blühendsten Orte im Haßgau aufgeschwungen hat, und weit und breit mit Ehren genannt wurde."

    Mit dem Ende des 1. Weltkrieges und dem Zusammenbruch des Kaiserreiches musste auch Herzog Carl Eduard seine Regentschaft im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha am 14.11.1918 niederlegen. Bald darauf ging aus dem Herzogtum der Freistaat Coburg hervor, in dem am 30.11.1919 eine Volksbefragung mit 88 Prozent Zustimmung zum Anschluss an Bayern führte. Mit Wirkung vom 1.07.1920 wurde die Vereinigung des Freistaates Coburg mit dem Freistaat Bayern vollzogen. Damit gehörte Nassach nicht mehr zum sächsischen Amt Königsberg, sondern als bayerische Gemeinde zum Bezirksamt Hofheim (seit 1938 Landratsamt Hofheim).

    1922 wurde Nassach durch das "Dampfsäge- und Überlandwerk Hofheim" mit elektrischem Strom versorgt.

    Mit dem Ende des 2. Weltkrieges stieg durch den Zuzug von Evakuierten, Flüchtlingen und Heimatvertriebene die Zahl der Einwohner in Nassach von 234 im Jahre 1939 auf 382 im Jahre 1946 an.

    Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden in Nassach, wie im gesamten Bundesgebiet, umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen durchgeführt:

    · Wasserleitungsbau 1952

    · Instandsetzung der Straßen

    · Ortskanalisation

    · Flurbereinigung.

    Mit der Landkreisgebietsreform am 1. Juli 1972 wurde Nassach Bestandteil des neuen Landkreises Haßberge. Seit 1. Juli 1974 ist das Dorf Nassach Teil der Gemeinde Aidhausen im Landkreis Haßberge.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden