Das Schicksal von Mischlingshund Nero, der im März 2011 mit einem eingewachsenen Halsband ins Tierheim Wannigsmühle in Wermerichshausen (Lkr. Bad Kissingen) gebracht wurde, beschäftigte nicht nur ausgewiesene Tierfreunde. Der Hund hatte jahrelang in dem im Sommer 2011 vom Landratsamt geschlossenen Tierheim Haßfurt gelebt, wo man offensichtlich nichts unternommen hatte, ebenso wenig wie gegen die eingewachsene Wolfskralle, wie ein verkümmerter Daumen oberhalb der Tatze genannt wird.
Beides sehr schmerzhafte Beeinträchtigungen, wie eine Mitarbeiterin des Haßfurter Veterinäramtes vorvergangene Woche vor dem Verwaltungsgericht Würzburg erklärte. Dort hatte der Tierschutzverein versucht, wieder die Erlaubnis zur Haltung von Tieren in einem Tierheim zu erhalten. Was von den Richtern in Bausch und Bogen abgelehnt wurde.
Nero geht es jetzt besser, die Wunden sind längst verheilt und der neun Jahre alte Rüde hat sich an seine neue Umgebung gewöhnt. Trotzdem ist die Tierheimleiterin nicht glücklich mit zwei Aussagen, die von der Veterinäramtsmitarbeiterin vor Gericht gemacht wurden. Sie hatte Nero als „sehr freundlichen Hund“ geschildert und das vom Verein beschriebene sehr aggressive Verhalten des Hundes auf dessen Schmerzen zurückgeführt.
„Ein sehr freundlicher Hund ist Nero nicht“, sagt Tierheimleiterin Ursula Böhm. Und wie zum Beweis will der angeleinte Hund, der gerade mit Tierpfleger Christian Perschke von einem Spaziergang zurückkehrt, offensichtlich wütend auf den Fotografen losgehen. „Wir kommen mit Nero klar“, sagt Böhm, aber er sei nicht unkompliziert. Er verstehe sich zwar mit anderen Hunden und könne in der Gruppe Gassi gehen, sobald er aber an der Leine sei und sich ein Fremder nähere, komme sein ausgeprägter Schutztrieb zum Vorschein.
Ursula Böhm glaubt, dass Nero dieses Verhalten nicht erst während seines Aufenthaltes im Tierheim Haßfurt angenommen hat, sondern diese Charaktereigenschaften schon hatte, als er dort abgeliefert wurde. Nero sei kein Hund, den man jedem in die Hand drücken könne.
Hund Kurt hatte Krebs
Als regelrecht falsch bezeichnet sie die Behauptung, der ebenfalls von Haßfurt in die Wannigsmühle gebrachte Mischlingshund Kurt hätte dort wegen seines ausgeprägt aggressiven Verhaltens getötet werden müssen. Nach einigen Monaten im Tierheim sei Kurt an Krebs erkrankt, mit inoperablen Metastasen an Milz und Leber. Deshalb sei er eingeschläfert worden.
Um es aber deutlich zu sagen, Böhm, die auch Vorsitzende des Kreistierschutzvereins Bad Kissingen ist, will trotz ihrer Kritik an einzelnen Punkten die „katastrophalen Zustände“ im Tierheim Haßfurt weder beschönigen, noch verteidigen. „An einer pauschalen Verurteilung beteilige ich mich aber nicht“, sagt sie. Dazu sei das Thema zu komplex. „Tierschutz kostet Geld“, und ohne fachlich ausgebildetes Personal könne man heute kein Tierheim mehr betreiben, sagt Böhm.
Über beides habe das Tierheim Haßfurt offensichtlich nicht verfügt. Kein einziger ausgebildeter Tierpfleger habe dort gearbeitet, eine Pauschale von 20 Cent pro Einwohner sei bezahlt worden. „Hier sind es 60“, sagt Böhm, und selbst das sei nicht ausreichend. „Die Tierheime subventionieren die Kommunen.“ Wenn diese den Tierschutz selbst auf die Beine stellen müssten, gäbe es längst eine Kastrationspflicht für Katzen, ist sie überzeugt. In ganz Deutschland rege sich deswegen Unmut bei Tierschützern.
Böhms Ärger kann man verstehen. Neben 45 Hunden leben rund 200 Katzen im Tierheim – und ständig werden es mehr. Es gibt keine freie Quarantänebox mehr, Katzen müssen mittlerweile schon in Kleintierboxen untergebracht werden. Und: „Wir müssen dringend die Krankenstation ausbauen.“