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RIEDBACH: Neue Methode: Schutzhüllen für junge Bäume

RIEDBACH

Neue Methode: Schutzhüllen für junge Bäume

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    Gegen Wildverbiss sollen die Nachpflanzungen in Wuchsschutzhüllen helfen, wie hier in der Humprechtshäuser Waldabteilung „Kessel”.
    Gegen Wildverbiss sollen die Nachpflanzungen in Wuchsschutzhüllen helfen, wie hier in der Humprechtshäuser Waldabteilung „Kessel”. Foto: Foto: U. Kind

    In regelmäßigen Abständen informiert der für Riedbach zuständige Revierförster Roland Henfling (Königsberg) zusammen mit Forstoberrat Franz Eder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Schweinfurt) den Riedbacher Gemeinderat über den Zustand des Gemeindewaldes.

    Die mit der Bewirtschaftung und Betreuung der Riedbacher Gemeindewälder beauftragten Forstfachleute der bayerischen Forstverwaltung berichteten vor Ort bei zwei Waldbegehungen in Humprechtshausen, Mechenried und Kleinmünster über den Entwicklungsstand von laufenden und geplanten waldbaulichen Projekten. Auch interessierte Holzrechtler aus den Gemeindeteilen sowie die Jagdpächter mit Jagdberechtigten hatten sich der Waldbegehung angeschlossen.

    Alternative zum Wildschutzzaun

    Im Walddistrikt von Humprechtshausen, in der Waldabteilung „Kessel“, waren im Oktober 2016 entlang der B 303 im Zuge einer allgemeinen Verkehrssicherungsmaßnahme zahlreiche starke und hiebreife Eichen und Buchen entnommen worden. Im Anschluss waren im Herbst 2017 in die Lücken in diesem Laubholzmischbestand rund 1150 Jungpflanzen verschiedener Sorten von Edellaubhölzern in Gruppen angepflanzt worden. Diesmal verzichtete man auf einen Wildschutzzaun und stattete die jungen Bäume mit sogenannten Wuchsschutzhüllen aus.

    Diese sollen die Bäume in deren ersten Jahren vor Wildverbiss schützen und werden staatlicherseits bezuschusst, informierte Franz Eder die anwesenden Mitglieder des Gemeinderates. Auch einige Biotopbäume sind dort mit einer grünen Wellenlinie markiert, für die es bei zwölf Jahren Standzeit Fördermittel gibt. Ihr genauer Standort ist satellitengestützt (GPS) eingemessen und mit einer laufenden Nummernmarke am Stamm versehen und damit jederzeit im Wald auffindbar, erklärte Roland Henfling.

    Die von Natur aus schneller wachsende Buche nimmt hier der Eiche das Licht im Kronenbereich weg. „Wenn man da nicht rechtzeitig eingreift, bekommt man einen reinen Buchenwald und die Eiche ist nur noch Brennholz“, gab Eder zu Bedenken. Deshalb sollten hier auch zukunftsfähige Eichen als künftige Wertstammbäume gefördert werden.

    An einigen Beispielen im Wald machten die Fachleute diese Wuchssituation deutlich. Die Brennholzversorgung der Holzrechtler kommt deshalb hier nicht zu kurz, meinte Revierförster Henfling. Durch die regelmäßige gezielte Entnahme von in Konkurrenz stehenden Bäumen fallen genug Brennholz-Ster an. „Es ist keine Hauruck-Methode, sondern hier ist kontinuierliche Arbeit gefordert“, umschrieb Eder die waldbaulichen Zusammenhänge.

    Auch der fortschreitende Klimawandel zwingt als Reaktion darauf bei der Waldbewirtschaftung vorausschauend gegenzusteuern. Dies machten Eder und Henfling am nächsten Besichtigungspunkt deutlich. Nach Windwurf eines reinen Fichtenbestands in der Waldabteilung „Windmühle“ wurde das Sturmholz mit dem Harvester maschinell aufgearbeitet und der Wald durchforstet. Neben den Mischlaubpflanzungen mit Wuchsschutzhüllen ist auch eine Wiederbestockung durch Naturverjüngung ohne Zaun auf den vormaligen Fichtenbeständen im Plan.

    Nebenan haben sich dort die vor acht Jahren als Fichtenersatz hinter Zaun eingebrachten Weißtannen und Douglasien vielversprechend entwickelt. Die vor zwei Jahren gepflanzten Zerreichen kämpfen mit den Beerensträuchern und müssen von den Konkurrenzpflanzen freigestellt werden.

    Besichtigt wurden auch die angelegten vier Biotop-Teichanlagen oberhalb des Schierleinswegs. Diese wurden zur Ansiedelung des Schwarzstorches von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt im vergangenen Winter aus Mitteln der Naturausgleichszahlungen des Windparks „Sailershäuser Wald“ errichtet.

    Im Walddistrikt Mechenried war in der Abteilung „Hardt“ das beherrschende Thema die Bekämpfungsaktion der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) per Hubschrauber gegen den Schwammspinner vor einigen Wochen. Noch gebe es keinen Erfolg zu vermelden, die Mitarbeiter der LWF kontrollieren regelmäßig, war zu hören. Eder und Henfling erklärten während der Führung zu den Kontrollpunkten, wie der Schwammspinnerbefall an den Bäumen aufgenommen wird.

    Naturverjüngung hat funktioniert

    Der Orkan „Wibke“ hat vor 28 Jahren im „Römerschlag“ bei Kleinmünster die Fichtenbestände komplett umgelegt. Jetzt konnten sich die Besucher vom außergewöhnlichen guten Zustand als Ergebnis der Wiederaufforstung überzeugen: Hier wächst nun ein abwechslungsreicher Laubmischwald heran. Die wenigen starken Kiefern hatten den damaligen Orkan überstanden und sind jetzt stattliche Riesen. Die als Naturverjüngung hochgekommenen Birken und Lärchen sind hier keine Konkurrenzbäume im üblichen Sinn. Diese Baumarten bilden keine breiten Kronen und lassen genug Licht für andere Arten, klärte Eder auf.

    Im Rahmen der Jungdurchforstung seien hier neben Eiche und Buche Edellaubhölzer wie Elsbeere, Spitz-, Berg- und Feldahorn sowie der Ess-Kastanie, der Baum des Jahres, langfristig als Zukunftsbäume wertvoll und förderfähig. Auf einen Hektar Waldfläche rechnet man nach 60 Jahren in der Regel mit 60 Bäumen mit einem Stammdurchmesser von 60 Zentimetern auf Brusthöhe, erklärte Eder die unter den Forstleuten bekannte 60er-Regel.

    Für Franz Eder war es in Riedbach die letzte Waldbegehung, da er in den Ruhestand geht.

    ONLINE-TIPP

    Weitere Bilder vom Waldbegang finden Sie im Internet unter www.mainpost.de

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