Es herrscht Aufbruchstimmung bei Familie Göller: Über 23 Jahre lang lag ihre Brauereigaststätte „Zur alten Freyung“ in fremden Händen. Jetzt werden Eva und Franz-Josef Göller gemeinsam mit ihren drei Söhnen neben der Brauerei auch die Wirtschaft wieder selbst führen.
Grund für die Übernahme, die am 2. November offiziell über die Bühne gehen wird, sind vor allem geplante Umbaumaßnahmen der Gaststätte. Diese können allein aus der Pacht nicht finanziert werden, wie Inhaber Franz-Josef Göller erklärte. Schon im April dieses Jahres wurde der erste von vier angesetzten Bauabschnitten umgesetzt. Dabei wurde die Einfahrt zum Parkplatz der Brauereigaststätte verlegt, sodass inzwischen sowohl die brauereieigenen Lastwagen als auch Besucher über eine neue Zufahrtsrampe auf den Gaststättenparkplatz beziehungsweise zur Brauerei fahren.
Weiter geht es im November mit der Errichtung einer Rampe im Eingangsbereich der Wirtschaft, um Rollstuhlfahrern einen stufenlosen Zugang zu ermöglichen. Für die Umsetzung der Barrierefreiheit wird außerdem die bisherige Windfangtür durch eine elektrische Schiebetür ersetzt. Eine weitere automatische Tür am Küchenzugang soll den Bedienungen die Arbeit erleichtern. Auch im Durchgang zum Biergarten wird sich einiges verändern. Hier wird der Fliesenboden durch gesägtes Pflaster ersetzt. Außerdem wird die Sandsteinmauer freigelegt, restauriert und durch Beleuchtung in Szene gesetzt. Außerdem lassen die Göllers im Gang hölzerne Wandlamperien inklusive Stehboards installieren. Gemeinsam mit einer neuen Schankdurchreiche im Vorraum der Gaststätte sollen sie dafür sorgen, dass Gäste hier im Stehen ihr Bier genießen können. Aufgrund dieser Baumaßnahmen bleibt die Wirtschaft vom 2. bis 16. November geschlossen.
Für 2017 ist neben Arbeiten im Schützenzimmer im Frühjahr für den Herbst die Erneuerung der Toiletten sowie der Abriss der Kegelbahn geplant. Dadurch wird der Biergarten in Zukunft an die historische Stadtmauer angrenzen. „Die Fläche wird dadurch zwar auch etwas größer, aber wichtiger ist uns der Schönheitsaspekt“, erklärt Max Göller den Hintergrund dieser Umbaumaßnahme. Mit der Installation einer Pergola an der Stadtmauer und eines Vordachs am Biergartenzugang sollen die Bauarbeiten fürs Erste abgeschlossen werden. Was das Investitionsvolumen angeht, hält sich die Familie jedoch noch bedeckt, da in den nächsten Jahren noch weitere kleine Baumaßnahmen dazukommen sollen.
Neben den baulichen Veränderungen, die im Zuge der Übernahme ins Haus stehen, wird es auch konzeptuell im Gastronomiebetrieb einige Neuerungen geben. Von einem „neuen alten Gaststättenkonzept“ spricht Max Göller, der als Brauingenieur für den kaufmännischen Bereich des Familienbetriebs zuständig ist. Der 24-Jährige betont, es werde sich im Allgemeinen nicht viel verändern, lediglich Brauerei und Gaststätte sollen noch enger miteinander verknüpft werden. „Die Wirtschaft soll noch mehr zum Aushängeschild der Brauerei werden. Deswegen wollen wir unser Bier hier mehr in den Fokus rücken“, erzählt Max Göller. Daher wird es ab November eine spezielle Bierkarte geben, die neben der normalen Speisekarte ausliegen wird und die verschiedenen Biere genauer vorstellt.
Eine weitere Neuheit wird im nächsten Jahr der Göller-Bierkalender sein. Unter dem Motto „Jeden Monat ein neues Erschmecken“ wird Familie Göller im Rahmen dieses Programmes monatlich exklusive Bierspezialitäten in limitierter Auflage vorstellen. Diese werden jeweils bei einem zünftigen Bieranstich in der Gaststätte bei Wirtshaus- oder Livemusik präsentiert. Dabei bieten die Göllers ihren Gästen nicht nur einige alte Bekannte wie die Bockbiere oder die Craftbiere der Göller-Brüder – Wiener Lager, Zeiler Frühling und Zeiler Abendrot – an. Auch sechs neue Bierspezialitäten wird das Familienunternehmen zu diesem Anlass erstmalig brauen.
„Mit dieser Idee wollen wir uns etwas von den Konzernbrauereien abheben“, berichtet Franz-Josef Göller. Denn für industrielle Brauereien sei ein solches Projekt mit vielen Sorten in kleinen Mengen nicht umsetzbar.
Den Auftakt des Bierkalenders wird das Schottisch‘ Lager machen, das am Dreikönigstag in der Brauereigaststätte bei Folkmusik angestochen wird. Bei dieser Craftbier-Spezialität kommt Whiskeymalz zum Einsatz, sodass eine leichte Torf- und Rauchnote im Bier entsteht, die man sonst nur vom Whiskey kennt.
Nicht nur Inhaber Franz-Josef Göller hofft darauf, dass bereits der Anstich am 6. Januar Zuspruch finden wird. Auch der älteste Sohn, Fritz Göller, sieht dem Ereignis gespannt entgegen. Der 27-Jährige, der als Diplombraumeister und gelernter Brauer und Mälzer den technischen Bereich der Brauerei leitet, ist Initiator des Projekts Bierkalender und hat sich mit besonders viel Engagement für dessen Umsetzung eingesetzt. Aber nicht nur der älteste Sohn der Familie ist fest in den Betrieb mit eingebunden.
„Ich bin mit voller Motivation dabei“, meint auch Max Göller, der sich um den Vertrieb kümmert und nebenbei ein Fernstudium zum Getränkebetriebswirt absolviert. Auch der Jüngste der drei, Felix Göller, ist in den Betrieb involviert. Der 22-jährige gelernte Brauer und Mälzer, der bereits den Bundeswettbewerb der Nachwuchsbrauer gewann, besucht momentan die Meisterschule. Später wird er gemeinsam mit Fritz Göller für Produktion und Technik verantwortlich sein.
„Man kann sie nur bewundern“, lobt Eva Göller ihre Sprösslinge stolz. „Mein Mann und ich können uns etwas zurücknehmen und es läuft trotzdem.“ Nicht nur die Eltern genießen die Unterstützung des Nachwuchses. Auch Hubert Rausch, der die Gaststätte die vergangenen 18 Jahre gepachtet hatte, blickt positiv in die Zukunft. „Es ist ein Glück für uns, dass die Jungs voll hinter dem Familienbetrieb stehen“, erklärt Rausch. Der 61-Jährige wird im November zwar als Pächter abtreten, aber als Geschäftsführer weiterhin an vorderster Front stehen. So wird sich, trotz aller Neuerungen, doch nicht alles verändern. „Im Großen und Ganzen bleibt doch alles beim Alten“, sagt auch Max Göller. „Die alte Freyung wird auch weiter die urige Wirtschaft bleiben, die alle kennen.“