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FRIESENHAUSEN: Neues Buch über die Schlossgeschichte

FRIESENHAUSEN

Neues Buch über die Schlossgeschichte

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    Gudula und Johann-Friedrich von Eichborn haben sich intensiv mit der Vergangenheit von Friesenhausen und dem Schloss beschäftigt. Nun veröffentlichen sie ihre Ergebnisse in einem Kunstführer.
    Gudula und Johann-Friedrich von Eichborn haben sich intensiv mit der Vergangenheit von Friesenhausen und dem Schloss beschäftigt. Nun veröffentlichen sie ihre Ergebnisse in einem Kunstführer. Foto: Gudrun Klopf

    Es war ein Zufallsfund, der die Eigentümer des Friesenhäuser Schlosses stutzig machte. Johannes Mack stieß im Rahmen der Recherche zu seiner Dissertation über den Baumeister und Architekten Joseph Greissing darauf. Die Karte, die dem Kunsthistoriker im Archiv des Mainfränkischen Museums Würzburg in die Hände fiel, zeigte ein Friesenhausen, das er so nicht kannte.

    „Der Plan muss um 1730 entstanden sein“, vermutet Johann-Friedrich von Eichborn. „Löwentor und Reiter sind noch nicht darauf – die kamen 1735 hinzu. Aber dort, wo heute der Park ist, ist ein großer See mit einer Seeburg eingezeichnet.“

    Diese Entdeckung habe sie veranlasst, alle bisherigen Angaben zum Schloss zu hinterfragen und genauer zu erforschen, sagen Gudula und Johann-Friedrich von Eichborn. Seit vergangenem Herbst betreiben die Schlossbesitzer Nachforschungen und intensives Quellenstudium.

    Diese Karte von circa 1730 zeigt deutlich, dass es neben der Wasserburg (späteres Renaissanceschloss) im Park eine weitere Seeburg in Friesenhausen gab.
    Diese Karte von circa 1730 zeigt deutlich, dass es neben der Wasserburg (späteres Renaissanceschloss) im Park eine weitere Seeburg in Friesenhausen gab. Foto: Kart:e Archiv Mainfränkisches Museum Würzburg

    Herausgekommen ist ein informativer und reich bebilderter Kunstführer. Dieser bietet nicht nur neue Einblicke in die Geschichte von Seeburg und Schloss und deren Besitzer, sondern darüber hinaus auch Wissenswertes über die Burg Rotenstein und die beiden Kirchen des Ortes.

    „Es wurde uns zunehmend klarer, dass es sich bei den bisher geschilderten Besitzverhältnissen um zwei getrennte Besitztümer mit je eigenen Besitzern handeln musste“, schildert die Schlossherrin die Erkenntnisse. Familie von Eichborn wollte es genau wissen: Eine Grabung im Park brachte die Fundamente des Rundturms und die Ecke der Seeburg zutage.

    Die gotische Burg im See hatte Bestand von circa 1300 bis 1741, informiert das Buch. Aus den Händen der Familie Zollner von Rotenstein wechselte sie zunächst in die der Familie Truchseß von Wetzhausen, bis sie schließlich unter die Herrschaft der Zobel von Giebelstadt kam.

    Das heutige Renaissance-Barockschloss geht gleichfalls auf eine gotische Burg zurück, die von einem Wassergraben umgeben war. Besitzer der im 13. bis 14. Jahrhundert erbauten Wasserburg waren zunächst die Herren von Heldriet. Es folgten die Herren von Steinau von Steinrück und schließlich das Adelsgeschlecht von Ostheim, das über acht Generationen die Ortsgeschichte prägte.

    Mitte des 16. Jahrhunderts wurde durch Überbauung des alten Burghofes über der gotischen Wasserburg ein Renaissanceschloss errichtet.

    Während die Seeburg sächsisches Lehen war, befand sich das Schloss im Lehen des Hochstiftes Würzburg.

    Der Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg vereinte letztlich Seeburg und Schloss in seinem Besitz.

    „Das war ein wilder Immobilienspekulant“, beschreibt Johann-Friedrich von Eichborn den damaligen Schlossherrn. „Der hat viele Besitztümer hier in der Gegend aufgekauft, wie beispielsweise Schloss und Gut Kleinbardorf.“

    Unter Einbeziehung des bestehenden Renaissanceschlosses, plante von Guttenberg einen barocken Neubau, verstarb jedoch vor der Bauausführung. Die tief greifenden Umbauten setzte erst sein Nachfolger, der Würzburger Domherr Johann Philipp Fuchs von Dornheim um. Der Domherr zeichnet auch verantwortlich für den Bau der Schlosskirche Mariae Himmelfahrt nach Plänen von Hofbaumeister Greissing. „In ihr fand vor 300 Jahren der erste katholische Gottesdienst statt“, nennt von Eichborn neben der 1200-Jahr-Feier ein weiteres Jubiläum in Friesenhausen.

    Mit Hugo Philipp von Dalberg hält 1729 das Geschlecht der von Dalberg Einzug in Friesenhausen. „Ein junger Spund und Heißsporn“, schließt der heutige Schlossherr aus Aufzeichnungen über zahlreiche anhängige Prozesse am Reichskammergericht. Der neue Besitzer wertete die Schlossanlage 1735 durch das imposante Löwentor und die großen Reiterfiguren vor dem Schlosseingang auf. „Glücklicherweise rührte er das Schloss nicht an, so dass das reine Barockschloss erhalten blieb.“ Die Seeburg allerdings ließ von Dalberg 1741 aus heute unbekanntem Grunde abreißen.

    Mit dem Tod von Johannes von Dalberg 1940 stirbt die Familie aus. Das Schloss geht in den Besitz der Prinzen zu Salm. Ab 1938 dient das Schloss als Quartier für den Reichsarbeitsdienst. Gegen Ende des Krieges werden dort Kriegsgefangene, später verwundete deutsche Soldaten untergebracht. Schließlich wird es ab April 1946 für ein Jahr zum Durchgangslager für Heimatvertriebene aus Schlesien und dem Sudetenland, bevor es die Caritas als Altersheim nutzt. Von 1958 an steht das Barockschloss Friesenhausen 15 Jahre lang leer.

    Dass es aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde, verdankt es dem Krankenhausaufenthalt von Wolfgang von Eichborn. Zum Zeitvertreib brachte ihm sein Sohn Johann-Friedrich eine Liste über zum Verkauf stehende Schlösser vom Amt für Denkmalpflege mit. Kurz darauf war die Familie auf Besichtigungstour durch Bayern.

    „Ein großes Haus, ein einfaches Leben auf dem Lande mit Ofenheizung und vielen Gästen - das schwebte meinem Vater vor“, erinnert sich von Eichborn lachend. Letzte Station war Friesenhausen. Maria Steidle, die mit ihrem Hund das Schloss hütete, führte die Familie durch ihr zukünftiges Zuhause. „Sie blieb im Schloss wohnen und starb später in den Armen meiner Mutter.“

    1973 erwarben Wolfgang und Marianne von Eichborn das Schloss. Von nun an hieß es für alle – Kinder wie Enkelkinder – in den Ferien Hand im Schloss anzulegen. „Wir haben hier fast alles in Eigenregie gemacht“, sagt Johann-Friedrich von Eichborn. Eigentlich habe er ja Baumeister werden wollen, gibt der Jurist zu. Tatkräftig wurden die Eichborns damals von der Dorfbevölkerung unterstützt.

    „Wir fühlen uns schon immer in Franken wohl.“

    Gudula und Johann-Friedrich von Eichborn, Besitzer von Schloss Friesenhausen

    Noch während der Renovierungsarbeiten fand ein erstes Seminar der Friedensdienste Aktion Sühnezeichen im Schloss statt. Wolfgang von Eichborn war dort in der Leitung tätig. Bis zu 1500 Teilnehmer zog es in den folgenden Jahren zu den Friedensfestivals auf dem Friesenhäusener Schlossgelände. Wegen des beständig wachsenden Ansturms musste das Festival schließlich an einen anderen Ort verlegt werden. Aber auch der evangelischen Landjugend dienten Scheune, Schlosshof und Park lange Jahre für Bezirkstreffen.

    „Das Tor wird aufgemacht und bleibt offen“, erinnert sich Gudula von Eichborn an eine Aussage ihrer Schwiegermutter. Mit ihren Kindern Stanislaus, Konstantin, Melanie, Elisabeth und Christine zogen Johann-Friedrich und Gudula von Eichborn 1989 in das Schloss ein. Zentralheizung gab es damals noch keine – die wurde erst 1997 installiert.

    „Wir fühlen uns schon immer in Franken wohl.“ Die Landschaft sei traumhaft, die Menschen bodenständig. Seit 2013 ist das Schloss erneut mit Kinderlachen – und manchmal wohl auch Kindergeschrei – erfüllt. Tochter Melanie von Truchseß ist mit ihrem Mann Ferdinand und ihren fünf Kindern in das altehrwürdige Gemäuer gezogen. Ihre Eltern freuen sich, dass das Schloss damit wieder zum Mehrgenerationenhaus wurde.

    Buchvorstellung

    Am Freitag, 13. Mai, stellen Gudula und Johann-Friedrich von Eichborn um 18 Uhr in der Scheune des Schlossanwesen ihr Buch „Friesenhausen – Ort und Schloss in den Hassbergen“ vor. Eine Ausstellung begleitet die Ausführungen des Buches.

    Am Samstag, 14. Mai, drehen ab 8.50 Uhr die Oldtimer der „Sachs Franken Classic“-Rallye im Schlosshof ihre Runden, bevor sie zu den Wertungsrunden in Rottenstein weiterfahren.

    Die Ausstellung zum Buch in der Schlossscheune ist am 14. Mai ganztägig geöffnet.

    Am Festsonntag der 1200-Jahr-Feier, 19. Juni, kann die Ausstellung im Pförtnerhaus des Schlosses besichtigt werden.

    Das Buch ist an diesen Tagen für 7,50 Euro zu erwerben.

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