Sie wachsen unübersehbar aus dem Boden: an der Martin-Luther-Straße in Hofheim entstehen zwei neue Einkaufsmärkte.
Norma und Rewe gibt es zwar bereits in der Stadt – allerdings am Stadtrand. Jetzt rücken sie näher an die Altstadt heran. Vorschusslorbeeren gibt es für das Vorhaben, schon bevor sich dort die erste Ladentüre öffnet. Der Grund: es trägt auch der demografischen Entwicklung Rechnung. Im geografischen Zentrum der Stadt sind die Märkte zu Fuß zu erreichen.
„Weg von der grünen Wiese, hin zur Innenstadt“ ist inzwischen zum Trend geworden, berichtet Claudia Roth, Geschäftsführerin von „Allobjekt Gewerbeimmobilien“. Das Würzburger Unternehmen ist Bauherr. Und Roth fügt an: „Selten gelingt es so wie in Hofheim“.
Eröffnung im Herbst
Dort nehmen die Märkte inzwischen Gestalt an. „Wir liegen im Zeitplan, es läuft reibungslos“, so Roth. Derzeit werden die Bodenplatten betoniert. Rund 2000 Quadratmeter Nutzfläche werden für Rewe bereitstehen, 1280 Quadratmeter für Norma. Was allerdings nicht gleichbedeutend mit Verkaufsfläche ist. Die wird bei Norma bei 1000 Quadratmetern liegen, rund 300 Quadratmeter mehr als bisher in Hofheim, so Uwe Sonnenberg, Expansionsleiter bei Norma.
Das Sortiment wird bleiben wie bisher, der Markt werde aber „freundlicher und heller“. 1500 Quadratmeter beträgt die Verkaufsfläche im neuen Markt bei Rewe, inklusive des Getränkemarktes, so Ursula Egger, Pressereferentin der Region Süd bei der Rewe Group.
Läuft alles nach Plan, so sollen die beiden fertiggestellten Märkte im August an Norma und Rewe übergeben werden, so Roth. Nach Planung von Rewe könnte die Eröffnung Ende September/Anfang Oktober erfolgen. Norma plant die Eröffnung im September.
Besondere Anforderungen gibt es bei der Bauausführung. So unter anderem wird bei Norma, wie auch bei Rewe die Abwärme aus Kühlregalen zur Heizung der Räume genutzt. Darüber hinaus setzt Rewe in Hofheim das Konzept des „Green Buildings“ um. Das Konzept kombiniert laut Egger bisher im Lebensmittelhandel kaum verwendete Tageslicht-Architektur mit energiesparenden Bautechniken, bester Dämmung, nachhaltigen Materialien und dem Einsatz regenerativer Energien.
Zentraler Bestandteil der „Green Building“-Strategie sei die Verwendung nachhaltiger und schadstoffarmer Baumaterialien. Fossile Energieträger werden laut Egger im „Green Building“ nicht benötigt. Die Summe der Vorgaben führe dazu, dass ein solcher Markt etwa 30 bis 40 Prozent weniger Energie benötigt als eine konventionell gebaute Immobilie.
Zu diesem Konzept gehören außerdem überdachte Fahrradstellplätze, Barrierefreiheit in allen Verkaufsbereichen sowie ein behindertengerechtes Kunden-WC mit einem Kinderwickelplatz und großzügig dimensionierte Parkplätze, so Egger.
Die Parkplätze waren auch schon in der frühen Phase des Projekts im Hofheimer Stadtrat zur Sprache gekommen. Rewe und Norma bieten zusammen 123 Parkplätze, hinzu kommen 48 öffentliche Parkplätze, so Egger. Die Parkplätze auf dem Markt-Gelände sind zwar nicht öffentlich gewidmet, es wird allerdings auch keine Schranke installiert.
Befürchtungen waren im Stadtrat laut geworden, dass diese Plätze dort durch „Fahrübungen“ für Ärger bei Anwohnern sorgen könnten. Wenn dies geschehe, könne immer noch mit Schranken reagiert werden, hatte Bürgermeister Wolfgang Borst dem entgegengehalten. Uwe Sonnenberg von Norma denkt, dass dies nicht nötig werden dürfte, da der Standort ja innerorts sei.
Ein weiterer Diskussionspunkt im Hofheimer Stadtrat: Die Ausfahrt von den Parkplätzen in die Ringstraße. Einen Gefahrenpunkt könnte es darstellen, da auch nach links in die Ringstraße eingefahren werden dürfe. Ausgiebig sei dies vom Staatlichen Bauamt geprüft und die Verkehrsführung so genehmigt worden, so Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst auf Anfrage der Redaktion. Und sollte sich tatsächlich zeigen, dass es Probleme gebe, bleibe immer noch die Möglichkeit nur Rechtsabbiegen zu erlauben und die Fahrzeuge dann über den Kreisel am Goßmannsdorfer Tor wieder nach oben in die Ringsstraße zu leiten.

Für Borst ist der Standort der neuen Märkte auf jeden Fall ideal, dies zeige sich auch schon, wenn man von oben auf die Stadtansicht blicke: die Märkte sind genau im geografischen Mittelpunkt, fußläufig von Altstadt und den Siedlungen zu erreichen. Das Hofheimer Vorhaben habe inzwischen weit über die Region hinaus Beachtung gefunden.
Demografische Entwicklung
Im Kommen sind solche zentrumsnahen Standorte, berichtet auch Christian Seynstahl von der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt. Zum einen natürlich, weil die Kommunen Wert darauf legen, dass Flächenbrachen genutzt werden.
Aber solche Standorte für Märkte sind auch eine Reaktion auf die demografische Entwicklung, dass Einkaufsmöglichkeiten zu Fuß erreicht werden können. Aus Sicht der Innenentwicklung von Städten sei dies zu begrüßen, so der Referent für regionale Entwicklung.
Gezeigt habe sich auch: Der Flächenanspruch von Märkten wachse, allerdings nicht allein aus Gründen der Sortimenterweiterung und um die Verweildauer zu erhöhen, sondern auch um der Barrierefreiheit Rechnung zu tragen, damit Menschen, die mit Rollatoren unterwegs sind, oder im Rollstuhl, ausreichend Platz haben.