Der Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Kassenärzte wird neu geregelt. Ab 1. April öffnet an der Haßbergklinik in Haßfurt eine neue Bereitschaftspraxis. Dort ist dann in den späten Abendstunden beziehungsweise am Mittwochnachmittag, wenn die normalen Hausarztpraxen geschlossen haben, sowie an den Wochenenden und Feiertagen immer ein Mediziner erreichbar. Zudem gibt es einen zweiten Arzt, der mit dem Auto unterwegs ist und Hausbesuche macht.
Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) hat den ärztlichen Bereitschaftsdienst reformiert und dabei Pilotregionen ins Leben gerufen. Start für die Pilotregion „Schweinfurt/Haßberge“ ist am 1. April. Für die gesamte Region gibt es dann nur noch zwei zentrale Bereitschaftspraxen: eine am Sankt-Josefs-Krankenhaus in Schweinfurt und eben die am Krankenhaus in Haßfurt. Einen wechselnden Dienst verschiedener Hausärzte in ihren Praxen wird es dann nicht mehr geben.
Für den Betrieb der Bereitschaftspraxis am Haßbergklinikum in Haßfurt haben die Kassenärzte einen Verein gegründet. Vorsitzender des „Bereitschaftspraxis Haßberge e. V.“ ist Roland Leitgeb, Schriftführerin Christina Bendig (Hofheim), Besitzer Diethelm Schorscher (Pfarrweisach), Kassier Aman Bedhjati-Lindner (Haßfurt) und Beisitzer Martin Luckhardt (Eltmann). Am Mittwochnachmittag unterzeichneten Stephan Kolck als Vorstandsvorsitzender der Haßberg-Kliniken und Roland Leitgeb den Kooperationsvertrags zur Errichtung der Bereitschaftspraxis. Der Vertrag regelt organisatorische Abläufe, etwa wie und von wem darüber entschieden wird, wer der richtige Ansprechpartner für den eintreffenden Kranken ist: der Bereitschaftsarzt oder möglicherweise doch ein Arzt des Klinikums, etwa im Falle eines Notfalls.
In einer Pressemitteilung des Vereins „Bereitschaftspraxis Haßberge" wird betont, dass die neue Lösung Vorteile für die Patienten hat. Während den Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxis könne man jederzeit ohne vorherige Anmeldung in die Praxis nach Haßfurt kommen. Es sei immer ein Arzt oder eine Ärztin anwesend. Wer also am Feiertag, am Wochenende oder in den späten Abendstunden krank werde, sei dann nicht mehr auf die bisher eng begrenzten Sprechzeiten der Ärzte im Notdienst angewiesen.
Gegebenenfalls könne in akuten Fällen eine Weiterbehandlung im benachbarten Krankenhaus schnell durchgeführt werden. Die Patienten seien aber nicht verpflichtet, im Haßfurter Krankenhaus aufgenommen zu werden. Die letzte Entscheidung, wo er behandelt wird, hat aber immer noch der Patient.
Eigener Fahrdienst
Die Bereitschaftspraxis soll aber nicht die hausärztliche Betreuung ersetzen. Der dort tätige Arzt werde deshalb auch keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen, betont der Verein in seiner Pressemitteilung. Parallel zu den Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxis ist auch ein Arzt im Fahrdienst im Landkreis mit einem eigenen Fahrer unterwegs. Er steht für alle Patienten zur Verfügung, die aufgrund ihres schlechten gesundheitlichen Zustandes nicht in die Bereitschaftspraxis kommen können. Für die Kassenärzte im Landkreis bringe das neue Konzept durchaus Vorteile, teilt der Verein mit: geregelte Dienstabläufe in sicheren Strukturen und eine geringere Dienstbelastung im Jahr.
Ein weiterer Vorteil des neuen Konzepts für Patienten: Es sei gewährleistet, dass zu den Dienstzeiten der Bereitschaftspraxis immer auch eine Apotheke in Haßfurt Dienst hat. Das bedeute, dass man für verordnete Medikamente nicht, wie zum Beispiel derzeit noch in Ebern, erst 20 Kilometer bis zur nächsten diensthabenden Apotheke fahren müsse, schreibt der Verein.
Allerdings – und dies war auch der Hauptkritikpunkt im Vorfeld des neuen Konzepts – muss der Patient jetzt erst bis zu 20 Kilometer zum Arzt fahren. Gerade aus dem Raum Ebern waren deswegen Forderungen nach einer zusätzlichen Bereitschaftspraxis an der Haßbergklinik in Ebern laut geworden. Die KVB lehnte dies jedoch ab. Der Grundsatz, dass niemand mit dem Pkw länger als 30 Minuten bis zum nächsten Bereitschaftsarzt unterwegs sein müsse, sei gewahrt.
Öffnungszeiten
Die neue Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung für die Pilotregion Haßberge-Schweinfurt im Haus Haßfurt der Haßbergkliniken hat ab 1. April folgende Öffnungszeiten:
Montag von 18 bis 21 Uhr
Dienstag von 18 bis 21 Uhr
Mittwoch von 16 bis 20 Uhr
Donnerstag von 18 bis 21 Uhr
Freitag von 16 bis 20 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 20 Uhr.
Die bundesweite kostenfreie Telefonnummer für Patienten außerhalb der Öffnungszeiten des eigenen Hausarztes lautet Tel. 116 117.