Stolze 90 Jahre ist Ludwig Hahn aus Obertheres am Dienstag alt geworden. Der rüstige Senior wurde in seinem Heimatdorf als ältestes von vier Kindern geboren. Schon in sehr jungen Jahren musste er im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern mithelfen. So schwang er bereits mit 13 Jahren die Sense, drosch Getreide und versorgte die Tiere.
Zur damaligen Zeit hatten noch sehr strenge Lehrer das Sagen in der Schule, mit denen man es sich leicht verscherzen konnte. Ludwig Hahn erinnert sich heute noch daran, dass er den Auftrag seines Lehrers, an einem Sonntag einen Brief zur Post zu bringen, aus familiären Gründen nicht ausführen konnte. „Seitdem war ich unten durch“, sagte Hahn schmunzelnd. Das äußerte sich unter anderem in der Benotung. Seinen Banknachbarn ließ er ab und zu abschreiben, wenn dieser etwas nicht konnte. Der Schulfreund bekam dann für seine Leistung eine Eins und Ludwig Hahn nur eine Drei, wohlgemerkt für die gleiche Arbeit, erzählt der Jubilar.
1944 begann der damals 14-Jährige eine Bäckerlehre in Bamberg, die er nach drei Jahren erfolgreich beendete und anschließend als Geselle angestellt wurde. Sechs Jahre lang fuhr Ludwig Hahn damals jeden Tag bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad in die rund 40 Kilometer entfernte Domstadt und abends wieder nach Hause. Erst später konnte er sich ein Motorrad leisten. Düstere Kapitel in seinem Lebenslauf sind der Einzug zum Reicharbeitsdienst und die anschließende Gefangenschaft durch die Amerikaner. Später konnte Ludwig Hahn jedoch gesund in seine Heimat zurückkehren, wo er aber nach dem plötzlichen Tod seines Vaters als stellvertretendes Familienoberhaupt nach seiner Arbeit in der Bäckerei auch noch den Bauernhof am Laufen halten musste.
Anfang der 1950-er Jahre lernte er Zelina Weid kennen, die er 1952 heiratete. Gleichzeitig nahm er eine Stelle als bauleitender Monteur bei der Firma Frankenluk in Bamberg an, für die er bis zu seinem Ruhestand tätig war. 1958 baute die junge Familie das Wohnhaus in Obertheres, in dem Ludwig Hahn heute noch lebt und wo ihm seine Kinder mit ihren Familien hilfsbereit zur Seite stehen.
Gleich zwei Schicksalsschläge ereilten den Rentner 2008. Zuerst verstarb seine zwölfjährige Enkelin Laura nach Komplikationen bei einer Operation. Nur drei Monate später musste er auch seine Ehefrau im Alter von 75 Jahren zu Grabe tragen, mit der er 56 Jahre verheiratet war.
In seiner knappen Freizeit ging Ludwig Hahn früher gerne in die Berge zum Wandern. Auch am Aufbau des gesellschaftlichen Lebens in Obertheres war er beteiligt, indem er nach dem Krieg gemeinsam mit anderen Engagierten den „Club der zwölf Geheimen“ wiederbelebte.
Neben seinen fünf Kindern gratulierten auch sieben Enkel und drei Urenkel zum Jubeltag. Ebenso überbrachten der stellvertretende Landrat Oskar Ebert und Dritter Bürgermeister Joachim Türke ihre Glückwünsche. (cl)