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"Oh tu a ha" in der Kniebeuge

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"Oh tu a ha" in der Kniebeuge

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    Streck- und Dehnübungen verbessern die Atemtechnik und damit auch die Stimme. Mit viel Konzentration wurden die Übungen bei dem Seminar im
Schüttbau in Rügheim durchgezogen.
    Streck- und Dehnübungen verbessern die Atemtechnik und damit auch die Stimme. Mit viel Konzentration wurden die Übungen bei dem Seminar im Schüttbau in Rügheim durchgezogen. Foto: FOTO GERMAN SCHNEIDER

    Roland Seiler ist Gesangslehrer, Musiktherapeut, Sänger und Schauspieler. Der Haßgau wurde für ihn längst eine liebgewonnene Landschaft. Immer wieder findet der vielseitige Künstler aus Würzburg den Weg in die Provinz, wobei dieses Wort keinesfalls abwertend gemeint ist, insbesondere, wenn es um Kultur geht. Denn die Zeiten, in denen Kultur nur für Metropolen galt, sind längst vorbei.

    Mit dazu beigetragen haben im Haßgau der Schüttbau in Rügheim und der Verein Kultur e.V. Letzterem ist es zu verdanken, dass neben Künstlern wie Roland Seiler, der schon öfters im Schüttbau oder bei anderen Veranstaltungen auftrat, noch weitere hochrangige Interpreten und Solisten kommen.

    So in der letzten Woche, als der Verein Kultur e.V. erstmals mit der Gruppe "Voice" aus Würzburg ein Seminar für Gesangspädagogen veranstaltete. "Voice", die Stimme, besteht aus Roland Seiler, der Musiktherapeutin und Sängerin Renata Parussel, geboren in Argentinien, der Stimmtherapeutin Hilde Frauendorfer und Armin Fuchs, seines Zeichens Pianist und Komponist.

    Das Quartett hatte ein ungewöhnliches Thema gewählt. Es ging nicht um die Ausbildung nach Noten oder Klängen, sondern um die "Suche nach dem eigenen Stil eines Gesangslehrers". Gekommen waren hauptsächlich musikalische Profis, die an Musikschulen oder im Privatunterricht Gesang lehren. "Wenn zwei Lehrer oder Lehrerinnen völlig gleich unterrichten, dann machen sie etwas verkehrt" - diesen Standpunkt vertritt Roland Seiler und warnt davor, nach Klischees zu arbeiten, Vorbilder nachzuahmen.

    Gerade beim Sänger gibt es kein Bild, wie der ideale Interpret aussehen soll, jeder Mensch ist individuell, vor allem wenn er auf der Bühne steht. Vier Tage, ausgefüllt mit vielen individuellen Übungen bis spät in die Abende hinein, standen auf dem Programm.

    So gab es auch kaum Gemeinschaftsübungen, sondern individuelle Lehrstücke, bei denen ein Teilnehmer stark gefordert war. Die übrigen Teilnehmer beobachteten scharf, machten sich Notizen, die dann zum Abschluss ausdiskutiert wurden. Vor allem ging es um die Bewegung während des Gesangs. Ausgeprägt wurde da geübt. Hilde Frauendorfer ließ nicht locker, mit vielen Bewegungsabläufen die Atemarbeit zu verbessern, Energie fließen zu lassen.

    Körper und Atem haben viel mit Stimme zu tun. "Nehmen Sie sich Zeit, ihr Gesicht von innen anzuschauen, lassen Sie es bei geschlossenen Augen hell werden": immer wieder vermittelte sie Teilnehmern Stimmungen, die diese in ihre Lehrweise einbauen konnten.

    Und warum kamen die Teilnehmer? Klarinettistin und Gesangslehrerin Annette Hirt aus Bad Mergentheim: "Mir geht es um neue Ideen, die ich in meinem Unterricht verarbeite, auch der Gedankenaustausch bringt mir viel. Außerdem sind Rügheim und das Gruppenerlebnis für mich auch ein bisschen Erholung vom Alltag. Ich verbinde praktisch das Nützliche mit dem Angenehmen."

    Begeistert waren ohnehin alle Teilnehmer vom Schüttbau und der hervorragenden Betreuung. Hilde Frauendorfer hatte mittlerweile nicht nur das Thema gewechselt, sondern war mit der Gruppe in den Gewölbekeller gezogen. Stephanie Däschner zeigte dort Stimmübungen. Von wegen, ein fröhlich' Liedchen singen! Mehr als eine halbe Stunde kam Schwerstarbeit auf die Sängerin zu, die in der Hocke, mit Kniebeugen, auf den Flügel gestützt ihr "Oh tu a ha" tonreich in den Raum legte: Konditionstraining für Bauchfell und Stimme.

    Nach der Stimmarbeit widmeten sich die Teilnehmer dann der Musikliteratur, interpretierten sie auf ihre Weise. Und wie wurden die Abende verbracht? Natürlich mit Singen, diesmal gemeinsam und ohne Bewertung. Nur so, zum Spaß an der Freude.

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