Seit zehn Jahren stößt die Fabrik im Eltmanner Industriegebiet ihre Wasserdampfsäule in den unterfränkischen Himmel - eigentlich das einzige Kennzeichen, dass in dem türkis gehaltenen Bau zwei Papiermaschinen auf Hochtouren laufen.
Vor 13 Jahren war die Palm-Gruppe bei der Suche nach einem geeigneten Gelände auf das Industriegebiet in Eltmann gestoßen. "Der Standort ist optimal", sagt Dr. Wolfgang Palm. Dabei nennt er die gute Erschließung und die enge Zusammenarbeit mit Stadt, Landkreis und der Regierung. Doch auch die Mitarbeiter hebt Palm hervor: "Wir haben hier eine der niedrigsten Krankenquoten in der gesamten Gruppe."
Er führt das Familienunternehmen nun schon in der vierten Generation. Begründet wurde die Geschichte der Papierfabrik von Adolf Palm im Jahre 1872. Der entwickelte damals "zäh naturbraunes" Verpackungspapier aus Bastresten. Inzwischen umfasst die Gruppe neben den drei Papierfabriken in Aalen, Wörth und Eltmann auch 15 Wellpappenwerke und hat sich damit als einer der größten Papierhersteller in Deutschland etabliert.
Die 2600 Beschäftigten haben im Jahr 2003 einen Umsatz von 600 Millionen Euro erwirtschaftet. Allein in Eltmann trugen die 250 Mitarbeitern etwa 250 Millionen Euro dazu bei. Das Werk, in das Palm rund 400 Millionen Euro investiert hat, gehört nämlich inzwischen zu den leistungsfähigsten Papierfabriken Europas. Nicht zuletzt durch die Inbetriebnahme einer zweiten Maschine im Jahre 1998, von der im Jahr 300 000 Tonnen Papier rollen, hat das Unternehmen dort in den letzten zehn Jahren 2,7 Millionen Tonnen produziert.
Trotz des Marktdrucks lässt die Firma Palm dabei die Umweltaspekte nicht außer Acht: Neben den Lärmschutzmaßnahmen hat man auch auf ein fortschrittliches Klärwerk gesetzt - mit einer Kapazität von 400 000 Einwohner-Gleichwerten und einem zu 98 Prozent geschlossenen Wasserkreislauf.
Inzwischen versorgt die Palm-Gruppe fast alle deutschen Großverlage mit Zeitungspapier, doch auch nach England, Italien oder Spanien fahren die Lkw, die jeden Tag zu Dutzenden das Gelände am Main verlassen.
In zwei bis drei Jahren könnte jedoch ein Großteil des Transportes über die Schiene laufen. Wie Dr. Wolfgang Palm sagte, überlegt das Unternehmen, einen Gleisanschluss vom Bahnhof Ebelsbach-Eltmann zum Werk zu legen. "Die Verhandlungen laufen", so Palm.
Vor Investitionen ist Palm schon in der Vergangenheit nicht zurückgeschreckt. Seit der Gründung der Gruppe hat sich das Papier in unserer Gesellschaft von einem Handwerks-Produkt zu einem Wegwerf-Produkt entwickelt. Doch das Unternehmen sah darin nicht ein drohendes Ende ihres Gewerbes, sondern nutzte diesen Trend in anderer Weise: Als erster Papierfabrik Deutschlands gelang es Palm 1984, Zeitungspapier aus hundert Prozent Altpapier herzustellen. Dies stammt nun aus Haussammlungen in einem Radius von rund 200 Kilometer Entfernung zur Fabrik.
Trotz der immensen Größe der Gruppe denkt Dr. Wolfgang Palm nach eigener Aussage nicht an einen Börsengang. "Dann sind oft Dinge nötig, die zwar für den Kurs sinnvoll erscheinen mögen, aber nicht für das Unternehmen." Stattdessen nennt er als eines der wichtigsten Ziele für die Zukunft die Qualitätsverbesserung: Ein siebenstelliger Betrag soll noch heuer in ein neues Glättwerk investiert werden.
Denn die Anforderungen der Verlage ans Papier sind in den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund des Vier-Farben-Drucks enorm gewachsen. "Das Papier, das wir vor zehn Jahren hier produziert haben - und das war nicht schlecht - könnten wir heute nicht mehr anbieten."
Dass der Zeitungs-Verbrauch in den letzten drei Jahren um 16 Prozent gesunken ist, traf auch das Unternehmen Palm: "Die Krise in den Medien hat auch uns erfasst, doch die Talsohle ist durchschritten." Unter anderem da die Auftragszahlen seit dem zweiten Quartal dieses Jahres wieder steigen. Kompakt- und Gratiszeitungen werden zudem für eine weitere Nachfrage sorgen.

Am Tag der offenen Tür am Samstag können die Besucher einen Blick auf die großen Papierrollen werfen. Zudem wird gezeigt, wie ursprünglich Papier geschöpft wurde. Die Kinder können darüber hinaus unter der Aufsicht von Kindergarten-Erzieherinnen aus dem Stadtgebiet mit Palmpapier basteln und darauf malen.