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EBELSBACH: Parallelen der Flüchtlinge aus fast sieben Jahrzehnten

EBELSBACH

Parallelen der Flüchtlinge aus fast sieben Jahrzehnten

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    „Die Lage der Flüchtlingskinder heute lässt mich an meine eigene Kindheit zurückdenken. Viele von uns waren selbst Flüchtlinge.“ Als Kind hat der bekannte Kindertherapeut Hans Hopf selbst Flucht und Vertreibung erlebt. Dr. Hans Hopf ist einer der führenden Kinder- und Jugendlichen-Psychoanalytiker Deutschlands. Im Sudetenland geboren, hat der nach dem Krieg zeitweise ohne seine Eltern gelebt und mehrere Jahre in Flüchtlingslagern verbracht. 1949 kam er ins Ebelsbacher Lager und lebte dort einige Jahre.

    In seinem Buch „Flüchtlingskinder gestern und heute“ berichtet er als Kriegs- und Vertriebenenkind, schildert das Leben im Flüchtlingslager Ebelsbach, erzählt von der Lagerschule, vom Alltag der Kinder, von Freundschaften und Rivalitäten mit den Kindern des Dorfes.

    Im Gespräch erzählt er von seiner Flucht und ihre Folgen, zeigt auf, was man daraus für den Umgang mit den Kindern, die in unserer Zeit in Deutschland ankommen, lernen kann.

    Lebendige Erinnerungen

    Hopf erinnert sich an das Leben im Lager Ebelsbach, das als Reichsarbeitsdienstlager gebaut wurde und später als Gefangenenlager diente. „Mit uns lebten rund 70 Leute in einer Baracke ohne Innenwände. Die Betten waren nur durch aufgehängte Decken abgetrennt. Es war ununterbrochen Lärm.“ Andererseits hat Hopf auch positive Erfahrungen gemacht. Dazu gehörten die engen, guten Beziehungen, vor allem der Kinder, die zusammengehalten haben. „Aber das mussten wir auch gegen die Kinder im Dorf“, schränkt Hopf sofort ein, denn die hätten die Lagerkinder verachtet, sie sogar als „Lagerstinker“ bezeichnet. Dieses Gefühl, ein Mensch zweiter Klasse zu sein, hätten ihn begleitet.

    Viele Erwachsene im Lager wären durch die Flucht schwer traumatisiert gewesen und mit sich selbst beschäftigt. Viele Männer hätten eine Zigarette nach der anderen geraucht, zudem habe es viele Betrunkene im Lager gegeben, auch Gewalttätigkeiten.

    Die Parallelen der heutigen Situation zur Nachkriegszeit liegen auf der Hand. Hans Hopf zeigt die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede der Situation der damaligen und heutigen Flüchtlingskinder auf und erklärt auf Grundlage seiner eigenen persönlichen Erfahrungen, seiner Kenntnisse als Psychoanalytiker und seiner jahrelangen Erfahrung als therapeutischer Heimleiter, was getan werden muss, damit eine Integration gelingen kann.

    Als sehr wichtig erachtet Hans Hopf Bezugspersonen für die Kinder. Dadurch könnten feste Bindungen aufgebaut werden. Dies könnte in Vorbereitungsklassen stattfinden, in denen Kinder sowohl die deutsche Sprache lernen, aber auch erste Bindungen zu Pädagogen aufbauen.

    Erste Bindungen

    Sogar ehrenamtliche Helfer könnten nach Ansicht Hopfs solche Bezugspersonen werden. Er selbst hätte eine schreckliche Kindheit und schlimme Jugend verlebt, doch soll sein weiteres Leben Kinder und Jugendliche darin bestärken, auch in größerer seelischer Not niemals die Hoffnung aufzugeben. Dr. Hans Hopf versichert: „Mit diesem Buch solidarisiere ich mich mit allen Flüchtlingskindern dieser Welt. Ich werde immer einer von euch bleiben.“

    Der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis Ebelsbach hat den Autor bei der Herausgabe des Buches unterstützt und Texte, Dokumente sowie Bilder zur Verfügung gestellt. Das Buch hat 237 Seiten und kostet 20 Euro. Bestellungen nimmt der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis Ebelsbach, Roland Mayer, Tel. 09522 1406 oder per E-Mail (HGAK-Ebelsbach@gmx.de) entgegen.

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