Vor über 40 Jahren, 1972, hat die Stadt Zeil am Main die Patenschaft für die Heimatvertriebenen aus Römerstadt im Sudetenland übernommen. Am gestrigen Freitag gingen die Zeiler noch ein Stück weiter und besiegelten eine Partnerschaft mit der Stadt Römerstadt, dem heutigen Rýmarov, in der tschechischen Republik. Bürgermeister Thomas Stadelmann, der für die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde ins Altvatergebirge gereist ist, sprach von einem bedeutenden Meilenstein für Zeil in einem vereinten Europa. Ein ausführlicher Bericht über das besondere Ereignis wird in Kürze in der Heimatzeitung folgen.
Die Stadt Zeil hatte in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg fast 1000 Heimatvertriebe und Flüchtlinge aufgenommen. Unter ihnen waren viele Sudetendeutsche aus dem Kreis Römerstadt, das seit 1945 wieder zur Tschechoslowakei gehörte und heute Teil der Tschechischen Republik ist. Zu den Traditionen der Römerstädter gehörte eine Wallfahrt zum Lindenkirchl ihrer Heimatstadt, die bis ins Jahr 1714 zurückreicht und ihre Ursache in einem Gelübde der Bürgerschaft in Zeiten der wütenden Pest hat.
In der neuen Heimat nahmen die Römerstädter diese Tradition wieder auf und wallten 1947 erstmals zum Zeiler Käppele. Seit 67 Jahren beteiligen sich nicht nur die „Zeiler Römerstädter“, sondern Sudetendeutsche und ihre Nachfahren von überall her an der Wallfahrt. So kam es, dass die Stadt Zeil schließlich die Patenschaft für alle aus Römerstadt vertriebenen Sudetendeutschen übernahm.
Darüber hinaus hat die Stadt 2012 im Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm den „Treffpunkt Heimat“ eingerichtet, der die Geschichte des Sudetenlandes, der Stadt Römerstadt, die Vertreibung ihrer Bewohner und ihre Integration in der neuen Heimat beleuchtet. Die seit Freitag offiziell bestehende Partnerschaft der tschechischen Kommune mit Zeil ist ein weiterer Schritt in Richtung Vergangenheitsbewältigung und Völkerverständigung.