Ein Vorteil des Hausarztmodells ist offenkundig: Der Patient zahlt nur einmal im Jahr die zehn Euro Praxisgebühr bei seinem Hausarzt, kann sich dadurch jährlich also maximal 30 Euro sparen, weil die Zahlung der Praxis-Gebühr für die anderen drei Quartal entfällt. Bedingung ist aber, dass sich der Patient vom Hausarzt sämtliche Überweisungen für die Fachärzte geben lässt. Für den Patienten können so unter Umständen aber auch aufwändige Doppeluntersuchungen oder gegenläufige Verordnungen vermieden werden. Das spart Zeit und Geld - für den Patienten und für die Krankenkasse.
Zum anderen weiß der Hausarzt durch die Rückmeldungen seiner Fachkollegen, wie er in seiner Therapie fortfahren muss. Alle Informationen über Behandlungen und die Verordnungen von Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln laufen in der Praxis des Hausarztes zusammen. Er betreut den Patienten vor und nach der fachärztlichen Behandlung und informiert seine Arztkollegen über Vorerkrankungen sowie aktuelle Befunde.
Das Hausarztmodell wird sowohl von den Patienten als auch von den Hausärzten im Landkreis Haßberge sehr gut angenommen. Das bestätigten übereinstimmend die Geschäftsführer der Barmer Ersatzkasse (BEK) und der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) auf Nachfrage.
"Rund 53 Prozent der insgesamt 3800 BEK-Versicherten im Landkreis Haßberge nutzen die Vorteile des Hausarztmodells", sagt Geschäftsführerin Karin Kaiser von der Barmer in Haßfurt. "Und rund 95 Prozent der Hausärzte machen auch mit. Das ist natürlich sehr positiv!"
Auch bei der AOK läuft die Aktion ausgesprochen gut. So sind laut Geschäftsführer Bernd Werner etwa 6000 von den rund 28 000 AOK-Versicherten im Landkreis beim Hausarztmodell mit dabei. Insgesamt 33 Hausärzte im Landkreis, und damit laut Bernd Werner "so gut wie alle", sind ebenfalls daran beteiligt. Bayernweit beteiligen sich bei der AOK von etwas über vier Millionen Versicherten derzeit etwa 600 000 Männer und Frauen an dem Modell.
Patientinnen und Patienten, die an dem Programm teilnehmen, kommen in den Genuss weiterer Vergünstigungen. Ein Vorteil für diese Barmer-Mitglieder sei der Gesundheits-Check, erläutert Karin Kaiser. Ab dem 35. Lebensjahr können sich Patienten, die am Hausarztmodell teilnehmen, jedes Jahr (statt alle zwei Jahre) einem Gesundheits-Check unterziehen. Auch die AOK bietet ein erweitertes Vorsorgeprogramm für Teilnehmer am Hausarztmodell, sagte Werner. So würden zum Beispiel die "Hautscreenings" (Voruntersuchungen auf Hautkrebs) kostenfrei sein, ab dem 35. Lebensjahr gebe es auch die Gesundheitsuntersuchung schon jährlich.
Die Barmer Ersatzkasse, die beim Hausarztmodell bundesweit schon Vorreiter war, hat jetzt das Hausarztmodell gekoppelt mit dem so genannten Hausapothekenmodell. Und so funktioniert es: Der Patient sucht sich selbst eine Apotheke seines Vertrauens aus, wo er sich einschreiben lässt und dann alle benötigten Medikamente dort kauft. Das habe laut Karin Kaiser den Vorteil, dass beim Abholen des Medikaments gleich überprüft wird, ob mit anderen Medikamenten, die der Patient einnimmt, eventuelle Unverträglichkeiten bestehen. Die Apotheken seien dafür mit einer entsprechenden Software ausgestattet worden, erläutert Kaiser. Alleine dieser Aspekt führt nach Ansicht von Karin Kaiser zu deutlichen Kosteneinsparungen für die BEK. Rund 300 000 Menschen würden jedes Jahr wegen kontraindizierter Medikamenteneinnahme ins Krankenhaus kommen. Das koste alleine die Barmer im Jahr rund 50 Millionen Euro.
Darüber hinaus wolle die Barmer mit diesem Modell auch die örtlichen Apotheken stützen, begründet Kaiser diesen Schritt. Die Apotheken im Landkreis Haßberge seien zu 99 Prozent bei diesem Modell mit dabei, freut sich Karin Kaiser.
Auch bei der AOK wird demnächst das Hausapothekenmodell eingeführt, bestätigte Bernd Werner. Man befinde sich derzeit in abschließenden Verhandlungen mit den Apothekern. Im Gegensatz zum Programm der Barmer, wo der Patient sich eine bestimmte Apotheke aussucht und nur dort die Medikamente abholt, sei bei der AOK geplant, dass der Patient die Möglichkeit habe, alle Apotheken, die an dem Programm teilnehmen und im Schaufenster das entsprechende Hinweis-Schild haben, zu nutzen.
Am Hausarztmodell interessierte Patienten können sich direkt an den Hausarzt wenden. Er füllt dann zusammen mit dem Patien- ten den entsprechenden Auf- nahme-Antrag aus. Informationen erteilten auch die Geschäftsstellen der Krankenkassen.