Es ist ein Bild einer Arznei, die Hausärzten so gar nicht schmeckt: Röslerol. Groß prangt die Arzneimittelpackung auf den Plakaten, die am Donnerstag und am Freitag den Protest der Hausärzte gegen die Pläne des Bundesgesundheitsministers deutlich machen. Für sie sind Philipp Röslers Pläne eine Mogelpackung. Dem Protest schlossen sich auch im Landkreis Haßberge fast alle der gut 40 Hauärzte an, so Roland Leitgeb, Regionalbeauftragter des Bayerischen Hausärzteverbandes (wir berichteten).
Und die Patienten haben Verständnis für die Protestaktion, berichtet der Königsberger Hausarzt Ronald Meisch. Bereits im vorhinein hatte er sich Zeit genommen, über die Protestaktion aufzuklären, die Gründe zu erklären. Wenn man den Leuten erläuterte, was in zehn oder 15 Jahren auf die Landbevölkerung zukomme, habe es immer Verständnis für die Protestaktion gegeben. Und meist sei die Meinung der Patienten dann gewesen: „Da habt ihr eigentlich Recht“.
Ronald Meisch, der am Donnerstag Bereitschaftsdienst im Rahmen der Protestaktion hatte, waren bislang keine Klagen wegen der Protestaktion zu Ohren gekommen.
Einer der rund 40 Hausärzte im Landkreis, der sich an der Protestaktion beteiligte, war auch der Hofheimer Allgemeinarzt Erhard Stubenrauch. „Wir tun dies nicht, um Patienten zu ärgern, oder zu schädigen. Wir schließen unsere Praxen um auf die unaufrichtige Politik von Gesundheitsminister Rösler aufmerksam zu machen“, erklärt Stubenrauch.
Mit Unterstützung vieler Patienten, des damaligen Ministerpräsidenten Beckstein und der jetzigen Spitze der CSU sei es 2008 gelungen, ein Gesetz durchzusetzen, das alle Krankenkassen verpflichte, mit Hausärzten Verträge für die hausärztliche Versorgung abzuschließen.
Modell steht auf der Kippe
Eigentlich müssten sich die Hausärzte ja gar keine Gedanken über den Erhalt der hausarztzentrierten Versorgung machen, denn diese sei ja im Koalitionsvertrag festgeschrieben, so Leitgeb. Doch Bundesgesundheitsminister Rösler wolle das kippen, wofür man lange gerungen habe, ein Modell, „das wir in vielen Verhandlungen mit Leben erfüllt haben“.
Das Gesetz sei dringend erforderlich gewesen, so Stubenrauch, denn immer weniger Ärzte entscheiden sich unter den gegebenen Bedingungen für eine unsichere Zukunft als Hausarzt. Womit gerade für das flache Land die Gefahr drohe, so Ronald Meisch: „Die Landbevölkerung wird nicht versorgt“.
„Die Hausarztverträge bieten uns Hausärzten und unserem Nachwuchs, aber auch der wohnortnahen hausärztlichen Versorgung wieder eine Zukunftsperspektive“, so Stubenrauch. Sie biete eine vernünftige finanzielle Basis – doch dies solle unter Spargesichtspunkten aus dem Gesundheitsministerium wieder rückgängig, oder zumindest nicht fortgesetzt werden, so Stubenrauch weiter. Zumal auch die Rechnung nicht aufgehe, so Meisch, denn „wenn wir nicht mehr da sind wird es eher teurer“.
Stubenrauch nennt auch Zahlen: Die frühere Regelung habe den Hausärzten etwa 60 Euro für drei Monate Rundum-Betreuung eines Patienten erbracht. Dies sei durch die Hausarztverträge auf 75 bis 80 Euro aufgestockt worden. Stubenrauch weiter: „Innerhalb der Kassenärztlichen Vereinigung hatte man uns auf ein so genanntes Regelleistungsvolumen von etwa 50 Euro für drei Monate heruntergestuft. Dies soll nach dem Willen der Politiker nun wieder allgemeingültig werden. So verlieren unsere Praxen die dringend benötigten Geldmittel“.
Anstatt die Hausärzte in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen zu lassen, wollten „Bundesgesundheitsminister Rösler und die FDP, leider auch Teile der CDU das Gesetz wieder aushebeln und somit die Existenz, unsere Arbeit erneut in Frage stellen,“ so Stubenrauch weiter. Sie täten dies, obwohl sie das Gegenteil versprochen hätten und dies ja auch im Koalitionsvertrag vereinbart worden sei.
Das Vorgehen der Politik sei „unehrlich“, so Stubenrauch und „kein politischer Stil“, so sein Hausarztkollege Meisch aus Königsberg.
Wohltuend seien dagegen in den vergangenen Tagen gerade zwei Sachen gewesen, so Ronald Meisch: Zum einen, wie die Patienten Verständnis für die Belange der Hausärzte aufbrachten, aber auch die große Einigkeit unter den Kollegen, denn „wir sitzen alle in einem Boot“.