Die Würfel sind gefallen. Das Siegerdorf im Landkreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ steht fest: Untermerzbach. Nachdem die Jury nach ihrer Tour am Dienstag Ottendorf und Rügheim und am Mittwoch Stöckach, Ibind und eben Untermerzbach besucht hatte, traf sie ihre Entscheidung und erklärte das Kerndorf der im äußersten Nordosten Unterfrankens am Rande des Naturparks und Landkreises Haßberge liegenden Gemeinde zum Sieger.
„Die Letzten werden die Ersten sein“ – Das Sprichwort, das seinen Ursprung im Neuen Testament hat, ist zutreffend, denn letzter Ort auf dem Besichtigungsplan der fünfköpfigen Wettbewerbsjury war Untermerzbach. Ein heißer Draht in den Himmel muss wohl existieren, könnte man angesichts des überraschend guten Wetters meinen. Am Mittwoch um exakt 14.30 Uhr, als der Kleinbus vom Landratsamt mit der Bewertungskommission an Bord am Marktplatz einparkte, verschwanden die schwarzen Regenwolken, um der Sonne zu weichen. Ein gutes Omen für Untermerzbach, das Bürgermeister Helmut Dietz und die mit ihm zahlreich erschienenen Bürger zu nutzen wussten. Die Kirchweihmusikanten spielten auf und Dietz sprach Worte zur Begrüßung, die Einblick in das Leben im Dorf mit seinen Bewohnern und Einrichtungen gaben.
Erwartungsfroh setzte sich der Tross von mehr als 100 Menschen in Bewegung. Erste Station war die Kirche, die zum evangelischen Dekanat Rügheim gehört und als Simultankirche etwas Besonders ist. Über den „Adelsfriedhof“ mit vielen Rotenhan-Grabstätten und vorbei am Mehrgenerationenspielplatz führte der Weg zur Schule mit Sportplatz und Turnhalle. Fröhliche Kinder, die sangen, herumtollten, an Hochbeeten stolz die Früchte ihrer schulgärtnerischen Arbeit zeigten und vom Bürgermeister ein Extralob für ihre Anwesenheit erhielten, verbreiteten gute Stimmung.
„Alle Straßen frisch abgespült“, hatte Dietz angesichts des starken Regens zuvor augenzwinkernd bemerkt. Unterwegs machten der Bürgermeister, sein Stellvertreter Siegfried Kirchner und mehrere Gemeindemitglieder auf die Infrastruktur sowie die Sanierungsergebnisse in Rathaus und Grundschule aufmerksam. Sie erwähnten die ärztliche Versorgung, die Apotheke im Dorf und den Dorfladen, der auch Treffpunkt für die Menschen sei, sowie die Stromtankstelle.
„Etwa 100 Arbeitsplätze gibt es im Ort plus mehrere Mittelständler als Arbeitgeber in der Umgebung“, unterstrich Dietz. Die Kerngemeinde mit 550 Einwohnern könne sich sehen lassen. Er lobte die Dorfgemeinschaft, „die einiges bewegt und vieles im Dorf positiv gestaltet“ habe. Er nannte den Bürgertreff „Komm“ und den Dorfladen „Mio“, aber auch das multifunktionale Feuerwehrgerätehaus mit Rotkreuzräumen sowie den Bau- und Wertstoffhof. Die Jurymitglieder schauten alle Einrichtungen an, und an vielen Stellen gaben Einwohner Erläuterungen, aus denen Stolz auf ihr schönes Dorf sprach. Die Existenz vieler lebendiger Vereine wurde deutlich, die unter anderem für das gesellschaftliche und kulturelle Leben Sorge tragen. Wein aus Untermerzbacher Hausstöcken in so genannter „Pendelbogenerziehung“ baut Gartenbauvereinsmitglied Wilhelm Greiff an. Für die Bewertungskommission und alle, die gerne probieren wollten, wurde ein Gläschen des prickelnden Weins kredenzt.
Zu Untermerzbach gehört der Bach, der dem Ort den Namen gab, sowie ein idyllischer Teich und das Schloss mit einem großflächigen Park. Das Anwesen wird heute von einer Berufsgenossenschaft genutzt.
Die zweistündige Rundtour fand im Anwesen des Künstlers Gerhard Kanz seinen Abschluss. „So ein Künstler ist ein Segen für eine Gemeinde“, war zu hören. Altbürgermeister Walter Eichhorn sagte es deutlicher: „Dieser Platz ist die Abschussrampe zum Paradies.“ Kanz lebt und arbeitet hier seit 15 Jahren, nachdem er die ehemalige Brauerei nach historischem Vorbild hergerichtet und einen schönen Garten angelegt hat. An diesem Tag stand er offen für alle. Bei Musik und kulinarischer Versorgung verteilte die Jury viel Lob und nur „ganz wenig Kritik auf hohem Niveau“. Die Einschätzung gipfelte in Manfred Hußleins Feststellung: „Ich bin froh, dass Untermerzbach im Landkreis Haßberge liegt!“
In einer Versammlung vorab hatte Bürgermeister Dietz gesagt: „In unserem Dorf hat sich viel getan. Wer mit offenen Augen durch den Ort geht, kann es sehen“. Er hatte alle Bürger aufgefordert, ihre Anwesen nochmals „auf Vordermann zu bringen“, sozusagen als Feinschliff. Alle sollten dazu beitragen, erfolgreich zu sein. Am Ende des Rundgangs der Jury, als noch nicht klar war, welches der fünf Dörfer Sieger sein würde, stand für die Untermerzbacher bereits fest: „Wir haben gewonnen, wenn nicht im Dorfwettbewerb, dann im Vorankommen unserer Gemeinde.“