„Rügheim blüht“ – das war am Sonntag das Motto des Tages. Mit einer bunten Blumenpracht wetteiferten Gärtner und Pflanzenliebhaber im Ort mit der herrlichen Obstbaumblüte und den gelben Farbteppichen in der umgebenden Natur.
Ein Wetter, wie man es sich besser nicht wünschen kann: strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, sommerliche Temperaturen. Die Beete in den Gärten sind gerichtet und harren der Pflanzen, die da kommen. Was liegt da näher, als sich zur Pflanzen- und Gartenbörse nach Rügheim aufzumachen und mit allem, was grünt und blüht einzudecken. Längst ist die Veranstaltung kein Geheimtipp mehr. Das Kaiserwetter trug das seine dazu bei, dass es zur zehnten Gartenbörse Tausende in den Hofheimer Stadtteil zog.
Gemüse für Garten und Balkon
Die Rügheimer Pflanzen- und Gartenbörse samt Kunsthandwerkermarkt ist ein Fest für alle Sinne. Wohin auch das Auge schweift – leuchtende Farben und Grün in allen Schattierungen. Großer Andrang herrscht überall dort, wo es Gemüsepflanzen und Blumen für Garten und Balkon gibt. Neben den gängigen Busch-, Strauch-, Kirsch- und Cocktailtomaten finden Liebhaber allerlei Raritäten der Nachtschattengewächse. Und auch Sammler seltener Rosen oder Stauden kommen auf ihre Kosten. Liebt es die Pflanze eher schattig oder mag sie die pralle Sonne? Tomaten ausgeizen oder nicht? Den Strauch zurückschneiden oder nach Lust und Laune wuchern lassen? Ratschläge und Tipps gibt es von den Experten kostenlos.
Heiß begehrt ist selbst gezogenes junges Gemüse und die Blumenableger der Rügheimer Gärtnerinnen. Wer da nicht Frühaufsteher ist, geht leer aus. Zu den Stars unter den Blattschmuck-Stauden gehören die Funkien (Hostas), auch Herzblattlilien genannt. Aus etwa 100 Sorten kann am Stand von Andre Ditterich aus Gerolzhofen ausgewählt werden. Grüne, gelbliche oder bläuliche Blätter, lila- oder weißblühend oder gar stark duftend – „es gibt eine wahnsinnige Bandbreite sowohl bei den Blättern, als auch bei den Blüten“, erklärt die Verkäuferin.
Müssen sich die Augen vom vielen Schauen ausruhen, ist der Geschmackssinn an der Reihe. Der Platz um die Kirche hat sich in einen lauschigen Biergarten verwandelt. Köstlicher Bratwurstduft vermischt sich mit dem Geruch nach frisch gebackenem Flammkuchen. Oder gelüstet es dem hungrigen Bauch eher nach Kartoffeln mit Quark? „Mit Liebe“, wie er betont, wäscht Lothar Brochloß-Gerner die Knollen, bevor sie im historischen Dämpfer gegart werden.
Den leckeren selbst gebackenen Kuchen und Torten kann man ja im Anschluss noch einen Besuch abstatten. Doch auch hier gilt es, nicht zu lange zu überlegen: Rechtzeitig muss das süße Ziel angesteuert werden, denn die Backkunst der Rügheimer Tortenbäckerinnen hat sich längst herumgesprochen. Da kann es schnell passieren, dass es heißt: „Alle 100 Torten ausverkauft.“
Auch an die Kinder hatte das Rügheimer Organisationsteam gedacht: Der Nachwuchs konnte sich am Kirchplatz mit einem Tattoo schmücken oder mittels Gesichtsbemalung in einen Schmetterling verwandeln lassen. Oder Hühnern und Tauben in den Volieren des Geflügelzuchtvereins Ibind einen Besuch abstatten.
Wachsender Andrang
Der Andrang an Händlern wachse Jahr um Jahr, berichtet Cheforganisator Siegfried Burger, der erfreut ist über den guten Ruf der Gartenbörse. Aber „gewerbliche Händler mit Billigwaren bekommen bei uns keinen Platz“.
In Rügheim sind Eigenproduktionen gefragt. Ob Geschnitztes, Gebranntes, Genähtes, Gekochtes oder Geschmiedetes – es soll selbst gemacht sein. Und so haben sich neben den Gärtnern zahlreiche Kunsthandwerker und Hobbybastler eingefunden, die ihre Waren aus Ton, Holz, Metall, Leder, Wolle und Stoff feilbieten. Von der Babymütze über Perlenketten, Metallstelen, Holzeulen bis hin zu fränkischen Holzrechen gibt es alles, was das Käuferherz begehrt.
Zwischen all dem Dekorativen und Nützlichen findet sich allerlei Leckeres und Gesundes, wie Aufstriche, Honig, Olivenöl oder Aroniasaft. Der stammt von Aronia-Sträuchern an einem Südhang in Dingolshausen. In ihrem Aronia-Garten erntet Barbara Behr per Hand die an Antioxidantien reichen Beeren. Die Aroniabeere wirke sich mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen positiv auf die Gesundheit aus, erklärt Behr.
Viele Verkäufer stammen aus der näheren Umgebung und dem Landkreis. Doch es sind auch etliche dabei, die weitere Wege auf sich nehmen und etwa aus Naila, Bayreuth, Nürnberg oder Forchheim anreisen. Anke Heinrich ist mit ihren Ton-Unikaten zum ersten Mal in Rügheim vertreten. Die Forchheimerin bietet ihre Keramiken vor dem Schüttbau an. „Ich bin ganz begeistert, von dem schönen Dorf und dem herrlichen Ambiente hier“, sagt sie.
Dank für Urgesteine
Aber es gibt auch zahlreiche Händler, die den Rügheimern seit Jahren die Treue halten. Zu ihnen gehören Marion Geyer aus Altenstein mit handgesponnener Wolle und Wollprodukten, Inge Wolf aus Zeil mit Edelstein- und Perlenschmuck und Annette Falk, die die Türen ihrer Töpferei geöffnet hat. Den drei Damen, die seit zehn Jahren dabei sind, dankten Siegfried Burger, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, und Elfi Reichert, die Organisatorin der Marktstände für ihre Treue mit einem Blumenstrauß.