Die Grundgedanken des „Werdenfelser Wegs“ sind eine Angelegenheit, mit der sich Heimbetreiber, rechtliche Vertretungspersonen beziehungsweise Angehörige der Pflegebedürftigen und Verfahrenspfleger derzeit verstärkt beschäftigen. Durch die Umsetzung des „Werdenfelser Wegs“, der im Landkreis Haßberge auf Initiative des Betreuungsvereins Haßberge und des Amtsgerichts Haßfurt eingeführt wurde, unternahm man erste verfahrensrechtliche Schritte zur Reduzierung freiheitsentziehender Maßnahmen.
Auch die örtlichen Pflegeeinrichtungen befassen sich verstärkt mit diesem neuen pflegerischen Ansatz, der eine weitgehende Vermeidung unterbringungsähnlicher Maßnahmen bei Pflegebedürftigen (zum Beispiel Fixiergurte, Vorsatztische, Bettgitter) zum Ziel hat. Denn man weiß, dass regelmäßig und dauerhaft eingesetzte freiheitsentziehende Maßnahmen zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Ein Blick in die Gesetzestexte zeigt, dass nur besonders schwerwiegende Gründe Maßnahmen wie Bettgitter oder Ähnliches überhaupt straffrei möglich machen. Es muss also immer eine Genehmigung des Betreuungsgerichts vorliegen. Die Betreuungsrichter erteilen einen Beschluss mit der Erlaubnis zur Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen jedoch nur, wenn keine mildere Maßnahme möglich ist.
Welche Maßnahmen für den Einzelnen nun die passenden sind, seien es nun niedrig stellbare Betten, Hüftprotektorenhosen, Sturzprophylaxematten oder Gehwagen, sei es nun Kraft- und Balancetraining oder vermehrte Beschäftigung am Tag – dafür hat man im Schloss Ditterswind seit einem Monat Tina Scheller als Case Managerin eingestellt. Dieses Berufsbild prägt vor allem der Einsatz in vielen Humandiensten. Im Mittelpunkt steht der hilfsbedürftige Mensch, der von einem Case Manager durch das Gesundheits- und Sozialsystem begleitet wird. Case Management zielt darauf ab, die Ressourcen von Menschen mit Mehrfachproblemlagen zu aktivieren und zur Problembewältigung nutzbar zu machen.
Die Fragestellung für Tina Scheller heißt daher nicht, was ist vorhanden, was setzen wir ein, sondern: Was braucht der Betroffene, welche Möglichkeiten bieten sich an oder müssen geschaffen werden? Die Bereitstellung eines Gehwagens ist für so manchen Heimbewohner schon eine echte Hilfe, um sich ohne Sturzgefährdung weiterbewegen zu können. Josef Saternus jedenfalls schätzt dieses neue Gerät sehr und kann auch schon prima damit umgehen, wie unser Bild unter Beweis stellt. Daneben weiß er geeignete Betreuungspersonen in seiner Nähe, falls Komplikationen auftreten sollten.