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UNTERTHERES: Polizist wird Hobby-Autor

UNTERTHERES

Polizist wird Hobby-Autor

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    Stolzer Autor: Über einen Internetanbieter hat der Unterthereser Joachim Engel sein eigenes Buch veröffentlicht.
    Stolzer Autor: Über einen Internetanbieter hat der Unterthereser Joachim Engel sein eigenes Buch veröffentlicht. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Es hät fei schlimmer kum könn“ – so lautet der Titel eines 99-seitigen Buchs mit Kurzgeschichten über den fränkischen Alltag. Für den Autor Joachim Engel hätte es dagegen nicht besser kommen können.

    Bei einem Stadtbummel durch Coburg im Dezember vergangenen Jahres sei er in einem Buchladen vor der Präsentation von Mundartliteratur gestanden: „Das ist mein großer Traum“, habe er gedacht, „dass einmal ein Buch von mir in einer Buchhandlung auf einem Tisch läge.“ Zielstrebig hat er an der Erfüllung seines Wunsches gearbeitet. „Seit Ende Januar liegt mein Buch in den Buchhandlungen in Schweinfurt und Haßfurt“, sagt der Hobbyautor voller Stolz.

    Seine kurzen Geschichten drehen sich um Alltagssituationen – manche mit wahrem Hintergrund, manche frei erfunden – und sind meist mit einer Pointe versehen. „Ich gewinne dem Ernst des Lebens gerne etwas Spaß ab.“ Am Schluss solle der Leser immer ein wenig lachen können, wünscht sich Engel. 25 Jahre habe er sich durch den Bücherschrank seines verstorbenen Schwiegervaters, einem ehemaligen Lehrer, gelesen, aber „jetzt wollt ich halt selbst mal schreiben.“ Für die Mundart hat sich der Unterthereser entschieden, „weil's auf fränkisch einfach ,gschpasiger‘ rüberkommt“. Außerdem sei Mundartliteratur momentan in.

    Fränkisch angehauchtes Hochdeutsch

    In Unterschleichach aufgewachsen, habe er auch noch viel „Bamberger Slang“ in seiner Sprache. „Richtig derbe Mundart sprechen die jüngeren Generationen doch gar nicht mehr“, meint Engel. „Ich wollte, dass die Geschichten im Vordergrund stehen, und man sie flüssig lesen kann.“ Deshalb habe er in einem eher fränkisch angehauchten Hochdeutsch und nicht in einem extremen fränkischen Dialekt geschrieben.

    Wenn er seine Zeit nicht verschläft oder mit den kleinen und großen Problemen des Alltags kämpft, arbeitet Engel in Schweinfurt als Polizist – dies offenbart er auf der Rückseite seines Buches. Er möchte zwar ein guter Polizist sein, aber „wenn mich einer als guten Beamten bezeichnet, mag ich das gar nicht.“ Dieser verstecke sich Engels Meinung nach in blindem Gehorsam hinter Akten und Vorschriften. Ein guter Polizist müsse dagegen immer der Situation und den Menschen gerecht werden. „Ein guter Polizist und ein guter Beamter schließen sich quasi gegenseitig aus“, schmunzelt Engel. Seine Kollegen bei der Polizeiinspektion Schweinfurt seien stolz auf ihn. Häufig werde er gefragt, ob er Erlebnisse aus seinem eigenen Leben schildere. „Weil zwei meiner Geschichten von geplanten, aber teilweise missglückten Doppelselbstmorden handeln, wurde ich von einem Kollegen sogar schon gefragt, ob ich suizidgefährdet sei“, lacht er.

    Fünf Jahre sammelte Engel seine Geschichten, bevor er sie via „Book on Demand“ (engl.; Buch auf Bestellung) veröffentlichte. Bei diesem Verfahren stehen die Bücher dem Buchhandel nur virtuell zur Verfügung und werden erst bei Bestellung gedruckt. Auf diese Weise kann praktisch jeder, der sich zum Schriftsteller berufen fühlt, ein Buch herausbringen. Der Autor muss sich keinen Verlag suchen, wird inhaltlich nicht korrigiert und trägt kein finanzielles Risiko. Engel ist begeistert von dem System: „Es gibt keine Mindestauflage und die Verbreitung über das Internet läuft ganz automatisch.“

    „Besonders auf meinen langen Fahrradtouren fällt mir immer viel ein“, sagt Engel, „da muss ich aufpassen, dass ich nicht alles wieder vergessen habe, wenn ich nach vier Stunden heimkomme.“

    Sein nächstes Ziel hat er schon vor Augen: Kabarett machen. Sein Programm „Überholspur“, das er fast fertig habe, handle davon, was Leute so alles tun, um im Leben auf die Überholspur zu kommen. „Ich denke, dass ich das mal probieren sollte“, sagt er selbstbewusst. „Nichts Schlimmeres, als wenn man sich nix traut und Gelegenheiten verpasst“, ist seine Devise. Politik käme nicht bei ihm vor, denn „da gibt's schon lange nichts mehr zum Lachen.“ Und auch das Thema Kirche spiele in seinen Geschichten keine Rolle. „Weil ich gehöre noch zu der Generation, die mit dem Treten aufhört, wenn der andere am Boden liegt“, lautet Engels Begründung.

    Eine Botschaft gebe es nicht in seinem Buch, „höchstens, dass man die Menschen nicht immer in gut und böse einteilen sollte.“ Diese Einteilung vereinfache zwar unser Weltbild, sei aber falsch und in kaum einem Fall zutreffend, findet Engel. Natürlich hofft er, dass sein Buch sich gut verkauft. Nur einer dürfe es nicht lesen – sein ehemaliger Deutschlehrer.

    Engel, Joachim: „Es hät fei schlimmer kum könn – Fränkischer Alltag in Kurzgeschichten“ 12,90 Euro, ISBN 978 384 825 7461

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