Der Unmut ist groß in Prappach. Die Firma „Schnell im Netz“ hatte von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für den Breitbandausbau erhalten. Als klar wurde, dass die Anbindung durch Richtfunk erfolgen soll, regte sich der Widerstand. Bei einer Infoveranstaltung sprach Alexander Vogler, Leiter xDSL Rollout bei der Telekom, über die technische und rechtliche Situation.
Für die Wut der Prappacher gibt es mehrere Gründe. Viele sehen in dem Richtfunkmast eine Verschandelung des Ortsbildes. Zudem sei der Richtfunk eine viel unsicherere Übertragungsmethode. Eben das ist auch der Grund für das dritte Problem der Prappacher: Eigentlich müsste jeder Anbieter anderen Anbietern erlauben, seine Technik zu nutzen. So lange „Schnell im Netz“ aber statt Glasfaserkabeln den Richtfunk verwendet, besteht hierfür von anderen Anbietern kein Interesse. Vogler erklärte, der Telekom und anderen Anbietern sei der Richtfunk zu unsicher.
Daher haben die Kritiker den Verein „Wir in Prappach“ gegründet und hoffen, dass diesem bald viele Bürger beitreten werden. Mittlerweile scheint sich der Zorn der Prappacher besonders gegen die Person Stephan Hager, den Geschäftsführer von „Schnell im Netz“ zu richten. Dieser hatte sich im August den Fragen der Prappacher gestellt, hatte aber seine Absicht bekräftigt, seine Rechte wahrzunehmen und Prappach mit Richtfunk anzubinden. Auch gegen Bürgermeister Günther Werner richtet sich die Kritik, denn dieser habe nicht genug getan, um den Ausbau durch „Schnell im Netz“ zu verhindern. Mehrfach klang der Vorwurf an, da „Schnell im Netz“ letztlich ein Ableger des Haßfurter Stadtwerks sei, gebe es im Rathaus immer noch ein Interesse, die Firma zu unterstützen oder ihr zumindest nicht in die Quere zu kommen. „Der Bürgermeister geht den Weg des geringsten Widerstandes“, kritisierte Jochen Hübschmann, einer der Initiatoren der Proteste.
So lange „Schnell im Netz“ das Recht zum Breitbandausbau hat, könne kein anderer Anbieter etwas ausbauen, das im Zusammenspiel mit der von „Schnell im Netz“ verwendeten Technik zu Störungen führen könnte. Moderne Möglichkeiten wie Vectoring oder VDSL seien damit ausgeschlossen, erklärte Vogler. Einzig eine ADSL-Anbindung könne die Telekom ausbauen. „Bei steigenden Bandbreiten ist das nicht die Alternative, die sich wirtschaftlich trägt“, sagte er. Dennoch äußerten viele Bürger den Wunsch, lieber auf diese Notlösung zurückzugreifen, als einen Vertrag mit „Schnell im Netz“ zu schließen. Vogler gab an, er werde diesen Vorschlag „mitnehmen und besprechen“. Zuvor, so berichtete er, habe es bereits Gespräche zwischen der Telekom und „Schnell im Netz“ gegeben. „Ich habe selbst mit Herrn Hager telefoniert“, berichtete Vogler. Dabei habe er ihm angeboten, wenn „Schnell im Netz“ verzichte und die Telekom den Ausbau übernehmen lasse, werde die Telekom die bisher entstandenen Kosten für Material und Planung übernehmen. Allerdings habe Hager eine Ablösesumme für erwartete Gewinne verlangt. „Das Spiel wird definitiv nicht funktionieren“, zeigte sich Vogler überzeugt.
Einige Menschen setzten ihre Hoffnungen in die Möglichkeit, dass Hagers Firma den Ausbau nicht rechtzeitig schaffen werde. Immerhin sei die Frist von einem Jahr, die er von der Bundesnetzagentur erhalten hatte, beinahe abgelaufen und bisher sei die Technik noch nicht vorhanden. Vogler hingegen erklärte, eine kleine Verzögerung werde die Bundesnetzagentur nicht stören. Was aber hilfreich sein könnte, wäre, zu dokumentieren, wie lange nichts passiert sei. Mittlerweile sei durchgesickert, dass das Haßfurter Stadtwerk angeboten habe, Glasfaserkabel nach Prappach zu verlegen, die dann von Schnell im Netz genutzt werden können. Diese Information sei aber noch nicht offiziell.