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KIRCHLAUTER: Pullover und Jacken für Afrika

KIRCHLAUTER

Pullover und Jacken für Afrika

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    Zwei rechts, zwei links oder alle rechts: Wie Perlen gleiten die Maschen in Lioba Baums Handarbeit über die Nadeln. In Sekundenschnelle. Stricken ist ihre Leidenschaft. Für einen kleinen Kinderpulli braucht die Endsiebzigerin acht bis 14 Tage. Seit ihrer Jugend fertigt sie Pullover, Jacken, Socken, Strumpfhosen oder Babybekleidung. Zunächst versorgte sie die ganze Familie, aber dann kam in den 80er Jahren die Maschenware aus der Mode. Wohin nun mit den liebevoll gefertigten Unikaten?

    Über den Seniorenkreis Kirchlauter kam damals eine Idee. Dort hatte man Kontakt zu einer Nonne aus Jesserndorf, die in Afrika in einem Hilfsprojekt arme Menschen versorgte. „Sie brauchte vor allem warme Jäckchen für kleine Kinder“, erinnert sich Lioba Baum. Damals fingen sie und andere Kirchlauterinnen an, für fremde Menschen zu stricken. Die Arbeit erfüllte sie, denn von der Nonne kamen bald Fotos.

    „Das sah so toll aus, die kleinen farbigen Kinder in den bunten Jacken. Das hat mich wirklich gefreut und davon zehre ich noch heute“, strahlt die ältere Dame. Dann wurde das Projekt aber einfach zu teuer. Der Seniorenkreis musste immer die Versandkosten zahlen. Und da wurden die Organisatoren auf Bundestagsvizepräsidentin a.D. Dr. Susanne Kastner aus Maroldsweisach und ihre Arbeit in Rumänien aufmerksam. Seit den 90er Jahren gibt Lioba Baum nun zweimal im Jahr ihre Kinderpullover auf die Reise mit.

    Noch immer strickt sie für kleine Kinder, „drei bis fünf Jahre“, sagt sie. Sie hat sich inzwischen einen eigenen Standard entwickelt, „denn ich stricke immer nur nach Gefühl, nach Vorlagen kann ich das nicht“, erklärt sie. Das Zählen ist ihr einfach zu viel. Und so nimmt sie immer 120 bis 140 Maschen auf die Rundnadel. „Dann brauche ich auch nur rechts zu stricken und das geht gut beim Fernsehen und beim Unterhalten“, lächelt sie. Am liebsten strickt die Seniorin nachmittags und abends, besonders im Winter, wenn es draußen dunkel und kalt ist. „Ich brauche diese Bewegung einfach“, sagt sie, während die Maschen über die Nadeln sausen.

    Bunt sind ihre Pullover und manche haben hübsche, einfache Muster. Sie verstrickt alles an Wolle, was sie in die Hände bekommt. Derzeit hat sie Garne aus der Auflösung einer industriellen Pulloverproduktion. „Da nehme ich einfach mehrere zusammen, so dass ich einen ausreichend dicken Faden habe“, zeigt sie. Damit alles seine Ordnung hat, richtete sie sich ein kleines Obstkistchen für ihre Arbeit und die Wolle her. Die Rohware bekommt sie inzwischen von überall her geschenkt. „Ich verlange nichts für meine Arbeit, aber ich bezahle auch nichts für Wolle.“ Für den Seniorenkreis Kirchlauter strickt sie seit vielen Jahren auch Socken, die auf dem Weihnachtsmarkt im Schloss verkauft werden. „Das Geld spenden wir dann dem Kindergarten“, informiert die fleißige Handarbeiterin. Und was war das Ungewöhnlichste, das sie je gestrickt hat? Eine Unterhose für die Theatergruppe und eine große runde Weihnachtsbaum-Unterlage für ihre amerikanische Schwiegertochter. „Da hatte ich am Schluss bis zu 500 Maschen auf der Nadel und habe für eine Reihe mindestens eine halbe Stunde gebraucht“, berichtet sie.

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