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BURGPREPPACH: Puppentheater: Mit Rotkäppchen auf Tour

BURGPREPPACH

Puppentheater: Mit Rotkäppchen auf Tour

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    Rotkäppchen und der böse Wolf: Siegfried und Isolde Sperlich erwecken die kleinen Stars am Faden zum Leben.
    Rotkäppchen und der böse Wolf: Siegfried und Isolde Sperlich erwecken die kleinen Stars am Faden zum Leben. Foto: Foto: Fabian Gräfe

    Wer kennt sie nicht, die „Stars an Fäden“ aus Augsburg: Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer, mit ihrer Lokomotive Emma, Lummerland – „Eine Insel mit zwei Bergen . . .“ Oder den sprechenden Kater Mikesch aus dem Dorf Holleschitz. Ach ja, und den so herrlich wild fluchenden Bill Bo – „Bombengranatenelementplitzplotzdonnerwettersakramentnochmal!“ mit seiner Bande, in der zahlreiche Dialekte gesprochen werden. Nicht zu vergessen natürlich das Urmel auf der Insel Titiwu mit all seinen liebenswerten Tierfreunden: Wie etwa dem Pinguin Ping – „So eine wunderpföne Mupfel“ – oder dem singenden See-Elefanten – „Öch bön so traurög.“

    Vor 65 Jahren, am 26. Februar 1948, öffnete sich der Vorhang der Augsburger Puppenkiste zum ersten Mal. Das von Walter Oehmichen, seiner Frau Rose und ihren Töchtern Hannelore und Ulla gegründete Marionettentheater führte das Stück „Der gestiefelte Kater“ auf. Fünf Jahre später, am 21. Januar 1953, klappte der Deckel der Holzkiste mit dem schrägen Schriftzug „Augsburger Puppenkiste“ erstmals im Fernsehen auf. In über 100 TV-Produktionen haben die Puppen Generationen von Kindern, häufig mitsamt ihren Eltern, begeistert.

    Doch wie ist es heute um die Welt des Puppentheaters bestellt? Vermögen Kasperl, Räuber und Co. immer noch Kinder in ihren Bann zu ziehen? „Wenn man sein Handwerk versteht, ist es kein Problem, die Kinder zu fesseln“, sagt Isolde Sperlich. Sie ist die Prinzipalin vom „Karfunkel-Theater“, das seit 19 Jahren seinen Sitz in Burgpreppach hat.

    150 Jahre Theatertradition

    Sowohl sie als auch ihr Mann Siegfried haben das Schauspiel im Blut. Sie stammen beide aus Familien, die auf 150 Jahre Theaterleben zurückblicken können. Mit Wanderbühnen zogen diese einst umher und zeigten Puppentheater oder standen selbst als Schauspieler auf der Bühne. „Zusammen mit meinen Eltern und meinen sieben Geschwistern habe ich schon als Kind auf der Bühne bei verschiedenen Märchen der Gebrüder Grimm mitgespielt“, erinnert sich Isolde Sperlich. Auch heute noch seien all ihre Geschwister mit ihren Familien in der Schauspiel- und Artistenszene unterwegs. Nach ihrer Hochzeit spielten die Sperlichs noch eine Weile in der Truppe von Siegfrieds Eltern mit, bevor sie sich mit dem „Aichacher Puppentheater“ selbstständig machten. Mit Kasperlstücken und Märchen gingen die beiden auf Tour.

    Bald zeigte sich, dass auch die Söhne Tim, Bernd und Christian das Schauspielgen geerbt hatten. Schon als Kinder unterstützten sie die Eltern tatkräftig bei ihrer Arbeit. Inzwischen hat sich ein richtiges Familienunternehmen daraus entwickelt.

    Winterquartier

    Das Anwesen in Burgpreppach ist der Wintersitz der Sperlings. Die Eltern Isolde und Siegfried bewohnen das Haus, die Söhne mit ihren Ehefrauen und jeweils drei Kindern leben in großen Wohnwagen auf dem Gelände. „Hier kennt uns mittlerweile jeder, und wir fühlen uns willkommen“, schildert Isolde Sperlich. Von hier fährt das „Karfunkel-Theater“, wie die Sperlings ihre Bühne mittlerweile nennen, zu Gastspielen in die weitere Umgebung. Jede der vier Familien tritt mit einem eigenen Puppenspiel in Kindergärten und Schulen, in Pfarr- und Vereinsheimen, aber auch auf Festen und Firmenjubiläen auf.

    Die Geschichten vom Indianerjungen Yakari, von Pettersson und seinem Kater Findus und vom Mondbären, aber auch der Märchenklassiker Rotkäppchen, stehen derzeit auf dem Programm. Alle aus der Familie sind Puppen- und Schauspieler und jeder kann viele verschiedene Rollen aus unterschiedlichen Stücken. „So können wir gegenseitig einspringen, wenn mal jemand wegen Krankheit ausfällt“, erklärt Isolde Sperlich. Bei den Kindern sei das Spielen im Vergleich zu früher nicht schwierigerer geworden. „Da bringen wir nach wie vor die Augen zum Leuchten.“ Sogar Zweit- und Drittklässler würden noch gerne zusehen, auch wenn sie es – weil uncool – niemals zugeben könnten. „Aber es ist sehr viel mühsamer geworden, Auftritte zu bekommen“, beschreibt Isolde Sperlich die aktuelle Situation von Puppenbühnen.

    Auf Tournee

    Kaum ist der Winter vorbei, begibt sich die Truppe mit Sack und Pack auf Wanderschaft. „Wenn der Sommer kommt, zieht es mich raus“, lacht Isolde Sperlich. „Dann kann ich nicht mehr hier bleiben, sondern muss andere Dörfer und Städte sehen.“ Mit Wohnwägen und einem eigenen Theaterzelt zieht das Ensemble quer durch Deutschland, aber auch Spielorte in Österreich und der Schweiz liegen auf der Route. Die Puppen haben nun Pause. Jetzt betreten die Sperlings selbst die Bühne. Mit Klassikern wie dem „Räuber Hotzenplotz“, der „Kleinen Hexe“ oder „Pippi Langstrumpf“ unterhalten sie kleine und große Zuschauer. Und wie könnte es anders sein: Auch die neun Enkelkinder spielen schon ab und an mit.

    Neben den Probearbeiten an den Stücken gibt es eine Menge anderer Aufgaben zu erledigen. Isolde Sperling näht die Kostüme, die kunstvoll gestalteten Kulissen werden von Sohn Tim gemalt. Werbematerial wird gefertigt und versandt, Plakate werden verteilt, Karten verkauft und Verwaltungsarbeiten erledigt. Jeder hilft mit, so gut er kann. „Wir haben eine gemeinsame Kasse, in die alle Einnahmen fließen“, erläutert Isolde Sperlich. Nach Abzug aller Auslagen wird durch vier geteilt. „Es geht halt so recht und schlecht.“

    Manchmal sehe sie ganz schwarz für die Zukunft, doch „wenn dann ein Engagement kommt, gibt das wieder einen Hoffnungsschimmer“. Sie seien einfach als Theaterleute geboren und könnten nichts anderes machen. „Man gibt sein Bestes dafür, dass die Kinder glücklich nach Hause gehen“, beteuert Isolde Sperlich. Dies sei die größte Befriedigung für die Schauspieler und erzeuge ein Glücksgefühl, das man nicht beschreiben könne. Sie lacht: „Ich will jedenfalls spielen, bis ich tot bin.“

    Vorstellung: Zu sehen ist das „Karfunkel-Theater“ mit dem Puppenspiel „Rotkäppchen“ am 5. März um 16 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Ebern.

    ONLINE-TIPP

    Video unter www.bote-vom-hassgau.de

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